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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 5
Italiener führen Grüne
Karte ein
In unserer vorherigen Ausgabe
berichteten wir über die Grüne
Karte im Kreis Northeim-Einbeck
(Niedersachsen), die Trainer und
Fußballer zu mehr Fairness und
Respekt gegenüber Schiedsrichtern
anhalten soll.
In einer etwas anderen Funktion
soll diese Kartenfarbe nun auch in
Italiens Profi-Bereich zum Einsatz
kommen: Die Grüne Karte soll in
der Serie B eingeführt werden. Im
Gegensatz zur Gelben und Roten
Karte stellt die Grüne keine Bestra-
fung dar, sondern Spieler, Trainer
und auch Fans können damit be-
lohnt werden. „Wir wollen nicht
mehr nur denjenigen bestrafen,
der etwas falsch macht, sondern
auch das Gegenteil belohnen“,
erklärte ein Liga-Sprecher.
Geht es nach den Verantwortlichen,
zeigt der Unparteiische zukünftig
für faires Spiel oder freundliche
Aktionen den grünen Karton – etwa,
wenn der Ball trotz offensiver Mög-
lichkeiten bei einer Verletzung des
Gegners ins Aus gespielt wird.
Nach Faustschlag:
Ein Jahr Haft auf
Bewährung
Nach einem Angriff auf einen
Schiedsrichter ist ein Hobby-
Fußballer aus Essen zu einem
Jahr Haft auf Bewährung verur-
teilt worden.
Zuvor wurde gegen ihn bereits
ein lebenslanges Fußball-Verbot
verhängt.
Der 25-Jährige hatte einem Un-
parteiischen Ende 2014 in einem
Spiel der Freizeitliga nach einer
Gelb/Roten Karte einen so harten
Faustschlag versetzt, dass der
57-jährige Schiedsrichter bewusst-
los zu Boden ging.
Im Krankenhaus wurden ein
doppelter Kieferbruch, eine
leichte Gehirnerschütterung
und Schürfwunden diagnosti-
ziert. Wochenlang konnte der
Schiedsrichter nur flüssige
Nahrung zu sich nehmen.
Der Angeklagte zeigte sich vor
Gericht geständig und entschul-
digte sich für seinen Ausraster.
Das Geheimnis hinter
Pierre Claude
Wenn man sich die Zahl seiner
Ansetzungen anschaut, dann
müsste Pierre Claude zu den Top-
Schiedsrichtern der Rheinlandliga
gehören. Der Blick auf den Wohn-
ort „Musterhausen“ löst jedoch
erste Skepsis aus. Denn streng
genommen ist Pierre Claude kein
Schiedsrichter.
Der Name steht als Synonym für
alle luxemburgischen Unpartei-
ischen, die in Rheinland-Pfalz seit
einigen Jahren in der Grenzre-
gion zu Luxemburg zum Einsatz
kommen. Der Fußballverband
Rheinland pflegt seit einigen
Jahren einen Austausch mit dem
dortigen Fußballverband und
setzt alle Referees aus dem Nach-
barland im DFBnet unter dem
Namen Pierre Claude an.
„Das habe ich damals mit Charles
Schaack, dem Vorsitzenden der
luxemburgischen Schiedsrichter,
so vereinbart, um die Austausch-
spiele im DFBnet besetzen zu
können“, berichtet Erich Schnei-
der, der Vorsitzende des Ver-
bands-Schiedsrichter-Ausschus-
ses, und fügt an: „Es ist aber kein
Phantasiename – Pierre Claude
existiert wirklich.“
Besagte Person sei beim luxem-
burgischen Verband verantwort-
lich für das Schiedsrichter-Wesen.
Den richtigen Namen der Unpar-
teiischen ins System zu stellen,
sei jedoch nicht möglich, da die
Vernetzung mit dem luxemburgi-
schen Verband nicht vorhanden
sei.
Deshalb pfeift in der Rheinland-
liga noch ein weiterer Musterhau-
sener: Hinter Bernard Petry ver-
stecken sich die französischen
Austausch-Referees.
Neben der Bewährungsstrafe
muss der Verurteilte 3.000 Euro
Schmerzensgeld zahlen.
„Gewalt und Faustrecht haben
auf dem Fußballplatz nichts zu
suchen“, fügte Richter Matthias
Pohlkamp seinem Urteil hinzu.
Es sei oberstes Gebot eines
jeden Sportlers, die Entschei-
dungen der Schiedsrichter zu
akzeptieren.
Besonderer Einsatz für
Guido Winkmann
Die 15. Deutsche Meisterschaft der
Werkstätten für behinderte Men-
schen wurde im September in der
Sportschule Wedau ausgetragen.
Das Eröffnungsspiel der National-
mannschaft der Menschen mit
einer intellektuellen Beeinträchti-
gung gegen die DFB-Betriebs-
mannschaft (Endstand: 2:4) stand
dabei unter der Leitung von
Bundesliga-Schiedsrichter Guido
Winkmann aus Kleve.
„Der Leiter der DFB-Schiedsrich-
ter-Abteilung, Lutz Michael Fröh-
lich, verfolgte am nächsten Tag
ebenfalls das Turniergeschehen
und drückte insbesondere dem
Team aus Berlin, das er vor einem
Jahr in der Werkstatt besucht
hatte, die Daumen“, berichtete
WM-Viertelfinale 1986:
Maradona lupfte den Ball
mit der Hand über den
englischen Keeper Peter
Shilton.
Tobias Wrzesinski, der stellver-
tretende Geschäftsführer der
DFB-Stiftungen Egidius Braun
und Sepp Herberger.
Insgesamt kamen die besten 16
Teams aus deutschlandweit
2.500 Werkstätten zusammen und
lieferten sich spannende Spiele
um den Meistertitel.
Am Ende konnten sich die Reck-
linghäuser Werkstätten die Deut-
sche Fußball-Meisterschaft der
Werkstätten für behinderte Men-
schen sichern.
Es sei ein „emotionales Wiederse-
hen“ gewesen, schrieb Maradona
auf Facebook. „Ich gab ihm ein
Trikot der argentinischen National-
mannschaft, er schenkte mir ein
Foto vom legendären Spiel, das bei
ihm zu Hause hing. Für Ali, meinen
ewigen Freund“, postete Maradona.
Er pfeift nicht nur in den Bundesliga-Arenen: Guido Wink-
mann beim Turnier für Menschen mit Behinderung.