Trainieren wie auf dem Bolzplatz
Vorteile des „Straßenfußballs“
Dazu müssen wir ihnen im Training die Freiräume bieten, die sich sonst beim Kicken auf dem Bolzplatz ergeben. In Fußballtraining-Junior 4/21 stellte Thomas Heun bereits einige Vorteile des „Straßenfußballs" als Ergänzung zum Vereinstraining heraus:
Straßenfußball steht für mehr Fußballspielzeit. Ein großer Teil unseres Lernens findet außerhalb von Schule und Verein statt. Früher wurde weniger trainiert? Das mag sein! Aber früher wurde dafür umso mehr auf der Straße gespielt und gelernt.
Straßenfußball steht für kreative und überraschende Lösungen von Spielsituationen. Im Gegensatz zum durchorganisierten Training im Verein bietet sich den Spielern hier die Möglichkeit, sich frei von Trainingsschwerpunkten und Instruktionen auszuprobieren – frei nach dem Motto: Wer sich im 1 gegen 1 durchsetzt, Tore schießt oder geniale Pässe schlägt, der hat immer recht.
Straßenfußball steht für Durchsetzungsfähigkeit – auch gegen scheinbar übermächtige (z. B. ältere) Gegner.
Straßenfußball steht für Anpassungsfähigkeit. Straßenfußballer spielen auf Asche, Asphalt oder Beton, bauen sich Spielfelder und Tore selbst und versuchen das Beste aus den Gegebenheiten zu machen. Sie verhandeln selbstständig die Regeln des Spiels und treffen eigene Entscheidungen.
Straßenfußball steht für Lernen von Anderen. Denn hier sind nicht die Trainer die zentralen Bezugspunkte, sondern Mitspieler, mit denen man sich misst und von denen man sich Dinge abschaut.
All diese Punkte zielen vor allem auf Eines ab: Individualisierung! Den Spielern werden Freiräume geboten, die sie sonst im Training nicht immer erhalten. Als Impulsgeber können Trainer natürlich weiterhin Lösungsvorschläge und Korrekturen anbringen, sollten aber auch die Möglichkeit nutzen, sich ein Stück weit zurückzunehmen und die eigenständige Entwicklung ihrer Schützlinge beobachtend zu begleiten.
Training auf dem Bolzplatz
Mit Hilfe solcher Trainingsformen können Trainer das Grundinteresse unserer Spieler am Kicken auf dem Bolzplatz wecken. Darüber hinaus bieten sich jedoch auch weitere Möglichkeiten, um das Team auch für das eigenständige Fußballspielen außerhalb des Vereinstrainings zu begeistern. Nutzt beispielsweise die Entwicklung der digitalen Angebote und ruft zu teaminternen Wettkämpfen und Challenges auf. Anstatt anderen Fußballern digital beim Spielen zuzuschauen und sich darüber auszutauschen, sollen die Spieler selbst aktiv werden und „Content" erstellen. So können sich die Spieler während der Woche außerhalb des Teamtrainings entweder alleine, oder mit anderen Teamkameraden und Freunden auf dem Bolzplatz treffen, um sich in verschiedensten Disziplinen zu messen.
Wer schafft die meisten Balljonglagen (abwechselnd links/rechts, mit dem Kopf o. Ä.)?
Wer beherrscht die ungewöhnlichste Art der Ballhochnahme?
Wer beherrscht die meisten Arten der Ballhochnahme?
Wer trifft aus fünf Schüssen am häufigsten die Latte?
uvm.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und im besten Fall fangen die Spieler an, immer mehr eigene Challenges und Wettkämpfe zu entwickeln, Spiele aus dem Training zu übernehmen und abzuwandeln und so ein ganz eigenes, intuitives, „Training" auf dem Bolzplatz durchzuführen.
DFB Trainingsdialog: Bolzplatzmentalität fördern
Dem Thema „Bolzplatzmentalität fördern" hat sich auch der DFB gewidmet und stellt in seinem neuen Trainingsdialog einen Leitfaden zur Verfügung, der dabei helfen soll, den Straßenfußball in das Vereinstraining zu integrieren. Alle Informationen, sowie die zugehörige Broschüre als Online-Blätterfunktion, findet ihr hier!