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Titelthema
Coaching für
Assistenten
Rainer Werthmann ist Mitglied der DFB-Schieds-
richter-Kommission Elite und zuständig für die
Schiedsrichter-Assistenten. Im SRZ-Interview
spricht er über die Ausbildung, die Erkennt-
nisse aus der vergangenen Saison und darüber,
wie sich die Anforderungen an die Assistenten
im Laufe der Jahre verändert haben.
Wie sieht grundsätzlich die Ausbil-
dung für die Schiedsrichter-Assisten-
ten im DFB aus?
Rainer Werthmann
: Die Assistenten
bekommen im Prinzip eine ähnliche
Ausbildung wie die Schiedsrichter.
Wir achten bei unseren Lehrgängen
sehr darauf, dass die Assistenten
den gleichen Wissensstand haben
und analysieren mit ihnen deshalb
auch häufig die gleichen Szenen.
Darüber hinaus gibt es aber natür-
lich auch Assistenten-spezifische
Inhalte, die wir dann entsprechend
weniger mit den Schiedsrichtern
besprechen – insbesondere natür-
lich, was Abseits und Abseits-Aus-
legung angeht. Aufgrund der
Tatsache, dass die Bundesliga-
Assistenten bei den Sommer- und
Winter-Trainingslagern dabei sind,
ist aber auch die Zusammenarbeit
im Team immer ein wichtiges
Thema.
Wie wurde die Ausbildung in den
vergangenen Jahren weiterentwi-
ckelt, inwieweit werden auch ehema-
lige Assistenten aus der Bundesliga
eingebunden?
Werthmann
: Wir sind sehr froh, dass
wir im Sommer Jan-Hendrik Salver
für die Arbeit mit den Assistenten
dazugewinnen konnten. Er war
jahrelang auf allerhöchstem Niveau
aktiv. Wir hatten in den vergan-
genen Jahren eine ganze Reihe
von Schiedsrichtern, die durch
ihren Aufstieg in die 2. Bundesliga
automatisch auch in der Bundesliga
als Assistenten zum Einsatz kamen.
Viele von diesen Unparteiischen
hatten als Assistenten im Profibe-
reich aber noch nicht viel Erfahrung
und wurden dann sofort mit den
absoluten Höchstanforderungen
konfrontiert. Da ist es natürlich
Gold wert, wenn Jan-Hendrik Salver
seine Erfahrung gerade an diese
jungen Kollegen weitergibt. Wir
wollen deshalb am Anfang der
Saison besonders intensiv mit den
neuen Bundesliga-Assistenten
arbeiten.
Ist der Unterschied zwischen der
Bundesliga und der 2. Bundesliga
denn wirklich so groß?
Werthmann
: Definitiv. Das Spiel-
tempo in der Bundesliga ist viel
höher, die Situationen sind knapper.
Insgesamt sind die Anforderungen
ganz andere als in der 2. Bundesliga.
Wie wird die Arbeit von Jan-Hendrik
Salver dann zum Beispiel konkret
aussehen?
Werthmann
: Wir sind im Begriff,
ein Assistenten-Coaching aufzu-
bauen. Das soll so aussehen, dass
Jan-Hendrik Salver die neuen
Assistenten zu ihren Spielen beglei-
tet und dann quasi als zusätzlicher
Beobachter fungiert. Das ermög-
licht natürlich eine besonders
intensive Analyse.
Wie war das Fazit aus der vergan-
genen Saison – was war bei den
Assistenten gut, was war schlecht?
Werthmann
: Wir haben die gemach-
ten Fehler aus der vergangenen
Saison zusammen mit Experten von
der Sporthochschule Köln ausge-
wertet. Dabei ist herausgekommen,
dass die hauptsächliche Fehler-
quelle bei Abseits-Entscheidungen
die Wahrnehmung war. Das bedeu-
tet, dass Szenen falsch bewertet
wurden, obwohl die Voraussetzun-
gen für eine korrekte Bewertung –
beispielsweise das Stellungsspiel –
Ein Leitfaden für Assistenten
Der Öffentlichkeits-Beauftragte
des Schiedsrichter-Ausschus-
ses Euskirchen, Hilko Paulsen,
hat vor einigen Jahren eine
Broschüre erstellt, die junge
Assistenten bei ihren ersten
Gehversuchen an der Linie
unterstützen soll. Die Broschüre
fasst die Aufgabengebiete für
Schiedsrichter-Assistenten zusam-
men und formuliert Erwartungen
und Anforderungen. Sie ist für
Jung-Schiedsrichter geeignet,
die sich auf ihre ersten Spiellei-
tungen als Assistent vorbereiten
wollen, aber auch für erfahre-
nere Kollegen, die durch die
Praxis-Tipps von aktuellen und
Mit der Regelauslegung der Bundesliga-Assistenten (im Bild
Dominik Schaal) war die Schiedsrichter-Kommission Elite in
der vergangenen Saison sehr zufrieden.
früheren DFB-Assistenten pro-
fitieren. Die Broschüre ergänzt
Lehrgänge und wird bereits
in vielen Kreisen bundesweit
für die Ausbildung von Nach-
wuchs-Assistenten genutzt.
Informationen zur Broschüre
sind unter
hilko.paulsen@fvm.de.
erhältlich.
Von der Basis – für die Basis