Torchancen herauszuspielen, speziell gegen eine kompakte Verteidigung, gehört wohl zu den anspruchsvollsten Aufgaben im Fußball. Um zu vielversprechenden Abschlussaktionen zu kommen, müssen die Ballbesitzer in dieser Spielphase Dynamik in die Aktionen bringen, Räume öffnen und diese schließlich bestmöglich nutzen. Abgestimmte Laufwege und das Nutzen von Prinzipien sind hier essentiell und können durch regelmäßiges Einüben im Training verfeinert werden.
Immer vorauszusehen, wie sich die Teamkollegen verhalten werden, ist nahezu unmöglich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, eigene Aktionen und Bewegungen auf die der Mitspieler abzustimmen.
Besonders im Spiel mit zwei Spitzen ist eine präzise Abstimmung notwendig, damit sich die Angreifer nicht gegenseitig Räume wegnehmen: Wird der Ball beispielsweise von einem der Sechser geführt, reagiert der ballferne Stürmer auf die Bewegung seines Kollegen und führt eine Gegenbewegung aus. Geht der ballnahe Stürmer also tief, fällt der ballferne in den Zehnerraum und agiert im Angriffsaufbau. Kommt der ballnahe Stürmer kurz, setzt der ballferne zum Tiefenlauf an.
Gewisse Bewegungsmuster werden mit dem Gebrauch klarer Prinzipien begünstigt: Beliebt sind in dieser Spielphase die Stilmittel „Steil-Klatsch-Tief” und das „Spiel über den Dritten”. Mit Hilfe von Passfolgen lassen sich Spielmuster nach solchen Prinzipien sinnvoll in die Aufwärmphase einer Trainingseinheit einbinden. Durch Raum-, Zeit- und Gegnerdruck können diese schließlich mit weiteren Prinzipien verknüpft und zu komplexen Trainingsformen erweitert werden. So lernen die Spieler Verhaltensweisen kennen, auf die sie in den sich stets verändernden Spielsituationen zurückgreifen können.
Gängige Prinzipien im Angriff
Kommt der ballnahe Stürmer entgegen, startet der ballferne in die Tiefe.
Geht der Außenstürmer ins gegnerbindende Dribbling, setzt der Außenverteidiger zum Hinterlaufen an.
Wird ein Stürmer mit dem Rücken zum Tor angespielt, rücken die Mittelfeldspieler in der Nähe für den Klatschball zwischen die Linien nach.
Wird ein Spieler vertikal überspielt, dreht er sofort in die Spielrichtung auf und bietet sich für ein Anspiel an, oder schafft Raum mit einem Tiefenlauf.
Nutzen der „Assist-Zonen"
Eine gute Wahrnehmung ist notwendig, um in die „Assist-Zonen“ zu kommen oder freien Raum in diesen Zonen zu schaffen. Bei der EURO 2020 wurden knapp 20 Prozent aller Tore aus dem Spiel heraus aus der „Assist-Zone” seitlich neben dem Fünfmeterraum vorbereitet.
Zudem hat das Turnier gezeigt, dass sich der Trend zur Halbfeldflanke fortsetzt: 16 Treffer wurden auf diese Weise erzielt. Halbfeldflanken sind besonders schwer nach einem Rückpass von einer offensiven Position am Flügel zurück zum Strafraumeck zu verteidigen. Mit dem Rückpass schiebt die Verteidigung hoch, wodurch Raum für heranlaufende Angreifer geschaffen wird, die somit den Bewegungsvorteil ideal nutzen können.
Trainingsform
Torschuss Doppelaktion mit Hinterlaufen
Organisation
Vor dem Tor mit Torwart (TW wechseln sich ab) 7 Dummys und 5 Hütchen gemäß Abbildung aufstellen.
Die Position A mehrfach mit Bällen, B bis H einfach und ohne Bälle besetzen und zentral vor dem Tor 1 Verteidiger postieren.
Ablauf
Aktion 1: A passt zu B (C). B nimmt nach innen mit und dribbelt den Verteidiger an. C und D starten in die Tiefe, und B spielt einem von ihnen zum Torschuss in den Lauf.
Aktion 2: A passt zu E, der nach vorne an- und mitnimmt und den Dummy andribbelt, bevor er den hinterlaufenden H schickt, der nach innen flankt.
Den Verteidiger nach jeder Doppelaktion auswechseln.
Coachingpunkt
Vor dem Tor möglichst eng, aber breit genug auseinander für den Torschuss agieren: 1. Pfosten, Rückraum, 2. Pfosten
Trainingsform
Vom 2 gegen 1 zum 3 gegen 2 im letzten Drittel
Organisation
Ein Trichterförmiges Feld an den Strafraum angrenzend markieren und in 2 Zonen unterteilen.
2 Minitore plus ein Tor gemäß Abbildung aufstellen.
2 Angreifer und 1 Verteidiger befinden sich in Zone 1.
2 Angreifer und 2 Verteidiger befinden sich in Zone 2.
Strafraumlinie = Abseitslinie
Ablauf
Nach Anspiel vom Trainer spielt Blau im 2 gegen 1 mit dem Ziel einen Angreifer in Zone 2 anzuspielen.
Der Spieler, der nicht den Ball in Zone 2 gespielt hat darf zum 3 gegen 2 nachrücken (Spiel über den Dritten, siehe Abbildung).
In Zone 2 wird 3 gegen 2 gespielt unter der Berücksichtigung der Abseitslinie.
Coachingpunkte
Freilaufbewegungen aufeinander abstimmen.
Räume im Rücken des Gegners erkennen und nutzen.
Tempo hochhalten und zielstrebig Richtung Tor kombinieren.
Variation
Einen nachstartenden Verteidiger einbauen, der mit dem Pass des Trainers, ein Minitor umlaufen muss und dann am Spiel teilnimmt. Somit werden den Offensivspieler angehalten den Angriff schnell zuende zu spielen.