Unmittelbare
Nachbereitung
Als das Spiel vorbei ist, geht es
für die Spieler Richtung Eis-
tonne und Regeneration. Für
das Schiedsrichter-Team beginnt
dagegen unmittelbar nach dem
Duschen die Nachbereitung. Im
Coaching-Gespräch mit Beob-
achter Karl-Heinz Tritschler
werden die Schlüsselszenen des
Spiels durchgesprochen. Die fünf
Männer suchen gemeinsam nach
Möglichkeiten, die Spielleitung
weiter zu optimieren, doch Mike
Pickel verrät: Insgesamt war der
Beobachter zufrieden. Nach einem
langen heißen Tag geht es für
ihn am Abend dann zurück nach
Mendig. Endlich. Den Sonntag hat
er frei.
Doch bereits am Montag nach dem
Spiel wird Mike Pickel wieder am
Telefon sitzen. In einer Konferenz
mit den anderen Mitgliedern des
Schiedsrichter-Teams die Szenen
vom Wochenende besprechen. Und
dann? Dann beginnt die Vorberei-
tung auf das nächste Spiel. Für
Pickel bedeutet das: laufen gehen,
die Fitness trainieren, Videos
gucken, die Taktik der Mannschaf-
ten studieren. Nichts dem Zufall
überlassen.
Vielleicht ist seine auch gleich-
zeitig die einzige Methode, einen
Job zu machen, in dem jedes
Wochenende Entscheidungen
richtig getroffen werden, die
eigentlich außerhalb dessen
liegen, was das menschliche Auge
wahrnehmen kann: Vorbereitung,
Konzentration – und Akribie.
lichen Ausgleich im Abseits. Eine
knappe Entscheidung, doch der
Assistent hat genau hingese-
hen. Mike Pickel sagt, er schaue
normalerweise auf die Beine der
Spieler, damit ließen sich die für
den Assistenten oft tückischen,
gegenläufigen Bewegungen am
besten nachvollziehen.
Die Entscheidung gegen Huntelaar
ist absolut korrekt, doch natürlich
gibt es auch bei Pickel Spiele, in
denen Entscheidungen – gerade
bei Abseits – danebengehen. Wü-
tend auf Sport-Kommentatoren,
die bei zentimeterknappen Ab-
seits-Situationen von „klaren Feh-
lern“ sprechen, ist er aber nicht.
„Das gehört dazu. Wenn es falsch
ist, ist es nun mal falsch“, sagt er
schlicht. Mehr ärgert er sich dann
ohnehin selbst über den Fehler.
„Der Buschfunk
funktioniert“
In der Halbzeitpause weiß er
schon, dass das Team beim von
ihm aberkannten Tor richtig
gelegen hat. „Der Buschfunk
funktioniert“, erklärt Mike Pickel
und schiebt nach: „Das ist aber
auch richtig so. Den Spielern wird
in der Pause auch gesagt, ob eine
kritische Entscheidung gegen sie
richtig oder falsch war.“
S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 6 / 2 0 1 6
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In der zweiten Hälfte bekommt
Pickel dann etwas weniger zu tun.
Dafür ist Wolfgang Stark gefor-
dert. Ein Strafstoß für Frankfurt,
den die Eintracht verschießt, dann
ein Feldverweis gegen Frankfurt,
plötzlich aufwachende Schalker,
ein knapper Spielstand, fünf
Minuten Nachspielzeit – und das
alles bei weiter brütend heißen
Temperaturen.
Hin und wieder nimmt Mike Pickel
sich den Schwamm aus einem am
Spielfeldrand stehenden Wasser-
eimer und drückt ihn über seinem
Nacken aus. Sein Trikot ist am
Rücken völlig durchnässt.
Abseits! Der Ausgleich durch Klaas-Jan Huntelaar wird zu Recht aberkannt.
Trinkpause für die Mannschaften und das Schiedsrichter-Team
bei Temperaturen über 40 Grad.
Besprechung mit dem Beobachter: Karl-Heinz Tritschler
(Zweiter von rechts) ist mit der Leistung des Teams zufrieden.