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S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 5 / 2 0 1 6

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Interview

„Offen sein für neue Impulse“

Im SRZ-Interview spricht Lutz Michael Fröhlich

über seine neue Aufgabe als Sportlicher Leiter

im Elite-Bereich.

Herr Fröhlich, seit Jahren begleiten

Sie die Lehrgänge der deutschen

Spitzen-Schiedsrichter, beim dies-

jährigen Sommer-Trainingslager

nun erstmals als Hauptverantwort-

licher. Wie haben Sie die Tage in

Grassau erlebt?

Lutz Michael Fröhlich

: Sehr

positiv. Die Atmosphäre war

unverkrampft, in den einzelnen

Lehrgangseinheiten offen und

konzentriert. Der Kontakt zu

den Schiedsrichtern war noch

intensiver als in den Jahren

zuvor, was sich aber auch aus

der neuen Funktion als Sport-

licher Leiter ergibt. Die Arbeits-

belastung in der Planung des

Trainingslagers war groß, weil

wir parallel noch einige andere

interessante und wichtige Pro-

jekte auf der Agenda hatten,

wie zum Beispiel „Der neue DFB

und seine Akademie“ oder die

Testphase für den „Video Assis-

tent Referee“.

Wie schnell war nach dem Rück-

tritt von Herbert Fandel klar, dass

Sie dessen Posten übernehmen

würden?

Fröhlich: Ich wurde zumindest

sehr schnell mit dieser Idee

konfrontiert, eigentlich fast

schon im Sinne einer Erwartungs-

haltung. Ich musste mich aber

erst einmal an die Situation

gewöhnen und mir die Sache

einige Zeit durch den Kopf gehen

lassen. Während wir parallel

an den Konzepten für die DFB-

Akademie gearbeitet haben,

sind dabei gleichzeitig gute

Ideen auch für die Weiterentwick-

lung im Schiedsrichter-Bereich

entstanden. Diese und die vielen

guten Gespräche mit Schiedsrich-

tern, Freunden und Kollegen in

der Schiedsrichter-Kommission

haben mich motiviert, diese

Aufgabe nun anzugehen.

Was erwartet die Spitzen-Schieds-

richter mit Ihnen als Chef?

Fröhlich

: Als Sportlicher Leiter

stehen für mich die Weiterent-

wicklung der Unparteiischen und

des Schiedsrichter-Systems im

Vordergrund. Einerseits also eine

bedarfsbezogene individuelle

Ausrichtung, andererseits aber

auch eine systemische Ausrich-

tung. Kommunikation und Dialog

spielen da eine große Rolle.

Ebenso mehr Offenheit in der

Fußballgemeinschaft, ohne dabei

das klare Profil im Sinn eines

unparteiischen Entscheiders zu

verlieren.

Herbert Fandel hat neulich gesagt,

dass der Vorsitz der Elite-Kommis-

sion die schwierigste Tätigkeit war,

die er jemals ausgeübt hat. Was

erwarten Sie von diesem Amt?

Fröhlich

: Es waren Jahre, in

denen wir viel verändert haben,

vielleicht manchmal sogar in

einem etwas zu hohen Tempo,

ohne die limitierten Ressourcen

zu berücksichtigen. Das zehrte

an allen Mitgliedern der Schieds-

richter-Führung. Dazu kam noch,

dass die vergangene Saison aus

Schiedsrichter-Sicht wahrlich

nicht erfolgreich war, sowohl

intern atmosphärisch als auch

extern medial. Wir müssen

schauen, dass wir uns in der

neuen Saison wieder etwas aus

der Schusslinie bewegen.

Das geht am besten mit überzeu-

genden Schiedsrichter-Leistungen

in der Bundesliga...

Fröhlich

: Eine spielentscheidende

Fehlentscheidung stellt eine

ansonsten sehr gute Spielleitung

völlig in den Schatten. Deshalb

müssen wir uns stärker dem

Thema Entscheidungs-Qualität

widmen. Dabei spielen die Wahr-

nehmung und die Auslegung eine

zentrale Rolle. Bei der Auslegung

von Spielsituationen war die

Fehlerquote im vergangenen

Spieljahr sogar rückläufig – das

ist positiv. Aber wir hatten einige

Spielvorgänge, die gar nicht oder

nicht richtig wahrgenommen

wurden und leider den Spielver-

lauf beeinflussten. Da müssen

wir Lösungen finden, bei den

Schiedsrichtern selbst, aber auch

im Bereich technischer Hilfsmit-

tel. Daher ist es sinnvoll, sich jetzt

mit dem Thema „Video Assistent

Referee“ zu beschäftigen und die

Testphase zu beginnen.

Was ist Ihr langfristiges Ziel als

Sportlicher Leiter?

Fröhlich

: Bezogen auf den Elite-

Bereich ist es ein Ziel, die Arbeit

mit den Schiedsrichtern und

Assistenten am individuellen

Bedarf orientiert und in guter

Atmosphäre zu gestalten, ihnen

die Sicherheit zu einem klaren

und konsequenten Konzept für

die Spielleitung zu geben. Das ist

eine Grundlage der Fehlermini-

mierung und somit der Verbesse-

rung der Entscheidungs-Qualität.

Hierzu haben wir ein Konzept

mit zehn Handlungs-Optionen

entwickelt. Diese beinhalten auch

eine Erweiterung der personellen

Ressourcen in diesem Bereich,

wozu das DFB-Präsidium grünes

Licht gegeben hat.

Bezogen auf das gesamte

Schiedsrichter-Wesen sollen aus

der Arbeit im Elite-Bereich posi-

tive Impulse für die Arbeit in den

Verbänden entstehen.

Nach seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter hat Lutz Michael

Fröhlich die sportliche Leitung im Elite-Bereich übernommen.