Spiel- und Trainingsphilosophie: Prinzipien bei gegnerischem Ballbesitz
Allgemeingültige Handlungsempfehlungen
Während sich der Matchplan von Woche zu Woche verändern kann und sicherlich auch häufiger mal an den Gegner angepasst wird, sind Prinzipien nahezu allgemeingültig. Daher sollten sie auch so gewählt und formuliert werden, dass sie dementsprechend angewendet werden können. Sie sollen den Spielern Sicherheit und Orientierung vermitteln – egal ob der Gegner das Tabellenschlusslicht oder der Titelaspirant ist. Der DFB hat mit seinen Leitlinien für Defensiv- und Offensivphasen des Spiels bereits klare Prinzipien formuliert, an denen sich Trainer orientieren können. Wer sich und seine ganz persönliche Idee vom Fußball auf dem Platz vollständig verwirklichen will, kann diesen Leitfaden natürlich beliebig ergänzen und erweitern.
5 weitere Prinzipien bei gegnerischem Ballbesitz
- Das Spiel nicht in unserem Rücken stattfinden lassen!
Mit diesem Prinzip wollen wir dafür sorgen, dass das Spiel des Gegners gelenkt und gelesen wird. Durch unsere Körperhaltung bestimmen wir den Weg des Balles – immer an der Oberkörper-Vorderseite entlang. - Bei Rückpass – Nachschieben!
Rückpässe sind eine prima Gelegenheit, um den Druck im Kollektiv zu erhöhen und einen „Exit-Ball“ zu provozieren. Daher schieben wir bei Rückpässen konsequent ballorientiert nach. - Den Gegner auf dem „falschen Fuß“ erwischen!
Nach einigen Spielminuten sollte klar sein, welcher Spieler welchen Fuß bevorzugt einsetzt. Sobald Schwachstellen erkannt sind, werden diese gezielt attackiert. - Zwischen den Linien konsequent nach vorne verteidigen!
Gelingt es dem Gegner, das Pressing zu überspielen, ohne dabei die Tiefe hinter der Kette zu attackieren, verteidigen wir im Zwischenlinienraum nach vorne, um zu verhindern, dass der Passempfänger aufdrehen und einen Raumgewinn erzielen kann. - Die Stimme presst mit!
Bloße körperliche Präsenz reicht nicht immer aus, um den gegnerischen Aufbau unter Druck zu setzen. Daher machen wir uns auch akustisch bemerkbar und signalisieren dem Gegner: „Wir sind da, wir sind dran, wir holen uns den Ball!“
Übertrag ins Teamtraining
Die Allgemeingültigkeit der Prinzipien schließt natürlich auch die Trainingsarbeit mit ein. Sie können beispielsweise als Art „Coachingpunkt" verstanden werden, der in den entsprechenden Trainingsformen abgerufen werden soll. Wird also im Training an einer bestimmten Spielphase gearbeitet, so wird das akute Lernziel stets um die in dieser Phase grundliegenden Prinzipien und deren Einhaltung ergänzt. So können die Spieler sich selbst und gegenseitig coachen und kontrollieren, während der Trainer den Fokus auf das „eigentliche" Ziel seiner Einheit konzentriert.
Mehr zur Formulierung und Vermittlung der eigenen Spielidee lest ihr auch im Buch „Fussball mit Prinzip - Die eigene Spielauffassung formulieren und vermitteln" von Gabriel Imran.