Solange die eigene Mannschaft in Ballbesitz ist, kann das gegnerische Team kein Tor erzielen. In dieser Fußball-Weisheit steckt aber noch ein anderer taktischer Hintergrund: Denn gegnerischer Ballbesitz bedeutet immer viel Laufarbeit, um den Ball zurückzuerobern. Je länger demnach der eigene Ballbesitz dauert, desto länger muss der Gegner auch „gegen den Ball“ arbeiten und wird so schneller müde. Grund genug, sich diesem Thema auf dem Trainingsplatz zu nähern.
Komplexe Anforderungen
Viele technisch-taktische Grundlagen sind für den sicheren Ballbesitz relevant: Passtechniken über kurze Distanzen und Flugbälle zur Spielverlagerung, das ballhaltende Dribbling sowie Mitnahmen unter hohem Druck. Individualtaktisch benötigen die Spieler ein geschultes Anbieteverhalten zum Lösen vom Gegner und aus dem Deckungsschatten. Das Herzstück jeder Ballbesitzphase ist das gruppentaktische Verhalten auf Basis der individuellen Fähigkeiten und im Rahmen des Dreieckspiels. Sobald jeder Akteur das Spielgerät sichern und zu einer von mindestens zwei herzustellenden Anspieloptionen weiterspielen kann, ist es für das gegnerische Team ausgesprochen schwer, Zugriff auf den Ball zu bekommen. Die gruppentaktischen Mittel im Dreiecksspiel sind z. B. der Doppelpass und das Spiel über den Dritten. Im übergeordneten mannschaftstaktischen Rahmen sind das Auffächern in Tiefe und Breite sowie die Spielverlagerung grundlegend. Darüber hinaus ist von der Wahrnehmung bis zur Umsetzung Handlungsschnelligkeit vonnöten.
Spielformen als Basis
Das Kombinationsspiel ist ein durchaus komplexer Vorgang. Allein diese Tatsache legt nahe, dass der Ballbesitz vorrangig so wettspielnah wie möglich in kleinen Spielformen geschult und trainiert werden sollte. So konfrontieren z. B. verschiedene Ballhaltespiele die Akteure immer wieder mit neuen Spielsituationen, in denen Lösungen gefordert und Entscheidungen getroffen werden müssen. Und das nicht erst, wenn sie in Ballbesitz gelangen, sondern durch Vororientierung lange bevor sie der Ball erreicht. Topspieler antizipieren das Verhalten des Gegenübers, denken schneller, wissen, wo Mit- und Gegenspieler stehen und wählen aus einer Palette an Optionen stets die beste aus.
Trainingsformen zum Ballbesitzspiel
Trainingsform
8 gegen 8 auf 6 Minitore
Organisation
Auf einer Spielhälfte 6 Minitore gemäß Abbildung aufstellen.
2 Teams zu je 8 Spielern bilden.
Blau hat 1 Ball.
Ablauf
4 Durchgänge à 8 Minuten durchführen.
Jedes Team hat jeweils 2 Durchgänge Angriffsrecht.
8 gegen 8 auf Ballhalten.
Gelingt es Blau, 8 erfolgreiche Pässe in Folge zu spielen, so darf auf ein beliebiges Minitor abgeschlossen werden (1 Punkt).
Erobert Rot den Ball den Ball, so muss auf eines der 2 Minitore der jeweiligen Zone abgeschlossen werden (1 Punkt).
Anschließend setzt Blau das Spiel fort.
Nach 8 Minuten einen Aufgabenwechsel durchführen.
Welches Team hat nach 4 Durchgängen die meisten Punkte gesammelt?
Coachingpunkte
Die Verteidiger sollen schnellstmöglich kompakt verschieben und eine Überzahl in Ballnähe herstellen.
Nach Ballverlust sollen die Angreifer entschlossen ins Gegenpressing gehen und die jeweilige Zone zustellen.
Die Angreifer müssen das Zentrum besetzen, um flach verlagern zu können.
Hinweise
Die erforderliche Passanzahl dem Leistungsniveau der Spieler anpassen.
Eine Kontaktbegrenzung einführen.
1 neutralen Spieler benennen, sodass die Angreifer in Überzahl agieren.
Ziele
Ein kompaktes und ballorientiertes Verteidigen schulen.
Das Umschaltspiel (Gegenpressing) nach Ballverlust akzentuieren.
Ein ca. 30 x 30 Meter großes Feld mit abgeschnittenen Ecken gemäß markieren.
4 Minitore gemäß Abbildung aufstellen.
2 Teams zu je 6 Spielern bilden und 4 Neutrale bestimmen.
Ablauf
6 plus 4 gegen 6
Gelingt es, von einem Neutralen zum gegenüberliegenden Neutralen zu verlagern, erhält die ballbesitzende Mannschaft 1 Punkt.
Unmittelbar nach einer gelungenen Verlagerung darf ein Spieler der ballbesitzenden Mannschaft mit dem ersten Kontakt auf ein Minitor abschließen.
Ein Treffer zählt 3 Punkte und die erfolgreiche Mannschaft spielt einen neuen Ball ein.
Die Neutralen agieren mit maximal 2 Kontakten.
Pässe zwischen den Neutralen sind nicht erlaubt.
Der Ball darf nur flach gepasst werden.
Coachingpunkte
Anspielpunkte in Breite und Tiefe schaffen.
Wenn möglich, den Ball in die Tiefe spielen und nachrücken.
Die Spieler sollen in Ballbesitz ihre Position ständig anpassen und eine offene Stellung einnehmen, so dass der Ball im Idealfall schnell in Spielrichtung weitergeleitet werden kann.
Hinweise
Ausreichend Bälle um das Feld verteilen, um eine schnelle Spielfortsetzung zu ermöglichen.
Es ist von Vorteil, zunächst einen Durchgang ohne Minitore zu spielen.