Teil 3: Ein vielversprechender Anfang
Der Wehrmutstropfen
Bis auf wenige Ausnahmen haben wir jetzt unseren Kader zusammen. Für die 'zweite Mannschaft' eines Jahrgangs bietet er viel fußballerische Qualität. Was die Einstellung anbelangt, konnten wir uns zu diesem Zeitpunkt noch kein endgültiges Fazit erlauben. Der erste Eindruck war aber auch hier positiv. Besonders die vier Altjahrgänge gingen in dieser Hinsicht voran, was keine Selbstverständlichkeit ist, schließlich hatten sich alle berechtigte Hoffnung auf eine Übernahme in die U17 gemacht. Der einzige wirkliche Wehrmutstropfen (eigentlich eher ein kräftiger Schluck) ist derzeit das Fehlen eines Torhüters. Diesem Umstand mussten wir kurzfristig im Training Rechnung tragen und hoffen im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit mittelfristig eine kreative Lösung zu finden.
Das Tempo erhöhen
Auf Basis der Einheiten vor der Sommerpause haben wir ein klares Ziel für die Vorbereitung formuliert: Wir wollen die Spielgeschwindigkeit der Mannschaft deutlich steigern. Diese empfanden wir gemessen am Potenzial der Spieler als zu niedrig. Dafür ist es notwendig, das generelle Lauftempo und die Intensität im Umschaltverhalten zu erhöhen. Außerdem wollen wir das Zusammenspiel zielstrebiger gestalten, ohne dabei die vielen „Fummler“ zu stark einzuschränken. Und darüber hinaus gilt es natürlich, die klassischen Themen der Vorbereitung zu beackern: Kondition und Teambuilding. Dafür bleiben uns zehn Trainingseinheiten sowie drei Testspiele bis zum Pflichtspielauftakt.
Die ersten Einheiten
Zu Beginn der ersten Einheit investierten wir etwas Zeit, die grundlegende Herangehensweise und die Struktur während der Vorbereitung vorzustellen. Insofern bietet es sich an, das auch an dieser Stelle zu tun: Wir erwarten, dass die Spieler selbstständig mit einem Rondo starten, bevor wir zusammenkommen und die Trainingsziele benennen. Anschließend soll immer an der Physis gearbeitet werden. Dafür wollen wir die konditionellen Faktoren nach der Verheijen-Methode in Fußballsituationen trainieren. Das erschien uns sehr effizient, da wir Kondition, Technik und Spielverständnis gleichzeitig verbessern und so die vorhandene Trainingszeit am effektivsten nutzen können (siehe ausgewählte Trainingsformen). Obwohl die Intensität nie das Problem war, gestaltete sich die Umsetzung des Ansatzes in der Praxis schwierig. So mussten wir mehrmals auf kurzfristige Absagen reagieren und bei großen Spielformen manch ungewollten Kompromiss eingehen. Spieler, die nicht von Anfang an dabei waren, hatten zudem merklich Probleme, das Tempo über die gesamte Dauer eines Durchgangs mitzugehen. Etwa zur Halbzeit jeder Einheit sollte eine Teambuilding-Maßnahme der aktiven Erholung dienen. Die Idee ist, dass die Mannschaft in einem Wettbewerb über fünf Wochen gegen das Trainerteam antritt, indem sie die Vorgaben bei ausgewählten Herausforderungen erfüllt. Zu diesen Challenges gehörten Zielschießen, Ballgeschicklichkeit, aber auch sportartfremde Aufgaben. Am Ende der Sommervorbereitung würde es für die Gewinner dann "irgendetwas mit Eis“ geben. Die Aussicht auf eine Abkühlung sorgte für glänzende Augen (hier spielte uns der Klimawandel in die Karten). Anschließend sollte dann ausgeruht in Spielformen an den Schwerpunkten der Vorbereitung gearbeitet werden, bevor wir mit den heißgeliebten und in der Sommerpause sehnsüchtig vermissten Stabilisationsübungen jedes Training abrunden. Das Konzept der Vorbereitung ging weitestgehend auf. Wesentliche Änderungen an der Herangehensweise waren zu keiner Zeit nötig und die ersten vier Einheiten verliefen ohne nennenswerte Zwischenfälle. Abgeschlossen wurden die ersten beiden Wochen durch je ein Freundschaftsspiel.
