Am Ball die richtige Entscheidung treffen
Das Spiel der Probleme und Lösungen
Fußball ist das Spiel der Probleme. Fließend verändern sich die Raum- und Spielerkonstellationen auf dem Platz in Relation zur Position des Balles. Die sich daraus ergebende Vielzahl von Situationen erfordert immer wieder neue Lösungen. Fußball ist also auch das Spiel der Lösungen. Umso bessere und schnellere Lösungen gefunden und umgesetzt werden können, desto erfolgreicher werden Teams sein. Daher stellt sich die Frage, wie Lösungen erzeugt werden und wie sie sich verbessern lassen. Die Antwort darauf geben die Wahrnehmungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse.
Entscheidungen auf Basis visueller Informationen
Weit über 90 Prozent aller Wahrnehmunsgreize sind visueller Art. Zwar werden auch die akustische und die taktile Wahrnehmung gefordert, sie fallen im Vergleich zur visuellen aber nicht so stark ins Gewicht. Wenn von visueller Wahrnehmung die Rede ist, betrifft dies die Wahrnehmung von Objekten, Farben, Tiefe, Größe und Bewegungen. Auf das Spiel übertragen geht es für den Spieler um die Wahrnehmung der Bewegungen und Positionierungen der Mit- und Gegenspieler sowie des Balles im Verhältnis zum Feld mit seinen Toren. Dabei nimmt er längst nicht alles wahr.
Denn die Flut der visuellen Reize wird identifiziert, klassifiziert und selektiert. Diese Teilprozesse stehen in Abhängigkeit zu der Menge an Informationen, die der Spieler mittels Orientierung auf dem Platz sammelt, sowie zu seinem Vorwissen. Auf der Grundlage dieser Wahrnehmung trifft er die Entscheidung, indem er die wahrgenommene Situation mit seinen Erfahrungen und seinem Wissen bewertet und die vermeintlich beste Lösung wählt.
Einfrieren vs. begleitendes Coaching
Abgesehen von der Gestaltung der Trainingsformen, die bereits eine Vielzahl an Impulsen setzen können, nimmt der Trainer durch sein Coaching Einfluss. Zunächst kann er Situationen einfrieren, anhand derer sich z. B. die Vorteile der Vororientierung oder die Entscheidungsoptionen aufzeigen lassen. Dabei sollte er die Spieler durch offene Fragen einbeziehen. Dadurch werden sie angeregt, sich mit der Situation auseinanderzusetzen, und sind emotional gebunden. Jedoch haben eingefrorene Situationen den Nachteil, dass sie sehr spezifisch sind und wenig Allgemeingültigkeit haben.
Hierzu bietet sich ein begleitendes Coaching an, indem der Trainer lediglich punktuell versucht, den Fokus und das Bewusstsein des Spielers mit kurzen und prägnanten Aussagen, wie z. B. "Erster Blick tief!", "Schulterblick!" oder "Informationen sammeln!" zu schärfen und die Lernprozesse unterstützend zu begleiten. Darüber hinaus hat er die Möglichkeit, mittels Prinzipien (z. B. Wenn möglich, spiele ich tief, wenn nötig, breit) zu coachen, an denen sich die Spieler in ihrer Wahrnehmung und ihren Entscheidungen orientieren können. Diese gedankliche Orientierung erleichtert das Wahrnehmen und Entscheiden, während die Gestaltung der Trainingsform die notwendigen Impulse zur Verbesserung liefert.
Der ganze Beitrag von Christian Metke, mit einer weiteren Trainingseinheit zum Thema "Entscheidungsfindung", erschien in Ausgabe 5/19 von Fußballtraining.