
Den aktuellen Leistungsstand richtig einschätzen
Mittlerweile ist es üblich, dass die Trainer ihren Teams für die Pause individuelle Lauf- und Hausaufgabenpläne an die Hand geben, mit denen sich die Spieler in der fußballfreien Zeit fit halten sollen. Dabei sind manche Kadermitglieder gewissenhafter als andere, sodass zum Re-Start mit noch spürbareren Leistungsunterschieden zu rechnen ist. Daher bietet es sich an, zu Beginn der Vorbereitung mit einer Art „Leistungsdiagnostik" den aktuellen Stand jedes Einzelnen zu überprüfen und die dabei entstandenen Profile schließlich zu einem mannschaftlichen Gesamtbild zusammenzusetzen.
Im Zentrum dieser Leistungsüberprüfung stehen wichtige fußballspezifische Grundpfeiler der Kondition:
- Regenerationsfähigkeit
- Kraft
- Wendigkeit
- Schnelligkeit
Trainingseinheit
Testbatterie zur Überprüfung des Leistungsstandes
Diese Testbatterie fängt den Leistungsstand eurer Spieler in großen Teilen der fußballspezifischen konditionellen Bausteine ein. Auch wenn sich die Ergebnisse nicht zu 100 Prozent objektiv festhalten lassen, sind sie ein geeigneter Richtwert, den es am Ende der Vorbereitung bei einem zweiten Test zu überprüfen lohnt.
Konditionelle und technisch-taktische Lernziele verbinden
Für viele Trainer ist die Planung der Vorbereitung eine Gratwanderung: Wie viel Wert muss ich auf die konditionelle Ausbildung legen? Wie gewichte ich die technisch-taktischen Ziele, die ich erreichen möchte? Brauche ich mehr Zeit als sonst, weil es eine neue Spielidee gibt? Um möglichst viele der gesteckten Ziele adäquat zu erreichen, bietet sich das Konzept der „Periodisierung" an. Wenngleich es inzwischen verschiedenste Arten der Periodisierung gibt, folgen sie dennoch alle einem Prinzip: In einem bestimmten Zeitraum Teilziele erreichen, um zum Start der Wettkampfserie voll leistungsfähig zu sein.
Dazu könnt ihr euren Trainingsplan beispielsweise in drei aufeinander aufbauende Abschnitte gliedern:
Woche 1 & 2: Grundlagenausdauer, Spielaufbau
Woche 3 & 4: Schnelligkeit, Übergangsspiel
Woche 5 & 6: Schnelligkeitsausdauer, Angriffsszenarien
Die Grundlagenausdauer bildet die Basis für das erfolgreiche Erreichen der gesteckten Ziele in den anderen konditionellen Bereichen. Über Hausaufgaben und Laufpläne können die Spieler auch vor Vorbereitungsbeginn an ebendieser Basis arbeiten, sodass sich die Konditionsziele auch anders aufteilen lassen.
Steht das Spiel mit dem Ball im Fokus eurer Saisonvorbereitung, so macht auch hier die Bildung einer vernünftigen Basis Sinn. Beginnend mit dem Spielaufbau und den zugehörigen Passtechniken, kann die Komplexität der Übungen von Woche zu Woche gesteigert werden. Dabei lässt sich die Ausdauer „spielend" mittrainieren.
Organisation
- In einem 40 x 40 Meter großen Feld zwei 4 Meter tiefe Aufbauzonen markieren.
- Weitere 8 Meter dahinter steht je 1 Tor mit Torhüter.
- 2 Neuner-Teams bilden.
- 2 Innenverteidiger jedes Teams besetzen jeweils die Aufbauzonen.
Ablauf
- 7 gegen 7 im Innenfeld
- Eröffnung durch den Torwart auf die Innenverteidiger
- Treffer müssen aus dem Feld erzielt werden, wobei die Innenverteidiger blocken dürfen.
- Jeder Treffer zählt 2 Punkte.
- In Ballbesitz haben die Innenverteidiger in ihrer Zone 1 Kontakt.
- Sie dürfen sich gegenseitig zuspielen oder mit dem ersten Kontakt ins Feld dribbeln und so einen dynamischen Impuls setzen.
- Der Passgeber wechselt dann nach außen.
- 10 Pässe in Folge (abzüglich der von außen gespielten) = 1 Punkt.
COACHINGPUNKTE
- So staffeln, dass möglichst oft steil-klatsch-steil gespielt werden kann.
- Den Lockball in eine Druckzone spielen.
- Mutig andribbeln, um die gegnerischen Offensivspieler zu binden.
- Aus dem Druck verlagern.
- Anspielen und nachgehen.
- Absichern des Ballvortrags

Organisation
- Ein Tor mit Torhüter und in der gegenüberliegenden Hälfte am Mittelkreis ein Minitor aufstellen.
- Das Spielfeld in eine Aufbau-, eine Pressing- (Rot) und eine Mittelzone gemäß Abbildung unterteilen.
- Blau spielt mit 7 Spielern plus Torwart, Rot mit 6 Spielern.