Viele wichtige Erkenntnisse
Gegen die JSG Bösensell/Albachten entschieden wir uns für 5-2-3 mit Angriffspressing. Die Einstellung stimmte und am Ende gingen wir knapp als Sieger hervor. Viel wichtiger als das Ergebnis waren für uns jedoch die Erkenntnisse, die wir aus dem Vergleich zihen konnten: So wurden zwei größere Probleme sichtbar. Zum einen hatten wir Schwierigkeiten, den Gegner zu lenken und im Verbund zu verschieben. Und zum anderen fehlte es unabhängig der eingesetzten Spieler an der Absicherung des „Sechser-Raums". An beiden Aspekten wollten wir in den folgenden Trainingswochen arbeiten, um unser Spiel zu stabilisieren. Auch das zweite Testspiel konnten wir knapp für uns entscheiden. Gegen den BSV Roxel legten wir den Fokus auf das Verhalten gegen den Ball. So wollten wir sehen, dass die Mannschaft lenkt, ballorientiert verschiebt und zupackt. In der Ansprache vor dem Spiel konnten wir dafür auf die in der Trainingswoche thematisierte Zoneneinteilung in Außenspuren, Halbspuren und Zentrumsspur zurückgreifen. Klappte die Arbeit gegen den Ball in der ersten Hälfte noch passabel, wurde das Spiel in der zweiten deutlich wilder. Im dem offenen Schlagabtausch behielten wir am Ende etwas glücklich die Oberhand. Hier kam der Mannschaft zu Gute, dass einige Spieler offensiv viel Durchschlagskraft entwickeln können und davon auch Gebrauch machten.
Nächster Halt: Eine spielerische Identität
Nach vier Einheiten und zwei Testspielen können wir ein grundsätzlich positives Zwischenfazit ziehen. Die Mannschaft zeigt sich lernwillig und viele Spieler sind bereit, an ihre Grenzen und ein kleines Stück darüber hinaus zu gehen. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist (trotz der Stabi-Übungen) durchweg gut, wobei natürlich noch unklar ist, wie die Reaktionen auf unvermeidbare Rückschläge ausfallen. Spätestens der Saisonauftakt mit Spielen gegen drei starke Mannschaften wird da etwas Licht ins Dunkel bringen. Die drängendste Herausforderung liegt nun darin, der Mannschaft eine spielerische Identität zu vermitteln.
In dieser Spielform steht neben der Verbesserung der fußballspezifischen Ausdauer ebenso das Umschaltverhalten nach Ballverlust im Mittelpunkt. Für die Angreifer geht es darum, nach Ballverlust zielstrebig ins Gegenpressing zu gehen und den Torerfolg des gegnerischen Teams zu verhindern. Um diesen Umschaltmoment zu provozieren und akzentuieren, darf die ballerobernde Mannschaft nur die Minitore der jeweiligen Zone bespielen, sodass diese auch schnell 'dicht' gemacht werden kann. Das verteidigende Team soll möglichst kompakt und ballorientiert verschieben, um in Ballnähe häufig Überzahlsituationen herzustellen und daraus Balleroberungen zu forcieren. Unser Fazit: Die Trainingsziele konnten auch in der Praxis gut bestätigt werden. Die Spieler sind in der Lage, Verbesserungsvorschläge und Coachingpunkte schnell umzusetzen, sodass ein fortlaufender Lern- und Entwicklungsprozess erkennbar ist. Ebenso gibt es derzeit an der allgemeinen Intensität und Einsatzbereitschaft der Jungs (fast) nichts auszusetzen!
Aufgrund der Vorbereitungsphase ist das übergeordnete Thema dieser Spielform die Erholungsausdauer. Das Spieltempo sollte dabei über dem Wettkampftempo liegen, sodass die Spieler maximal belastet werden. Damit das höhere Spieltempo mit einer höheren Spielqualität einhergeht, muss die Spielform entsprechend gecoacht und vorbereitet werden. Hierzu zählen einfache Anweisungen mit und gegen den Ball. Die Angreifer akzentuieren das Zusammenspiel: Sie sollen auf eine saubere Raumaufteilung achten (Positionen in Breite, Tiefe und Zentrum besetzen), mit wenigen Kontakten agieren und stets ein Auge für die Spielverlagerung haben. Nach Ballverlust leiten die Spieler in Ballnähe sofort das Gegenpressing ein. Die Verteidiger widmen sich dem kompakten Verteidigen im Block. Dabei sollen sie stets aus dem Zentrum heraus agieren, den Gegner nach außen lenken und im richtigen Moment gemeinsam in die Vorwärtsverteidigung übergehen. Hier sind Auslöser wie eine hohe Spielverlagerung oder ein unsauberer Pass elementar. Da das 'Lenken und Zupacken im Verbund' der taktische Schwerpunkt dieser Woche ist, ist diese Spielform so konzipiert, dass die Verteidiger viele Wiederholungen mit einer geordneten Ausgangssituation erhalten. Aus diesem Grund haben die Verteidiger mit den Toren und dem Dribbling aus dem Feld einfache Möglichkeiten, um die Spielsituationen nach Ballgewinnen zu beenden.