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S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 5 / 2 0 1 6

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Geschlecht schieben: „In dem Mo-

ment, in dem der Pfiff ertönt, denkt

der Spieler nicht darüber nach,

dass hier gerade eine Frau pfeift.

Wichtig für die Akzeptanz ist, dass

die Entscheidung richtig ist.“

Sie sei stets bemüht, jedem Spieler

Respekt entgegenzubringen,

authentisch zu sein und Gerechtig-

keit zu erzeugen: „Das, was ich auf

dem Platz darstelle, bin ich auch

privat.

Wie ihre Zukunft aussieht? Riem

Hussein bleibt bescheiden: „Ich

pfeife im Moment schon ganz tolle

Spiele. Und über alles, was jetzt

noch dazukommt, freue ich mich

einfach.“

***

Eine Mischung aus „Danke sagen“

und Verabschiedung ist der Part

des Abends, als Herbert Fandel die

Bühne betritt. Er bleibt als Vorsit-

zender des DFB-Schiedsrichter-

Ausschusses dabei, scheidet aber

als Sportlicher Leiter der Bundes-

liga-Schiedsrichter aus. „Nach

sechs arbeitsintensiven Jahren

hatte ich ein wenig das Gefühl,

dass der ‚Drive‘ verloren gegangen

ist. Daher will ich nicht an diesem

Sessel kleben“, gesteht Fandel.

Er habe sehr gerne mit dem

Schiedsrichter-Chef zusammen-

gearbeitet, sagt DFB-Präsident

Grindel. Auch wenn die gemein-

same Zeit sehr kurz war, betont er:

„Herbert Fandel hatte stets eine

klare Linie, obwohl es in diesem

Amt unglaublich schwierig ist, es

immer allen Recht zu machen.“

Ronny Zimmermann sagt, er habe

von Fandel unheimlich viel gelernt:

„Deshalb bin ich dankbar für die

gemeinsame Zeit und glücklich

darüber, dass dies keine endgül-

tige Verabschiedung ist.“

Genauso übrigens wie Lutz Michael

Fröhlich, der zur neuen Saison die

Geschäfte von Fandel übernom-

men hat: „Über die vergangenen

sechs Jahre ist ein Vertrauensver-

hältnis entstanden, auf das wir in

den kommenden Jahren aufbauen

werden.“

Und sie erzählt, dass sie sich in den

vergangenen zwölf Monaten vor

allem im mentalen Bereich weiter-

entwickelt habe. „Ich musste ler-

nen, Entscheidungen während des

Spiels abzuhaken“, betont Hussein.

Dies sei nicht immer einfach, wenn

die Reaktion der Beteiligten nicht

die sei, die man erwarte – aber

man dürfe sich eben nicht ständig

Gedanken darüber machen, was

der Trainer oder der Fernseh-

Reporter draußen denken.

„Akzeptanz auf dem Feld muss sich

jeder Liga-Neuling erarbeiten –

egal ob Mann oder Frau“, erklärt

die zierliche Unparteiische. Man

dürfe nicht immer alles auf das

hat, so erfolgreich wird, damit

habe sie niemals gerechnet.

Selbstverständlich sei das erste

Jahr in der 3. Liga eine Umstellung

für sie gewesen, gibt Hussein

zu, die Medien-Präsenz war

ungewohnt. „Auf einmal war klar,

dass Fehlentscheidungen in der

‚Sportschau‘ oder in den Dritten

Programmen beleuchtet werden.“

Deshalb war der Anspruch der

Unparteiischen, ihre Spiele mög-

lichst geräuschlos zu leiten und zu

zeigen, dass sie zur 3. Liga gehöre.

„Mein Ziel war der Klassenerhalt“,

grinst die „Schiedsrichterin des

Jahres“.

Vorsitzende der Schiedsrich-

ter-Kommission Amateure, die

Wahl.

Fandel beschreibt Hussein als

„Schiedsrichterin aus echtem

Schrot und Korn, die mit Nach-

druck bewiesen hat, dass sie in

der schwierigen 3. Liga den

Kampf aufnehmen kann.“

Für Riem Hussein ist es nach

2013 das zweite Mal, dass sie die

Auszeichnung erhält. Dies bedeute

für sie, „dass die Arbeit, die man

macht, sehr positiv ankommt,

und dass man so weitermachen

soll.“ Dass ihr Werdegang, den

sie einmal als Spielerin begonnen

Das deutsche Schiedsrichter-Team bei der EM: Bastian Dankert, Mark Borsch, Felix Brych,

Stefan Lupp und Marco Fritz (von links).

Offizielles Siegerfoto: DFB-Präsident Reinhard Grindel, „Vize“ Ronny Zimmermann, Dr. Riem

Hussein und Dr. Felix Brych, Stephan Heigl, Herbert Fandel und Helmut Geyer.