Ablauf
- Blau versucht, die Pressingzone im 3 gegen 2 zu überspielen.
- In der Mittelzone spielt Blau im 5 gegen 4 und versucht, auf das Minitor abzuschließen oder einen Spieler in der gelbmarkierten Zone anzuspielen.
- Bei Ballgewinn kontert Rot auf das Tor.
Methodik/Variation
- Nur zwei Verlagerungen von Blau in der Aufbauzone erlauben.
- Der Ball muss vor dem Spieler in der gelben Zone sein.
- Die Pressingzone entfernen.
- 4 und 5 dürfen in oder durch die Pressingzone dribbeln.
Coaching
- Passfenster erkennen (z. B. 4 auf 2 oder 6).
- Tiefenlaufwege in die gelbmarkierten Zonen einfordern.
- 2 und 3 leiten bei Gegnerdruck direkt weiter, z. B. auf 6 oder 8.

Organisation
- Ein strafraumbreites Feld mit 50 Meter Länge in 5 gleich tiefe Zonen unterteilen und 4 Minitore gemäß Abbildung aufstellen.
- 2 Teams zu je 8 Spielern bilden und einen Neutralen bestimmen.
Ablauf
- 8 plus 1 gegen 8 auf die Minitore
- Ein Treffer aus der Endzone (rot markiert) vor dem gegnerischen Tor zählt doppelt.
- Die Spieler beider Teams dürfen die Endzonen erst betreten, nachdem die Angreifer den Ball hineingespielt haben.
- Die Ballbesitzmannschaft darf sich frei im Feld bewegen.
- Befindet sich der Ball in der ersten Zone der Ballbesitzmannschaft, besetzen jeweils 2 Verteidiger die ersten beiden Zonen und 4 die Zone vor der eigenen Endzone.
- Spieler einer überspielten Zone dürfen nachsetzen.
Organisation
- Den Spielfeldausschnitt gemäß Abbildung wählen.
- 1 Tor mit Torhüter besetzen.
- 1 Minitor als Kontertor an der Mittellinie aufstellen.
- Mit Stangen ein 5 Meter breites Dribbeltor an der Außenlinie markieren.
- Die Spieler positionsgetreu in zwei Siebener-Mannschaften einteilen.
Ablauf
- Ausgangspunkt ist der andribbelnde Innenverteidiger.
- Die Angreifer spielen auf das Tor mit Torwart.
- Die Verteidiger kontern auf Mini- und Dribbeltor.
- Das Tor wird „freigeschaltet“, nachdem der Ball das erste Mal auf den Flügel gespielt wurde.
Coachingpunkte
- Gegenläufiges Verhalten der Sechser
- Bewegung ohne Ball, um Handlungsalternativen zu schaffen.
- Hinterlaufen der Außenverteidiger
Variationen
- Über die andere Seite angreifen.
- Den Ausgangspunkt verändern: Start durch Abschlag des Torhüters
- Volley- und Kopfballtore zählen doppelt.
Belastungs- und Regenerationsphasen aufeinander abstimmen
Die Saisonvorbereitung ist eine intensive Zeit, in der Trainingsumfang und -intensität häufig höher sind, als während der Saison. Um die gesetzten Reize zu verarbeiten und Anpassungsprozesse durchführen zu können, muss der Körper jedoch auch genügend Pausen- und Regenerationszeiten bekommen. Regeneration kann sowohl passiv als auch aktiv stattfinden. Für das Mannschaftstraining bieten sich auch Regenerationseinheiten an, in denen die Intensität sehr niedrig gehalten wird. Dabei soll nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf regenerieren. Versucht daher eine lockere, spaßige Einheit auf die Beine zu stellen, in der die Spieler nach einer kurzen Lauf- und Mobilitätsphase über kleine Wettkampfspiele ohne große taktische Zwänge bei Laune gehalten werden.
Bei der Planung solcher Einheiten hilft die Vorstellung einer „Belastungsampel". Trainings- und Spieltage werden dabei in ihrer Intensität von grün (niedrige Intensität) über gelb (mittlere Intensität) bis rot (hohe Intensität) kategorisiert. Spieltage gehören in die rote Kategorie, Regenerationseinheiten und Einheiten mit technischem Schwerpunkt in die grüne Kategorie. Gruppen- und mannschaftstaktisches Training kann in die gelbe Kategorie eingeordnet werden. Im Idealfall folgen nie zwei rote Einheiten aufeinander.
Fazit: Die Saisonvorbereitung als Chance nutzen
Die Vorbereitungsphase ist die einzige Zeit im Spieljahr, in der wir die Chance haben, gezielt in Teilbereiche sowohl technisch-taktischer als auch athletischer Natur nachzujustieren. Durch eine Leistungsstandüberprüfung zu Beginn lässt sich feststellen, welche Bereiche besonders förderungswürdig sind. So könnt ihr die jeweiligen Themen in euren Gesamtplan einfließen lassen und mit den fußballspezifischen Inhalten verknüpfen.