PPDA - die defensive Kennzahl
Was bedeutet PPDA?
PPDA – Passes per defensive action (Pässe pro Defensivaktion) – ist ein 2017 vom Engländer Colin Trainor ins Leben gerufener Wert, der vor allem die Intensität des Pressings/Gegenpressings aufzeigen soll. Es werden die Pässe gezählt, die eine verteidigende Mannschaft zulässt, bis es zu einer Defensivaktion (Abgefangener Ball/Zweikampf/Foul) kommt. Betrachtet werden dabei ausschließlich die 60 Prozent Spielfeldbereich vor dem gegnerischen Tor, da tiefer in der eigenen Hälfte davon ausgegangen wird, dass eine Mannschaft dort sowieso verteidigen muss und Defensivaktionen direkt vor dem eigenen Tor folglich keine Aussagekraft über das angewandte Pressing besitzen.
Kein reines Qualitätsmerkmal
Es wird davon ausgegangen, dass eine Mannschaft mit einem hohen Pressing und aggressiven Gegenpressing dem Gegner weniger erfolgreiche Pässe erlaubt, da es durch das ständige Anlaufen viel schneller zu Zweikämpfen (= Defensivaktionen) kommt, die dementsprechend in einem niedrigen PPDA-Wert resultieren. Denn grundsätzlich gilt:
- Niedriger PPDA-Wert = Intensives Pressing
- Hoher PPDA-Wert = Weniger intensives Pressing
Einen Überblick über das Pressingverhalten in der aktuellen Bundesliga-Saison gibt die folgende Tabelle:
Den Spielstil analysieren
Es lässt sich bereits erkennen, dass PPDA kein Kriterium für die Spielstärke sein muss und auch ein hoher Wert (= weniger intensives Pressing) zu sportlichem Erfolg führen kann. Vielmehr eignet sich PPDA, um den Spielstil zu analysieren. Eine Mannschaft, die viele gegnerische Pässe zulässt, verteidigt beispielsweise eher tief und kompakt und setzt auf ein Konterspiel. Das sind wichtige Erkenntnise für eine Gegneranalyse und die daraus resultierende taktische Aufstellung des eigenen Teams. Dennoch stehen die meisten Topmannschaften auch im PPDA-Ranking weit oben, da sie in der Regel über eine große Dominanz verfügen und auch im Spiel gegen den Ball die Initiative ergreifen wollen.
Die umgekehrte Deutung
Während PPDA als defensive Kennzahl eingesetzt wird, fokussiert sich der Wert „PPDA against" auf das Ballbesitzteam. Hier geht es jetzt um die eigenen gespielten Pässe, bis der Gegner zu einer Defensivaktion kommt. Dadurch lassen sich Rückschlüsse auf das Aufbauspiel ziehen. Wie viel Risiko geht eine Mannschaft in ihrem Spielaufbau ein? Wie schnell spielt sie sich nach vorne? Hier weisen Teams, die flach von hinten aufbauen, die höchsten Werte auf, da mit diesem Spielstil viele kurze Pässe gespielt werden und es zu weniger direkten Zweikämpfen kommt.
Nicht immer aussagekräftig
Eine Schwachstelle bei der Analyse des PPDA-Wertes einer Mannschaft ist die Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Gegner. Agiert dieser grundsätzlich viel mit langen Bällen, kommt es dementsprechend häufiger zu Defensivaktionen, die sich für die verteidigende Mannschaft womöglich in einem niedrigen PPDA-Wert widerspiegeln, ohne dass sie ein hohes Pressing ausgeübt hat. Daher gibt es bereits Überlegungen, den relevanten Bewertungsradius weiter einzugrenzen und ihn auf 30 bis 40 Meter vor dem gegnerischen Tor zu beschränken.