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S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 6 / 2 0 1 6

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Panorama

FIFA-Präsident Gianni Infantino (links) und der niederlän-

dische Referee Björn Kuipers bilanzieren den Einsatz des

Video-Schiedsrichter-Assistenten.

Premiere für den

Video-Schiedsrichter-

Assistenten

Das erste Live-Experiment der

FIFA mit Video-Schiedsrichter-

Assistenten (VSA) ist geglückt:

Im September kamen in Bari im

Rahmen des Freundschaftsspiels

zwischen Italien und Frankreich

(1:3) erstmals die Helfer am Moni-

tor zum Einsatz. Sie unterstützten

den niederländischen FIFA-Referee

Björn Kuipers und sein Team.

Dabei wurde bereits in der

4. Spielminute Fußballgeschichte

geschrieben: Djibril Sidibé foulte

Daniele De Rossi – das Vergehen

unstrittig, aber die Bestrafung

nicht eindeutig: „Gelb“ oder „Rot“?

Der VSA überprüfte die Szene und

kontaktierte Kuipers rund zehn

Sekunden später per Funk: Die

Gelbe Karte war ausreichend.

In den weiteren 86 Minuten

wurden die Video-Assistenten

Spielfluss und das Spiel selbst hat.

Der FIFA-Präsident ergänzte: „Wir

müssen sicherstellen, dass nur bei

klaren Fehlern eine Überprüfung

durch VSA erfolgt.“

Trotz technischer Hilfsmittel soll

der Unparteiische auch weiterhin

die alleinige Entscheidungs-Auto-

rität auf dem Spielfeld besitzen.

„Die Schiedsrichter werden weder

durch VSA noch eine andere

Technologie ersetzt. Wir werden

nur noch ein weiteres Mal aktiv:

als ein Kopfball des Italieners De

Rossi im Strafraum vermeintlich

von dem französischen Verteidi-

ger Layvin Kurzawa mit der Hand

berührt wurde. Kuipers wartete

die nächste Unterbrechung ab, um

Unterstützung durch den VSA zu

erhalten. Erneut dauerte es sieben

Sekunden bis zur Empfehlung:

kein Strafstoß. In beiden Szenen

seien die vom Schiedsrichter

nach Unterstützung durch den

VSA getroffenen Entscheidungen

sofort von den Spielern akzeptiert

worden.

FIFA-Präsident Gianni Infantino

zeigte sich zufrieden mit dem

Ausgang des ersten noch einge-

schränkten Live-Experiments: „Mit

Video-Schiedsrichter-Assistenten

helfen wir den Schiedsrichtern

und schützen das Spiel. Damit

haben wir ein neues Kapitel in der

Fußballgeschichte aufgeschlagen.“

Die Technik müsse dabei auf eine

Weise genutzt werden, die keine

negativen Auswirkungen auf den

Referee Christian Jung

bei den Paralympics

Der Blindenfußball-Schiedsrichter

Christian Jung kam nach seiner

Nominierung durch die IBSA

(International Blind Sports

Federation) als Schiedsrichter bei

den Paralympics in Rio zum Einsatz.

Dort war der Brandenburger einer

von 15 Blindenfußball-Schiedsrich-

tern aus zwölf Nationen.

„Am beeindruckendsten fand ich

die Eröffnungsfeier. Hier war zu

spüren, dass die Brasilianer sehr

angetan sind von den Spielen“,

berichtete Jung nach seinem

Brasilien-Aufenthalt.

Zum ersten Mal gab es für den

Blindenfußball ein eigenes kleines

Stadion. Beide Halbfinalspiele sowie

das Finale waren mit circa 4.500

Besuchern sogar ausverkauft. „Es

war ein tolles Erlebnis und eine

einmalige Erfahrung, mit den

besten Behinderten-Sportlern der

Welt im Olympischen Dorf zu

leben“, bilanzierte Jung.

Christian Jung (rechts) kam bei den Paralympics in Rio insge-

samt acht Mal zum Einsatz.

Der Deutsche kam bei insgesamt

acht Spielen zum Einsatz: Bei zwei

Begegnungen, unter anderem dem

Spiel um Platz sieben zwischen

Marokko und Mexiko, stand er auf

dem Feld. Bei den weiteren sechs

Partien agierte er als Dritter

beziehungsweise Vierter Offizieller

an der Seite.

„Ich bin sehr stolz, dass Christian

nominiert worden ist. Das belohnt

neben seiner Leistung auch die

hervorragende Entwicklung der

deutschen Schiedsrichter im

Blindenfußball“, kommentierte Niels

Haupt, Schiedsrichter-Obmann der

Deutschen Blinden-Fußball-Liga

(DBFL), die Nominierung von Jung.

das Spiel nicht eines wesentli-

chen Elements berauben“, sagte

Infantino.

Die nächsten Schritte im Rahmen

der VSA-Experimente bestehen

in weiteren Tests sowie in der

Ausbildung von Video-Schieds-

richter-Assistenten, um ein

hohes Niveau bei der Anwen-

dung und der Unterstützung

der Schiedsrichter sicherzu-

stellen.