Bei RB Leipzig wird großer Wert auf Individualität gelegt. Dazu findet jedoch kein Einzeltraining statt. In jeder Einheit mit dem gesamten Team wird ein individueller Fokus gesetzt. Bartosch Gaul präsentiert vier Schwerpunkte, die auf diese Weise bearbeitet werden können.
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Wir trainieren um zu gewinnen
„Wir wollen Spieler mit einer Gewinner-Mentalität ausbilden.“ Diese Haltung, mental und körperlich, müssen wir also auch trainieren und täglich einfordern. Wir fordern - stressen sogar teilweise unsere Jungs emotional, bieten gleichzeitig jedoch auch emotionale Anker. Dadurch schaffen wir wettbewerbsnahe Situationen, sorgen aber auch für Stabilität und helfen aus Misserfolgen Stärke zu gewinnen. Um diese Haltung zu entwickeln wollen wir stets Technik mit maximal hoher Qualität trainieren, spielnahe Ausführungen im taktischen Bereich kreieren und an athletischen Details wettkampfnah feilen.
Die Schwerpunkte häufig wiederholen
Ziel des Fokusspielertrainings ist es, den Spielern möglichst viele Ballkontakte zu ermöglichen. Über eine hohe Wiederholungszahl wollen wir die Zeit auf dem Platz bestmöglich nutzen und jeden Einzelnen ins Üben kriegen. Beim Fokusspielertraining setzen wir zwar den Schwerpunkt für einen Spieler, trainieren diesen Fokus allerdings mit der gesamten Mannschaft. Wir pudern keinen unserer Jungs nach oben. Wir arbeiten an individuellen Fähigkeiten - jedoch stets mit der Gruppe, den Mannschaftskollegen und allen Trainern.
Beim Fokusspielertraining gibt es für uns drei Kriterien: Die Jungs ins Üben kriegen, ins Üben kriegen, und ins Üben kriegen.
Wir trainieren in kleinen Gruppen, in denen unterschiedliche Schwerpunkte thematisiert werden. Das gesamte Team entwickelt den einzelnen Spieler. Damit ist nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Trainerteam gemeint. Wir arbeiten alle zusammen, das Team wird durch den individuellen Spieler besser und umgekehrt.
Kopfball: Kopfballpendel, Technik und Haltung
In unteren Altersklassen thematisieren wir das Kopfballspiel noch nicht so intensiv. Spätestens ab der U15 sollte jeder Spieler aber in der Lage sein, einen sauberen Kopfstoß zu setzen.
Ein Coachingpunkt, auf den wir dabei besonderen Wert legen, ist die Körperspannung. Unser Motto lautet dabei: „Ohne Haltung kein technisch hoch qualitatives Training.“
Weitere Coachingpunkte sind:
- Bogenspannung
- Ball mit der Stirn treffen
- Augen offen halten
- Seitlicher oder frontaler Absprung einbeinig (Dynamik aus dem Spiel) oder zweibeinig (Standards)
- Kontrollierter Kopfball nach unten für schnellere, leichtere Ballkontrolle (nach vorne unten köpfen, den Ball dazu leicht oberhalb der Mitte treffen)
Passspiel: Erster Kontakt, Wahrnehmung
Beim Coaching der einzelnen Techniken geben wir viel individuellen Spielraum. Die Spieler sollen selbst für sich herausfinden, mit welcher Fußhaltung sie den Ball am besten annehmen können oder mit wie vielen Schritten sie danach dynamisch reinstarten.
Hilfen, die wir ihnen dabei mitgeben sind:
- den Ball in offener Stellung mitnehmen und über das Bein, das vorne ist, aufdrehen und in die Dynamik kommen
- Auftakt
- Fußspannung
- 1. Kontakt in die Bewegung (zwei oder drei Schrittlängen)
Torschuss: Stress, Emotionalität (Balance), Technik unter Gegnerdruck
Neben technischen Inhalten nutzen wir das Fokusspielertraining auch, um die Jungs in Stresssituationen zu bringen und sie in ihrer emotionalen Balance zu fordern. Diesen Schwerpunkt setzen wir insbesondere bei denjenigen, die unter Gegnerdruck ihre eigentlich gute Technik nicht immer abrufen können.
Konkret erwarten wir in dieser Form:
- zwei Kontakte zum Torabschluss (Eins-Zwei: erster Kontakt vom Gegner weg, zweiter Kontakt Abschluss)
- Zielen: flach in die lange oder hoch in die kurze Ecke
Spielform Zentrumspieler
Wir können können nicht nur im Kleingruppentraining individuell coachen, sondern auch in großen Spielformen auf einzelne Spieler eingehen. In diesem Beispiel begleitet ein Trainer den Zentrumspieler, der als Neutraler agiert. Es geht darum, ihn implizit zur gewünschten Lösung zu bekommen. Dazu wird er mit aufgabenorientiertem Coaching unterstützend begleitet, bleibt in seiner Entscheidungsfindung jedoch frei. In den Pausen oder im Anschluss im Video besprechen wir die möglichen Lösungen mit ihm im Detail.
In diesem Beispiel erwarten wir vom Zentrumspieler:
- knapp hinter dem Fenster anbieten (wahrnehmen und entscheiden)
- Ausführung des Drehmoments („Drehtür“)