Atalanta Bergamo hat die UEFA Europa League 2023/24 gegen Bayer 04 Leverkusen gewonnen und damit die in dieser Spielzeit schier Unbesiegbaren niedergerungen. Cheftrainer Gian Piero Gasperini blieb seiner Spielidee auch im Finale treu und wurde dafür belohnt. Mit viel Lauf- und Einsatzbereitschaft und einem aggressiven, mannorientierten Pressing ließen sie Bayer keine Luft zu atmen und interpretierten die früher sehr beliebte Manndeckung mit modernen Elementen des heutigen Fußballs.
Atalanta Bergamo spiegelte das 3-4-2-1 der Werkself und zog so ein intensives, mannorientiertes Pressing auf. Eine hohe Lauf- und Sprintbereitschaft sowie aggressives Vorwärts-Verteidigen stellte Leverkusen vor Schwierigkeiten und setzte die Werkself permanentem Druck aus. Und selbst bei fehlender Kompaktheit nahmen die „Bergamaschi“ weite Wege auf sich, um ihn aufrechtzuerhalten. So provozierten sie eine Vielzahl von Fehlern oder erzielten Ballgewinne gegen ein Leverkusen, das sich über spielerische Lösungen definiert. Griff Bayer hingegen auf lange Pässe zurück, hatte „La Dea“ in der letzten Abwehrreihe kopfballstarke Verteidiger. Das 2:0 durch Matchwinner Lookman steht sinnbildlich für den Verteidigungsstil von Atalanta.
Atalanta agiert über den gesamten Platz (einige Spieler nicht im Bild) in einer Mannorientierung mit klaren Zuständigkeiten.
Leverkusens Torhüter Kovář hat keine Option, flach von hinten zu eröffnen und spielt einen Chipball zu Adli (nicht im Bild).
Hien ist recht eng an Adli dran, der das hohe Zuspiel nicht ideal verarbeiten kann. Sein Kopfball „rutscht“ bis zu Lookman (nicht im Bild) durch.
Nun kommt Lookmans individuelle Qualität zum Tragen: Er zieht im 1 gegen 2 mit Tapsoba und Xhaka nach innen …
… und schließt anschließend aus 16 Metern überlegt ins lange Eck ab.
Umsetzung auf dem Platz
Das eine ist die Analyse des Profifußballs, das andere die Umsetzung im Amateurbereich. Daher zeigen wir in zwei exemplarischen Trainingsformen, wie das mannorientierte Pressing nach dem Vorbild von Atalanta Bergamo trainiert werden kann. Dafür gilt es, sich bei der Gestaltung der Übungs- oder Spielformen an folgende Grundsätze zu halten:
In Gleichzahl trainieren, um die Mannorientierung zu ermöglichen.
Die Spiegelung des gegnerischen Systems, um die Zuständigkeiten klar definieren zu können.
Mit Abseits spielen.
Neben den rein „taktischen“ Aspekten sei gesagt, dass dieser Verteidigungsstil ein hohes Maß an Einsatz- und Laufbereitschaft sowie Defensivlust erfordert.
Trainingsform
Mannorientierung im 5 gegen 5
Organisation
Ein 30 x 35 Meter großes Feld mit 2 Toren und Torhütern und Mittellinie markieren.
2 Teams à 5 Spieler inklusive Torhüter bilden.
Beide Teams agieren im 2-2.
Ablauf
5 gegen 5
Mit Abseits spielen.
Coachingpunkte
Mannorientierung ist nicht gleich Manndeckung: Einen gewissen Abstand zum zuständigen Angreifer halten und so dennoch Grundsätze des ballorientierten Verteidigens wie "Mitte zu" oder "Kompaktheit" gewährleisten.
Nicht am Gegenspieler "kleben".
Mit dem Pass attackieren.
Mutig (nach vorne) verteidigen und konsequent das Duell suchen.
Variation
freie Wahl der Grundordnung: Wichtig ist dann, dass das System zumindest in der Defensivphase gespiegelt wird.
Eine Spielfeldhälfte mit 2 Toren und Torhütern markieren.
2 Teams à 9 Spieler inklusive Torhüter bilden.
Beide Teams agieren im 2-4-2.
Ablauf
freies Spiel 9 gegen 9
Mit Abseits spielen.
Coachingpunkte
Mannorientierung ist nicht gleich Manndeckung: Einen gewissen Abstand zum zuständigen Angreifer halten und so dennoch Grundsätze des ballorientierten Verteidigens wie "Mitte zu" oder "Kompaktheit" gewährleisten.
Ballfern ballorientiert einrücken.
Nicht am Gegenspieler "kleben".
Mit dem Pass attackieren.
Mutig (nach vorne) verteidigen und konsequent das Duell suchen.
Variation
freie Wahl der Grundordnung: Wichtig ist dann, dass das System zumindest in der Defensivphase gespiegelt wird.