Teil 18: Die Spannung hoch halten
Worum es geht
„Es geht ja eigentlich um nichts mehr" ist ein Satz, der in den vergangenen Wochen immer wieder gefallen ist. Und klar - in einer Amateurliga, aus der nur eine Mannschaft aufsteigen kann und in der man einen deutlichen Vorsprung zu den Abstiegsrängen hat, mag dieser Gedanke durchaus aufkommen. Aber deshalb kann man rund zwei Monate vor Saisonende das Fußballspielen noch lange nicht einstellen. In jeder Partie und in jedem Training geht es mindestens um die Freude am Spiel. Und am meisten Freude macht Fußball eben, wenn man erfolgreich ist - wenn man gewinnt. Und um zu gewinnen, muss man wiederum investieren. Aufhören ist keine Option - auch, wenn es augenscheinlich und rechnerisch „eigentlich um nichts mehr geht".
Diese Erkenntnis dürfte spätestens nach der 1:5-Schlappe beim SSV Rhade bei allen angekommen sein. In der Nachbesprechung des Spiels kam jedenfalls aus der Mannschaft der sehr reflektierte Impuls, wieder mehr im Training investieren zu wollen, um für die restlichen Spiele der Saison nochmal alles reinwerfen und die maximale Punktausbeute holen zu können. Den Worten sollten auch gleich Taten folgen und so starteten wir in eine intensive und „hart umkämpfte" Trainingswoche. Zweikampfverhalten und das unmittelbare 1 gegen 1 standen auf dem Programm – Für mich eine der besten Methoden, um die Mannschaft wieder ans Limit und die nötige Ernsthaftigkeit ins Training zu bringen.
Was heißt eigentlich „Zweikämpfe annehmen"?
Denke ich an meine Zeit im Jugendfußball zurück, so stoße ich recht schnell auf einen immer wiederkehrenden Satz: „Ihr müsst die Zweikämpfe annehmen". Zugegeben war ich nicht selten einer derjenigen, die mit diesem speziellen Satz gesondert adressiert wurden. Immerhin habe ich stets höchsten Wert auf meine körperliche Unversehrtheit gelegt und war eher weniger daran interessiert, meinen Körper im direkten Duell mit dem - für einen 14-Jährigen viel zu großen und schnellen - Wunderstürmer des Gegners aufzuopfern. Wie genau dieses „Zweikampf annehmen" funktioniert, wurde mir jedoch nie so wirklich erläutert.
Aus der Trainerperspektive ist das Bild inzwischen jedoch deutlich klarer geworden: Das „Annehmen" kann beinahe wörtlich genommen werden. Eines der häufigsten Fehlerbilder im defensiven 1 gegen 1 ist das, was ich als „Stochern" bezeichne: Einsatz mit dem Fuß oder Bein, weit zurückgelehntem Oberkörper und geringem bis gar keinem Gegnerkontakt. Um einen Zweikampf wirklich „annehmen" zu können, muss dieser jedoch andersrum gedacht werden. Der erste Kontakt zum Gegner wird im Idealfall schon mit dem Arm auf- bzw. angenommen, um dann mit dem richtigen Timing zuerst die Schulter und dann nach und nach den restlichen Körper zwischen Gegner und Ball bringen zu können.
Wieder in der Spur
Am Ende dieser Trainingswoche, in der es wegen des gesetzten Schwerpunktes naturgemäß auch hin und wieder mal „geknallt" hat, stand das Aufeinandertreffen mit der SpVg Berghofen. Nachdem wir im Hinspiel nicht über ein enttäuschendes 1:1 hinausgekommen waren, hatten wir im Prinzip gleich zwei Dinge wieder gut zu machen. Voller Entschlossenheit ging es also auf den Platz und wir nach 18 Minuten Überlegenheit folgerichtig in Führung. Der Gegner setzte immer wieder durch direktes Vertikalspiel nach Ballgewinn, gepaart mit hohen Bällen, vereinzelt Nadelstiche, die wir aber deutlich besser wegstecken konnten als noch in der Vorwoche. Nach einigen weiteren vergebenen Großchancen, die mitunter an die Hinrunde erinnerten, waren wir kurz vor der Pause noch ein zweites Mal erfolgreich und belohnten uns für eine nahezu fehlerfreie und sehr engagierte erste Hälfte, an die wir direkt nach Wiederanpfiff nahtlos anknüpfen sollten:
Der eigene Anstoß wurde bis zur Innenverteidigerin durchgespielt, die schließlich mit einem ersten Vertikalball auf unsere Acht im Halbraum die heranstürmenden Gegnerinnen problemlos überspielen konnte. Von dort ging es im Spiel über die Dritte raus auf den linken Flügel, wo sich unsere Linksverteidigerin im Doppelpass mit der linken Außenstürmerin munter weiter durchkombinierte, ehe sie mit ihrer Hereingabe die Mittelstürmerin fand, die im 1 gegen Torfrau die Nerven behielt und locker einschob. Mit dem 3:0 schien früh alles in trockenen Tüchern zu sein, doch nur fünf Minuten später wurden wir dafür bestraft, eine Abwehraktion nicht klar genug abgeschlossen zu haben.
Nach dem Gegentreffer dauerte es rund zehn Minuten und einen Wechsel, ehe wir wieder zu unserem Spiel fanden und wieder selbstbewusst auftraten. So legten wir 20 Minuten vor Schluss das 4:1 nach und beseitigten damit jeden Zweifel an einem positiven Ausgang des Spiels. Daran konnte auch das späte 4:2 nichts mehr rütteln, das die Gäste aus Dortmund nach einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld per Kopf erzielten. Nun gilt es, genau diese Spannung und das freudvolle Gefühl eines Sieges zu konservieren und mit ins nächste Heimspiel gegen die Germaninnen aus Hauenhorst zu nehmen, die trotz ihrer ersten Saisonniederlage am vergangenen Wochenende immer noch heiße Anwärterinnen auf den Aufstieg in die Regionalliga sind.