Kritiker der neuen Spielformen im Kinderfußball bemängeln, dass durch das Spiel auf kleine Tore keine Torhüter mehr ausgebildet werden. Aber ist es tatsächlich so, dass allein das Spiel auf große Tore neue Talente an die Torhüterposition heranführt? Wir sagen nein! Vielmehr müssen wir auch die Torhüterausbildung neu denken und in kleinen Spielformen alle Kinder Erfahrungen auf jeder Position sammeln lassen. Damit schulen wir einerseits bei allen die benötigten motorischen Grundlagen des Torwarts, die auch für jeden Feldspieler goldwert sind und fördern andererseits die fußballerischen Fähigkeiten derjenigen, die später im Tor spielen werden, sodass sie den Anforderungen eines modernen Torhüters optimal gerecht werden können.
Die fünf Hauptbestandteile des Torwarttrainings sind die Zielverteidigung, die Raumverteidigung und das Offensivspiel sowie die mentalen Fähigkeiten und das Coaching. Es geht im Kinderfußball jedoch nicht darum, bereits eine Positionsspezialisierung vorzunehmen. Vielmehr soll in kleinen Spielen sichergestellt werden, dass alle Kinder das Fußballspiel auch aus der Perspektive eines Torhüter kennenlernen. Dabei werden beispielsweise durch das Fangen, Fallen oder (Ab-)Rollen motorische Fertigkeiten geschult, die zum Vorteil aller Spieler sind, unabhängig davon auf welcher Position sie mal spielen werden. Die mentalen Fähigkeiten bzw. das Coaching haben im Kinderfußball nicht die Gewichtung, wie in höheren Altersklassen.
Organisationsformen des Torwarttrainings
Eine einfache Möglichkeit, alle Kinder auch als Torhüter einzusetzen, sind Rundläufe bzw. Teamwettbewerbe im Torschusstraining. Dabei wechselt nach jedem Schuss der Torhüter. Der Spieler, der gerade noch einen präzisen Schuss abgeben musste, ist nun als Torhüter gefordert, sodass alle Kinder die unterschiedlichen Anforderungen kennenlernen.
Auch in kleinen Spielformen, die nicht auf ein Tor gespielt werden, kann der Torhüter einbezogen werden. Im 4 gegen 2 können wir die Aufgabe der Spieler in der Mitte zum Beispiel so verändern, dass Bälle nur mit der Hand abgefangen werden dürfen. Auch in Technikübungen können problemlos torwartspezifische Elemente integriert werden. Ein Beispiel ist die Hand-Fuß-Regel beim Hochhalten, bei der die Spieler den ersten Ballkontakt mit dem Fuß nehmen und dann mit dem zweiten Kontakt per Hand zum nächsten spielen sollen, der den Ball wiederum mit dem Fuß annimmt.
Zudem kann in einzelnen Spielformen bewusst der Fokus auf das Torwartspiel gelegt werden. Dabei werden torwartspezifische Basiskompetenzen aus den Bereichen der Zielverteidigung, der Raumverteidigung und des Offensivspiels in kleinen Wettkämpfen spielerisch geübt.
Jeder darf Torwart sein
Findet das Wettspiel am Wochenende in der F-Jugend zum ersten Mal auch auf Tore mit Torhüter statt, gibt es auch hier noch keinen festen Torwart. Der Austragungsmodus in vielen kurzen Spielrunden bietet eine hervorragende Möglichkeit, regelmäßig den Torhüter zu tauschen und so allen Kindern die Gelegenheit zu geben, sich auch auf der Torwartposition auszuprobieren.
Top 5 Trainingsformen zum Torwartspiel im Kinderfußball
Trainingsform
Torschuss oder Torwart
Organisation
Neben, vor und hinter einem Jugendtor die Start-/Wendehütchen und ein Hütchendreieck gemäß Abbildung errichten.
Die Spieler in 2 Paare einteilen und gemäß Abbildung mit ausreichend Abstand an den Starthütchen postieren.
Ablauf
Das Spiel startet mit einem Trainerkommando.
Ruft er "Blau!", dribbelt der erste Spieler von Blau zum Wendehütchen, umdribbelt es und schließt auf das Tor ab.
Gleichzeitig läuft Rot gemäß Abbildung durch das Hütchendreieck hinter dem Tor und von dort aus als Torwart ins Tor und versucht, den Schuss von Blau zu parieren.
Seitenwechsel nach 7 Minuten oder nach 10 Toren
Variationen
Die Startsignale und -positionen verändern.
Der Torschuss erfolgt nach dem Pass eines Mitspielers (flach, halbhoch, hoch).
Die Gruppe hält mit 2 Kontakten den Ball gemeinsam in der Luft.
Dabei gilt die „Hand-Fuß-Regel“. Bedeutet: Der erste Kontakt wird immer mit der Hand durchgeführt. Mit dem zweiten Kontakt wird der Ball dann per Fuß zu einem Mitspieler gebracht.
Variationen
Die Regeln verschärfen, um eine größere Aufmerksamkeit zu erreichen.
Der Ball muss mit rechts gespielt werden, sofern der Handkontakt mit links erfolgt ist.
Die Reihenfolge tauschen. Der erste Kontakt erfolgt mit dem Fuß, bevor der Ball dem Mitspieler zugeworfen (geboxt) wird.
Hinweise
Durch das Einnehmen der Grundposition thematisiert diese Trainingsform, das Torwartspiel bereits zu Beginn der Einheit.
Die Grundposition ist dann einzunehmen, wenn ein Schuss oder eine Flanke erwartet wird.
Dabei sind die Beine schulterbreit und leicht gebeugt, sodass die Nasenspitze vor den Knien ist. Die Position der Hände kann dabei von Torhüter zu Torhüter variieren.
In der Feldmitte zwischen 2 Stangen ein Absperrband spannen.
An den Grundlinien je 1 Minitor aufstellen.
In jeder Feldhälfte 1 Spieler postieren.
1 Ball bereithalten.
Ablauf
Ziel ist es, den Ball so unter dem Band hindurchzurollen, dass er in das Minitor gelangt.
Variationen
Flach mit dem Fuß schießen.
Punkte können erzielt werden, indem der ballbesitzende Spieler den Ball über eine der 3 gegnerischen Seitenlinien rollt. Ein Treffer in das Minitor zählt in dem Fall doppelt.
Hinweis
Das Band möglichst flach – etwa in Hüfthöhe – spannen.
Fazit: Torwarttraining im Kinderfußball – Mit allen und spielerisch
Die neuen Spielformen bieten viele Möglichkeiten für die Torhüterausbildung. Nur, weil nicht (die ganze Zeit) auf große Tore gespielt wird, heißt das nicht, dass es bald keine Nachwuchstorhüter mehr geben wird. Im Gegenteil! In kleinen Spielen können alle Kinder an die Torhüterposition herangeführt werden und im Sinne einer ganzheitlichen Ausbildung darauf vorbereitet werden, später erfolgreich zu sein – auf dem Feld oder im Tor.