Ein starker Torhüter kann an guten Tagen ein Spiel entscheiden. Das Tor scheint dann wie vernagelt und der Gegner beginnt mit jeder weiteren Parade immer mehr zu verzweifeln. Jedoch kann ein einziger Fehler auf dieser Position auch zur Niederlage führen – ein schmaler Grat zwischen gefeiertem Helden und tragischem Unglücksraben. Umso wichtiger ist es, dem Torhüter im Training die nötige Aufmerksamkeit zu schenken – auch wenn kein regelmäßiges Torwarttraining angeboten werden kann. Eine Top 5 Auswahl an Übungen dafür findet ihr am Ende dieses Beitrags.
Was wird von einem Torhüter im Fußball abverlangt?
Die traditionelle Aufgabe des Torhüters ist es das Tor zu hüten. Erzielt die gegnerische Mannschaft keinen Treffer, hat er seine Aufgabe erfüllt.
Die Abwehraktionen eines Torhüters werden dabei in zwei Bereiche unterteilt: Die Ziel- und die Raumverteidigung. Unter erstere fällt das Abwehren von Schüssen, die direkt auf das Tor kommen. Letztere beinhaltet beispielsweise das Abfangen von Flanken oder Zuspielen in die Tiefe.
In den letzten Jahren hat sich der Torhüter darüber hinaus immer mehr zum ersten Offensivspieler entwickelt, sodass auch die fußballerischen Fähigkeiten in den Vordergrund rücken. Entsprechende Übungen sollten ebenfalls im Torwarttraining berücksichtigt werden.
Spezifisches Torwarttraining und Mannschaftstraining für den Torhüter
Die besonderen Anforderungen an einen Torhüter erfordern ein spezielles Training. Optimalerweise trainieren die Torhüter regelmäßig individuell mit einem Torwarttrainer. Doch nicht in jedem Verein gibt es diesen Spezialtrainer und auch die Teilnahme am Mannschaftstraining ist für den Torhüter essenziell.
Um isolierte Übungen speziell für die Torhüter umsetzen zu können, ist nicht zwingend ein Torwarttrainer erforderlich. Zum einen können die Torhüter in Eigenregie ein vorher besprochenes Programm, inspiriert durch die torhüterorientierte Ballschule, durchführen und anschließend am Mannschaftstraining teilnehmen. Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass sie in das Individualtraining der Offensivspieler integriert werden. Hier können sie beispielsweise das Agieren im Raum oder das Umschalten von Raum- auf Zielverteidigung trainieren.
Übungen für das Torwarttraining
Die technische Detailarbeit im Bereich der Abwehrtechniken, aber auch im Offensivspiel, kann in isolierten Formen mit einer kleinen Gruppe Torhüter am effektivsten trainiert werden. Die ersten drei der fünf gezeigten Übungen stehen dabei exemplarisch für das Training des Offensivspiels, der Zielverteidigung und der Raumverteidigung.
Allerdings gilt auch für Torhüter: Das Spiel ist das beste Training! Es kommt darauf an, dass der Torhüter gelernte Techniken auch in Spielformen anwenden kann, um perfekt für das Spiel vorbereitet zu sein. Die Übungen vier und fünf zeigen, wie es gelingt, relevante Techniken auch in Spielformen unter Gegnerdruck zu trainieren und mit welchen Provokationsregeln es möglich ist, auch für den Torhüter einen Trainingsschwerpunkt innerhalb einer Spielform zu setzen.
Top 5 Übungen für das Torwarttraining
Trainingsform
Entscheidungstraining im Spielaufbau
Organisation
Auf der Torraumlinie vor TW1 im Abstand von 5 Metern 3 Dummys aufstellen.
4 Minitore mit je 1 Leibchen (4 verschiedene Farben) gemäß Abbildung im Strafraum aufstellen.
TW2 steht vor den Dummys, der Torwart-Trainer mit Balldepots auf Höhe der Minitore.
Ablauf
Der Torwart-Trainer passt zu TW1 und ruft eine Farbe (hier: „Grün!“).
TW2 setzt TW1 teilaktiv unter Druck.
Dieser verarbeitet das Zuspiel und verwertet in das entsprechende Minitor.
Trainingsform
Fangen und kurzes oder langes Blocken
Organisation
Auf der Torraumlinie steht 1 Minitor.
3 Torhüter gemäß Abbildung postieren.
TW2 und TW3 mit Ball
Ablauf
Dropkick TW2 auf TW1, der zurückwirft.
TW1 dreht sich in Richtung TW3.
Dropkick von TW3 auf das Minitor
TW1 wehrt mit Block oder langem Block ab.
Variation
TW1 und TW2 passen sich zu.
TW2 passt zu TW3.
TW3 schießt direkt auf das Minitor.
TW1 wehrt ab, geht nach und sichert.
Kurzbeschreibung normaler (kurzer) Block:
Den „Tunnel“ schließen, indem ein Bein eingeknickt wird, und die Arme links und rechts „ausfahren“.
Das gebeugte Knie nicht auf dem Boden aufsetzen (Verletzungsgefahr)!
Kurzbeschreibung langer Block
Seitlicher Spagat – beim (antizipierten) Schuss in die lange Ecke das jeweilige Bein mit der Ferse nach unten strecken. Die betreffende Hand darüber ausfahren.
Die Fußspitze des anderen Beins zeigt Richtung Boden, die Hand darüber „breitmachen“.
Das Gesäß Richtung Boden schieben, um den Tunnel zu schließen.
Fazit: Den Torhüter und das Torwarttraining mitdenken
Kein Mannschaftstrainer kann den Torwarttrainer ersetzen und kein Mannschafts- das Torwarttraining. Dennoch sollten die Torhüter immer in der Trainingsplanung berücksichtigt werden – auch wenn einmal kein Spezialtrainer zur Verfügung steht. Einfache isolierte Übungen können die Torhüter untereinander oder gemeinsam mit einzelnen Offensivspielern ausführen. Auch im Mannschaftstraining können torwartspezifische Fähigkeiten trainiert werden. Es wird deutlich, dass die Mannschaftstrainer die Entwicklung der Torhüter ebenfalls beeinflussen können, nicht immer ein Torwarttrainer vor Ort sein muss und durch minimale Anpassungen in Spiel- und Trainingsformen das Verhalten der Torhüter geschult werden kann.