In der vierten Minute der Nachspielzeit im Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark schoß Kasper Schmeichel den Ball lang und weit in Richtung Strafraum von Manuel Neuer. Über Umwege gelangte er zu Jannik Vestergaard, der mit dem ersten Kontakt abzuschließen versuchte. Doch Antonio Rüdiger war nah an ihm dran, blockte den Schuss voller Entschlossenheit und feierte seine Aktion wie einen Torerfolg. Anschließend wurde er für seine Leistung zum „Man of the Match“ gekürt – sicher auch für diese Aktion.
Verteidigen ist nicht nur wichtig, sondern kann auch Spaß machen! Eine Voraussetzung für erfolgreiches Verteidigen ist, Freude am Defensivspiel zu haben und das auf dem Platz emotional zu leben. Antonio Rüdiger ist das beste Beispiel dafür: In den bisherigen EM-Spielen feierte er sich und seine Mannschaftskollegen euphorisch für Grätschen und Tacklings und förderte so den Willen, jedes Duell zu gewinnen und – wie er es ausdrückte – „den Gegner zu killen“.
Rüdiger nutzt seine Emotionen, um die Mitspieler zu stärken und die Lust, den Ball zu gewinnen, größer werden zu lassen als die Angst, den Zweikampf zu verlieren. Sein selbstbewusstes Verhalten strahlte in einigen Szenen auch auf den Gegner ab, der dagegen seine Angriffslust verlor.
Defensivlust als Faktor
Verteidiger benötigen heutzutage ein breites Repertoire an Fähigkeiten – von einer robusten Athletik über perfektionierte individual- und mannschaftstaktische Verhaltensweisen bis hin zu einer starken Persönlichkeit. Um die Duelle auf dem Platz zu gewinnen, braucht es auch Mut und Selbstbewusstsein. Darauf kommt es noch an:
Der Wille, den Zweikampf unbedingt zu gewinnen.
Willensausdauer, denn es nützt nichts, die ersten zehn Zweikämpfe zu gewinnen, sondern auch die darauffolgenden, weil jeder der entscheidende sein kann, der zu einem Gegentor führt.
Mut und Selbstbewusstsein, egal welchem Kaliber er sich gegenübersieht. Er muss seinen Gegenspieler aggressiv „bearbeiten“.
Instinkt, Bauchgefühl und Antizipation. Abwehrspieler haben das Spiel stets vor sich und müssen es lesen können, um gefährliche Situationen im Keim zu ersticken. In diesem Zusammenhang muss er kommunizieren, organisieren und coachen.
Torwart Kasper Schmeichel schießt den Ball weit in die gegnerische Hälfte, wo sich bereits sechs dänische Angreifer auf letzter Linie befinden.
Schlotterbeck gewinnt das Kopfballduell, aber Hojberg kommt an den zweiten Ball. Rüdiger sichert die Tiefe, aber ist in Schlagdistanz zu Vestergaard.
Hojberg köpft zu Eriksen. Anton schiebt vor, Rüdiger rückt näher an Vestergaard heran und Kimmich rückt ein.
Eriksen verpasst den Ball, der dann zum einlaufenden Vestergaard gelangt. Rüdiger rückt näher an ihn heran.
Vestergaard versucht mit dem ersten Kontakt abzuschließen, doch Rüdiger kann den Schuss blocken und klärt zur Ecke.
Umsetzung auf dem Platz
Das eine ist die Analyse des Spiels, das andere die Umsetzung im Training. Innenverteidiger führen häufig Zweikämpfe, bei denen der Gegner mit dem Rücken zum Tor agiert. In einer solchen Situation ist es zunächst wichtig, eng am Gegenspieler dran zu sein und permanent Druck auszuüben, jedoch immer eine gewisse Distanz zu wahren. Im nächsten Schritt geht es darum, entweder vor dem Gegenspieler an den Ball zu kommen und so einen Zweikampf sogar zu vermeiden, eine vorwärtsgerichtete Aktion zu verhindern oder mit dessen Aufdrehen zuzupacken.
Trainingsform
1 gegen 1 im Rücken
Organisation
Ein 30 x 15 Meter großes Feld mit 1 Tor mit Torhüter und 2 Minitoren auf der gegenüberliegenden Seite markieren.
1 Anspieler zwischen die Minitore und je 1 Angreifer und 1 Verteidiger ins Feld stellen.
Ablauf
mit dem Zuspiel des Anspielers 1 gegen 1 auf das Tor
Der Verteidiger kontert nach einem Ballgewinn auf eines der Minitore.
Nach jedem Durchgang tauschen Anspieler und Angreifer die Aufgaben.