Im Gespräch mit Michael Leopold schaut Julian Nagelsmann auf die Europameisterschaft im eigenen Land zurück und blickt auf das nächste große Turnier 2026 und den Weg dahin voraus. Ein Aspekt, den die Nationalmannschaft dabei verbessern will, ist die defensive Stabilität. Der Bundestrainer fordert dazu, dass der deutsche Fußball das Verteidigen wieder mehr in seine DNA aufnimmt. Damit auch ihr das Verteidigen im Training fokussieren könnt, zeigen wir euch die Top-5-Trainingsformen.
Im Nations League Final Four unterlag Deutschland im Spiel um Platz drei der französischen Nationalmannschaft mit 0:2. Dabei verpasste es das Team von Julian Nagelsmann in der ersten halben Stunde, eine ihrer zahlreichen hundertprozentigen Chancen zu nutzen, um früh in Führung zu gehen. In der zweiten Halbzeit drehten die Franzosen auf, erspielten sich ähnlich viele Möglichkeiten und nutzten diese konsequenter, sodass sie das Spiel am Ende verdient für sich entschieden.
Wenn wir vorne nicht treffen, können wir das Spiel auch mit 0:6 verlieren. Wir haben einfach zu viele Chancen zugelassen.
Mit Blick auf die anstehende Weltmeisterschaft lautet das Motto daher: Wir müssen einen Treffer mehr erzielen als der Gegner, um ein Spiel zu gewinnen. Wenn wir weniger Gegentreffer kassieren, ist die Wahrscheinlichkeit dementsprechend höher, erfolgreich zu sein.
Das Verteidigen in die DNA aufnehmen
Um mit dieser Formel zum Erfolg zu kommen, muss das Verteidigen wieder verstärkt zum Teil der DNA der Nationalmannschaft und des deutschen Fußballs werden. Entscheidend ist dabei die Balance zwischen offensiver Variabilität und defensiver Stabilität. Den Spielstil zu „defensivieren“ bedeutet entsprechend nicht, im Abwehrpressing zu agieren, lange Bälle nach vorne zu spielen und auf einen erfolgreichen Konter zu hoffen. Bei aller offensiver Qualität darf die Defensive jedoch nicht auf der Strecke bleiben. Im Trainingsalltag ist es mittlerweile so, dass die Mannschaft mit defensivem Schwerpunkt zunächst in Ballbesitz ist. Das Team mit offensivem Schwerpunkt muss sich also das, was ihnen am meisten Spaß macht, erst verdienen. Auf diese Weise wird die Einstellung beeinflusst und ein stärkeres Bewusstsein für das Verteidigen verankert.
Top-5-Trainingsformen zum Verteidigen
Trainingsform
Tor beschützen – 5 gegen 5
Organisation
Ein 30 x 30 Meter großes Feld mit abgeschnittenen Ecken und 2 Toren mit Torhütern markieren.
2 Teams à 5 Spieler inklusive Torhüter einteilen.
Ablauf
freies Spiel
Variation
An der Seitenlinie rechts und links je 1 Anspieler positionieren. Der Angreifer im Feld entscheidet, von welchem Anspieler er den Pass erhält. Nach Abschluss oder Ball im Aus erfolgt der Pass von Anspieler 2.
Wirkung der Steuerungsmittel
Die Form des Spielfeldes provoziert „seitliche“ Torschüsse sowie das Abkappen und Ziehen nach innen.
Die 1-gegen-1-Duelle führen zu einer hohen Wiederholungszahl pro Spieler beim Blocken.
In einer strafrumbreiten Spielfeldhälfte mit 2 Toren mit Torhütern die Strafräume und die Mittellinie markieren.
Ablauf
5 gegen 5 mit Linienverteidigung: Es darf immer nur ein Spieler der Defensive in der gegnerischen Hälfte pressen; die anderen müssen auf der Mittellinie verteidigen.
mit Abseits
Überdribbeln der Mittellinie oder Pass zu Mitspieler in gegnerischer Hälfte = 1 Punkt
Ein halbes Spielfeld mit 2 Toren mit Torhütern und 2 Minitoren gemäß Abbildung markieren.
Ein Vierer-Team Blau und ein Achter-Team Rot bilden.
Ablauf
5 gegen 9
Rot eröffnet jeweils und greift auf das Tor von Blau an.
Blau bildet eine Viererkette und versucht, die Strafraumlinie möglichst lange „zu halten“.
Nach Ballgewinn kontert Blau auf die Minitore, spielt einen Flugball zu Torwart Rot (je 1 Punkt) oder versucht, dort einen Treffer zu erzielen (2 Punkte).
Ein strafraumbreites Feld mit einer Länge von 40 Metern und einer 15 Meter tiefen Aufbau- sowie einer 10 Meter tiefen Mittelzone markieren.
Ein Tor mit Torhüter und gegenüber 3 Stangentore gemäß Abbildung aufstellen.
Ein Siebener-Team Blau inklusive Torhüter und ein Achter-Team Rot bilden und gemäß Abbildung verteilen.
Ablauf
Rot eröffnet aus der Aufbauzone und versucht, einen Treffer beim Tor mit Torhüter zu erzielen.
Ein Treffer zählt 1 Punkt, ein Kopfballtreffer 3.
Blau verteidigt kompakt und kontert nach Ballgewinn auf eines der Stangentore (Treffer = 3 Punkte).
Die Angreifer agieren mit maximal 3 Kontakten und dürfen ebenso wie die Verteidiger die Zonenbegrenzungen nicht übertreten.
Die Außenspieler beteiligen sich aktiv, sodass in der Aufbauzone im 5 gegen 2 und in der Mittelzone im
5 gegen 4 angegriffen wird.
Wird der Ball aus oder durch die Mittelzone in den Strafraum gespielt, dürfen die 3 Angreifer in der Mittelzone sowie 2 Verteidiger in den Strafraum eindringen.
Bei einem Pass auf die Außen flankt der jeweilige Spieler.