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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 5
Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen.
Editorial
Inhalt
Liebe Leserinnen und Leser,
die Diskussionen um die Notwendigkeit eines
Videobeweises im Fußball werden in den kom-
menden Jahren nicht weniger werden.
Da einzelne Schiedsrichter-Entscheidungen
mehr und mehr ins Zentrum der Nachbetrach-
tung der Bundesliga-Spiele rücken, zahlreiche
Kameras aus allen Positionen offenbar dazu
genutzt werden, jeden Pfiff bis ins kleinste
Detail zu hinterfragen, wird der Mensch als
zuständiger Spielleiter dieser Aufgabe irgend-
wann wohl nicht mehr gerecht werden können.
Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht kaum
aufzuhalten, da das „Geschäft Fußball“ von
Emotionen und Gefühlsausbrüchen lebt und
diese auch braucht. Ganz offensichtlich ist
dabei die Aufgabe des Schiedsrichters ein ide-
ales Medium zum Transport von Emotionen,
sind die offensichtlichen und scheinbaren Feh-
ler unserer Unparteiischen mehr dazu geeig-
net als die Aktionen und Fehler der Fußballer.
Fehlerlosigkeit aber wird es nicht geben,
solange Menschen während eines Spiels die
Verantwortung tragen. Fehler passieren dem
Schiedsrichter auf dem Feld genauso wie
möglicherweise einem Video-Schiedsrichter
in einem Übertragungswagen.
Wir, die zuständige Schiedsrichter-Kommission
Elite des DFB, verschließen uns diesen neuen
Ideen und Vorstellungen keinesfalls.
Im Gegenteil: Wir sehen es als unsere Auf-
gabe an, die immer wieder diskutierten tech-
nischen Möglichkeiten und Hilfen für unsere
Schiedsrichter unter die Lupe zu nehmen
und fachlich zu hinterfragen.
Das Projekt des Video-Schiedsrichters, das
seit einiger Zeit in Holland getestet wird,
haben wir uns deshalb gezielt angesehen. Es
wird dabei deutlich, dass uns dieser Ansatz
nicht entscheidend voranbringt.
Es bleiben viel zu viele Unwägbarkeiten und
Fragen offen.
Wenn man weiß, dass die Übermittlung einer
endgültigen Aussage über eine strittige
TV-Schiedsrichter
unter der Lupe
Herbert Fandel,
Vorsitzender
des DFB-
Schiedsrichter-
Ausschusses.
Situation im Schnitt elf Sekunden dauert, wird
jedem sofort klar, dass dies keine Lösung sein
kann.
Elf Sekunden können im Fußball eine Ewigkeit
sein. Der Ball kann längst über weitere Spiel-
situationen hinweg gespielt sein, ein Eingriff,
eine Rückkehr zur Ausgangssituation regel-
technisch unmöglich werden. Und ob die
Entscheidung eines Video-Schiedsrichters
dann immer korrekt sein wird, ist mehr als
unwahrscheinlich.
Es bedarf also einer Klärung all‘ der offenen
Fragen, die für die Praxis erst einmal ab-
schließend beantwortet sein müssen. Darüber
hinaus muss man immer wissen, dass ohnehin
die FIFA zu allererst „grünes Licht“ geben
muss. Ohne deren Zustimmung sind alle Über-
legungen umsonst.
***
Mit Beginn der Spielzeit amtieren im Profi-
fußball neben Bibiana Steinhaus zwei weitere
Schiedsrichterinnen: Riem Hussein hat sich
mit guten Leistungen als Schiedsrichterin
einen Platz in der 3. Liga der Männer ebenso
verdient wie Katrin Rafalski, die in der
2. Bundesliga als Assistentin fungiert.
Ich freue mich darüber, weil damit auch
deutlich wird, dass nur die Leistungen
darüber entscheiden können, wer in welcher
Klasse eingesetzt wird. Geschlecht, Hautfarbe
oder sonstige Unterscheidungsmerkmale
spielen keine Rolle und werden für uns auch
in Zukunft bei der Bewertung unserer Schieds-
richter keine Rolle spielen.
Ihr
Herbert Fandel
Titelthema
Gewachsene Strukturen
Der bundesweite Aufwärtstrend bei
den Schiedsrichterinnen
4
Panorama
10
Ehrung
Die Besten einer Saison
Dr. Felix Brych und Katrin Rafalski sind
die „DFB-Schiedsrichter des Jahres“
13
Regel-Test
Von Tornetzen und Hilfsfahnen
17
Analyse
Kleiner Schubser - große Wirkung
Die Nachbetrachtung der ersten Spieltage
der Saison 2015/2016
19
Lehrwesen
Die Rolle des Torwarts
Der „letzte Mann“ als Schwerpunkt im
aktuellen DFB-Lehrbrief Nr. 63
24
Tagung
Austausch mit den Nachbarn
Die Ergebnisse des Schiedsrichter-
Symposiums in Kaiserau
28
Blick in die Presse
31
Aus den Verbänden
32
Vorschau 1/2016
34