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Titelthema
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 5
Angebot, da führt das Schiedsrich-
terinnen-Team unten die Mann-
schaften aufs Feld.
Angelika, 26 Jahre alt, 1,69 Meter
groß, kommt aus Ingolstadt und
arbeitet als Psychologin für die
Caritas.
Schiedsrichterin wurde sie mit
12, inzwischen pfeift sie in der
Regionalliga Bayern und in der
1. Frauen-Bundesliga. Seit Anfang
des Jahres trägt sie zudem das
FIFA-Wappen. Beim Deutschen
Fußball-Bund gilt sie als großes
Talent, jung und trotzdem schon
erfahren, konsequent und freund-
lich, so wird sie eingeschätzt,
und so tritt sie auch an diesem
Sonntag auf.
Die Bundesliga-Begegnung zweier
Mannschaften aus dem unteren
Die Frauen-Quote der Landesverbände
Landesverband
Anteil der Frauen unter den
Absolute Zahl der
Schiedsrichtern des LV
Schiedsrichterinnen
Der Norden liegt vorne
1.
Niedersächsischer FV
4,9%
570
Schleswig-Holsteinischer FV
4,9%
98
3.
Hamburger FV
4,6%
170
4.
Saarländischer FV
4,5%
49
5.
FV Rheinland
4,2%
54
6.
Bremer FV
3,8%
20
FV Niederrhein
3,8%
105
8.
Berliner FV
3,7%
42
FV Sachsen-Anhalt
3,7%
59
10. LFV Mecklenburg-Vorpommern
3,5%
33
Sächsischer FV
3,5%
110
12. Württembergischer FV
3,4%
222
Thüringer FV
3,4%
59
14. FLV Westfalen
3,3%
163
FV Mittelrhein
3,3%
71
FLV Brandenburg
3,3%
53
17.
Bayerischer FV
3,1%
418
18. Südwestdeutscher FV
3,0%
53
19. Badischer FV
2,8%
39
20. Hessischer FV
2,6%
173
21. Südbadischer FV
2,4%
37
2.598
Vergleicht man den Anteil der weiblichen Unparteiischen an der Gesamtzahl aller Schiedsrichter eines
Landesverbandes, so fällt dabei ein Nord-Süd-Gefälle auf: Während die Spitze durch Landesverbände
aus dem Norden eingenommen wird, haben große Verbände wie Bayern oder Hessen zwar absolut
gesehen viele Schiedsrichterinnen - ihr Anteil an der Gesamtzahl ist im Vergleich aber eher gering.
ersten Hälfte fallen bereits fünf
Tore, die Heimmannschaft aus
Leverkusen geht mit einer knap-
pen 3:2-Führung in die Halbzeit-
pause. Schöne Spielzüge, mehrere
Aluminiumtreffer, ein verschosse-
ner Strafstoß, der im Nachschuss
verwandelt wird: Die knapp 500
Zuschauer auf der Tribüne sind
begeistert.
Und nicht nur sie: Auch Simone
Horn kommt aus dem Staunen
kaum heraus. Die Westfälin ist an
diesem Sonntag offizielle Beob-
achterin und sieht längst nicht
jedes Wochenende ein so aufre-
gendes Spiel. Als Assistentin war
sie selbst vor einigen Jahren noch
in der Frauen-Bundesliga im Ein-
satz, heute unterstützt sie die
Unparteiischen als Coach, in
allen Spielklassen der Frauen und
in ihrem Heimatverband bei den
Männern bis zur Westfalenliga.
Zwischen den Männer- und Frauen-
Spielklassen sieht Simone Horn
auch im Jahr 2015 noch deutliche
Unterschiede. „Das kann man
schon am Zuschauer-Aufkommen
festmachen“, meint sie.
„Eine Kulisse von 500 Leuten
erzeugt naturgemäß weniger
Druck und Anspannung als ein
volles Stadion mit mehreren zehn-
tausend Menschen. Außerdem
laufen die Spiele bei den Frauen
deutlich seltener aus dem Ruder.
Für die Schiedsrichterinnen ist
das natürlich einerseits ange-
nehm, andererseits wünschen
sich die Frauen sicherlich auch
mal etwas mehr Herausforde-
rung.“ Spielen Frauen denn gene-
rell fairer als Männer? Simone
Horn schmunzelt. „Generell ist
das wohl so.“
Heute scheint das jedenfalls zuzu-
treffen. Zwei Gelbe Karten stehen
am Ende auf ihrem Beobachtungs-
block, 20 Foulspiele, nichts Wildes
dabei. Aber der Spielverlauf hat es
in sich. In der zweiten Halbzeit
wird es dramatisch. Essen schafft
nach einem Zwei-Tore-Rückstand
erst den Ausgleich auf 4:4, in der
letzten Minute der Nachspielzeit
gelingt der Gastmannschaft sogar
noch der Siegtreffer zum 5:4.
Früher war Simone Horn Assistentin in der 1. Frauen-Bundes-
liga, heute beobachtet sie dort die Schiedsrichterinnen.
Tabellenmittelfeld avanciert dabei
zum absoluten Topspiel. In der