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Geschlecht schieben: „In dem Mo-
ment, in dem der Pfiff ertönt, denkt
der Spieler nicht darüber nach,
dass hier gerade eine Frau pfeift.
Wichtig für die Akzeptanz ist, dass
die Entscheidung richtig ist.“
Sie sei stets bemüht, jedem Spieler
Respekt entgegenzubringen,
authentisch zu sein und Gerechtig-
keit zu erzeugen: „Das, was ich auf
dem Platz darstelle, bin ich auch
privat.
Wie ihre Zukunft aussieht? Riem
Hussein bleibt bescheiden: „Ich
pfeife im Moment schon ganz tolle
Spiele. Und über alles, was jetzt
noch dazukommt, freue ich mich
einfach.“
***
Eine Mischung aus „Danke sagen“
und Verabschiedung ist der Part
des Abends, als Herbert Fandel die
Bühne betritt. Er bleibt als Vorsit-
zender des DFB-Schiedsrichter-
Ausschusses dabei, scheidet aber
als Sportlicher Leiter der Bundes-
liga-Schiedsrichter aus. „Nach
sechs arbeitsintensiven Jahren
hatte ich ein wenig das Gefühl,
dass der ‚Drive‘ verloren gegangen
ist. Daher will ich nicht an diesem
Sessel kleben“, gesteht Fandel.
Er habe sehr gerne mit dem
Schiedsrichter-Chef zusammen-
gearbeitet, sagt DFB-Präsident
Grindel. Auch wenn die gemein-
same Zeit sehr kurz war, betont er:
„Herbert Fandel hatte stets eine
klare Linie, obwohl es in diesem
Amt unglaublich schwierig ist, es
immer allen Recht zu machen.“
Ronny Zimmermann sagt, er habe
von Fandel unheimlich viel gelernt:
„Deshalb bin ich dankbar für die
gemeinsame Zeit und glücklich
darüber, dass dies keine endgül-
tige Verabschiedung ist.“
Genauso übrigens wie Lutz Michael
Fröhlich, der zur neuen Saison die
Geschäfte von Fandel übernom-
men hat: „Über die vergangenen
sechs Jahre ist ein Vertrauensver-
hältnis entstanden, auf das wir in
den kommenden Jahren aufbauen
werden.“
Und sie erzählt, dass sie sich in den
vergangenen zwölf Monaten vor
allem im mentalen Bereich weiter-
entwickelt habe. „Ich musste ler-
nen, Entscheidungen während des
Spiels abzuhaken“, betont Hussein.
Dies sei nicht immer einfach, wenn
die Reaktion der Beteiligten nicht
die sei, die man erwarte – aber
man dürfe sich eben nicht ständig
Gedanken darüber machen, was
der Trainer oder der Fernseh-
Reporter draußen denken.
„Akzeptanz auf dem Feld muss sich
jeder Liga-Neuling erarbeiten –
egal ob Mann oder Frau“, erklärt
die zierliche Unparteiische. Man
dürfe nicht immer alles auf das
hat, so erfolgreich wird, damit
habe sie niemals gerechnet.
Selbstverständlich sei das erste
Jahr in der 3. Liga eine Umstellung
für sie gewesen, gibt Hussein
zu, die Medien-Präsenz war
ungewohnt. „Auf einmal war klar,
dass Fehlentscheidungen in der
‚Sportschau‘ oder in den Dritten
Programmen beleuchtet werden.“
Deshalb war der Anspruch der
Unparteiischen, ihre Spiele mög-
lichst geräuschlos zu leiten und zu
zeigen, dass sie zur 3. Liga gehöre.
„Mein Ziel war der Klassenerhalt“,
grinst die „Schiedsrichterin des
Jahres“.
Vorsitzende der Schiedsrich-
ter-Kommission Amateure, die
Wahl.
Fandel beschreibt Hussein als
„Schiedsrichterin aus echtem
Schrot und Korn, die mit Nach-
druck bewiesen hat, dass sie in
der schwierigen 3. Liga den
Kampf aufnehmen kann.“
Für Riem Hussein ist es nach
2013 das zweite Mal, dass sie die
Auszeichnung erhält. Dies bedeute
für sie, „dass die Arbeit, die man
macht, sehr positiv ankommt,
und dass man so weitermachen
soll.“ Dass ihr Werdegang, den
sie einmal als Spielerin begonnen
Das deutsche Schiedsrichter-Team bei der EM: Bastian Dankert, Mark Borsch, Felix Brych,
Stefan Lupp und Marco Fritz (von links).
Offizielles Siegerfoto: DFB-Präsident Reinhard Grindel, „Vize“ Ronny Zimmermann, Dr. Riem
Hussein und Dr. Felix Brych, Stephan Heigl, Herbert Fandel und Helmut Geyer.