Die Koordinationsleiter ist immer noch eines der beliebtesten Utensilien, wenn es um die Integration koordinativer Übungen in den Trainingsalltag geht. Doch was verbirgt sich überhaupt hinter dem Begriff Koordination, welche Rolle spielt sie für Fußballer und welche Übungen sind am besten geeignet, um sie – mit Ball – zu schulen? Eine Top 5 Auswahl an Übungen zum Koordinationstraining mit Ball findet ihr am Ende dieses Beitrags.
Auf physiologischer Ebene beschreibt Koordination die sensomotorische Kontrolle, also die dynamische Interaktion zwischen der Wahrnehmung sensorischer Reize, deren Verarbeitung und Integration im zentralen Nervensystem und dem motorischen Verhalten.
Stellen wir uns beispielsweise auf ein Balancepad, nehmen wir über unseren Gleichgewichtssinn einen instabilen Untergrund wahr. Diese Information wird in unserem Gehirn verarbeitet und wir breiten als Reaktion darauf beispielsweise unsere Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten.
Koordination als Grundlage des Technikerwerbs im Fußball
Die Koordination bildet die Grundlage des Erwerbs der Fußballtechniken. Wenn wir eine Technik erlernen, nehmen wir immer wieder den Erfolg oder Misserfolg einer Ausführung wahr, verarbeiten diese Reize und passen einzelne Details im nächsten Versuch an, bis wir die Technik immer besser beherrschen und sie verinnerlichen. Im Spiel sind wir dann in sich ständig verändernden Situationen gefordert, die erlernte Technik erfolgreich anzuwenden und müssen dafür ebenfalls immer wieder Anpassungen auf Basis unserer Wahrnehmung vornehmen.
Koordinative Fähigkeiten zur Unterstützung der Entscheidungsfindung im Fußball
Im Prozess der Informationsaufnahme, -verarbeitung und -speicherung sowie der daraus resultierenden Handlung nehmen verschiedene koordinative Fähigkeiten Einfluss.
Im Sinne des Spielkompetenzmodells findet dieser Prozess genauso bei jeder einzelnen Aktion im Fußball statt. Der Spieler nimmt eine Spielsituation wahr, trifft auf Basis dieser Informationen eine Entscheidung und setzt diese dann um, indem er beispielsweise den Mitspieler freispielt. Je besser seine koordinativen Fähigkeiten ausgebildet sind, desto schneller wird dieser Prozess ablaufen und desto häufiger wird er zu einem guten Ergebnis führen.
Koordinative Fähigkeiten im Überblick
Differenzierungsfähigkeit
Orientierungsfähigkeit
Reaktionsfähigkeit
Fähigkeiten
Kopplungsfähigkeit
Rhythmisierungsfähigkeit
Umstellungsfähigkeit
Gleichgewichtsfähigkeit
Koordination mit Ball trainieren
Um die Koordination zu verbessern, müssen wir uns mehr als das Durchlaufen einer Koordinationsleiter einfallen lassen. Anpassungen können in der Sensorik (Wahrnehmung), Verarbeitung (Entscheidung) und Motorik (Ausführung) erzielt werden. Dies gelingt durch eine systematische Stimulierung, indem die Spieler in den einzelnen Bereichen vor Herausforderungen gestellt werden. Die Sensorik kann zum Beispiel durch das Spielen auf verschiedenen Untergründen geschult werden, indem auf Sand oder ohne Schuhe gespielt wird. Verbesserungen im kognitiven Bereich der Entscheidungsfindung können durch Multitasking-Aufgaben, wie dem Fortsetzen einer Zahlenreihe während des Dribbelns, erzielt werden. Zuletzt kann ein Reiz für motorische Verbesserungen beispielsweise durch das Techniktraining im ermüdeten Zustand gesetzt werden. Inhalte der Laufschule, die beispielsweise unter Zuhilfenahme einer Koordinationsleiter umgesetzt werden, haben jedoch ebenfalls weiterhin ihre Berechtigung, wenn die Schulung der Motorik das Ziel ist.
Top 5 Übungen zum Koordinationstraining mit Ball
Trainingsform
Wer den Ball hat, ist sicher
Organisation
Ein 20 x 20 Meter großes Feld markieren.
3 Fänger bestimmen.
Auf die übrigen Spieler 3 Bälle verteilen.
Ablauf
Die Fänger versuchen, die Läufer abzuschlagen.
Dabei dürfen sie keinen mit Ball in der Hand abschlagen.
Die Spieler sollen sich die Bälle geschickt zuwerfen, um zu verhindern, dass Mitspieler gefangen werden können.
Nach 1 Minute die Fänger wechseln.
Variationen
Die Ballbesitzer dürfen den Ball nicht länger als 5 Sekunden in den Händen halten.
Eckhütchen aufstellen und mit unterschiedlichen Farben markieren (hier: orange, grün, blau, gelb).
Alle Spieler sind mit je einem Leibchen in der Hand in der Mitte des Feldes.
Ablauf
Alle bewegen sich frei im Feld.
Bei jeder "Begegnung" mit einem anderen Kind die Leibchen tauschen.
Auf ein Kommando des Trainers ("Hepp") finden sich alle Spieler so schnell wie möglich an dem Hütchen ein, welches ihrer aktuellen Leibchenfarbe entspricht.
Welches Team ist als erstes/letztes komplett?
Variationen
Die "Tauscharten" variieren.
Die Kinder werfen gleichzeitig die Leibchen hoch und fangen das des Partners.
Die Kinder übergeben die Leibchen Rücken an Rücken und durch die Beine.
Der Kreativität freien Lauf lassen …
Zusätzlich einen Ball in die Hand oder an den Fuß nehmen.
Zu Beginn oder zwischendurch Leibchenfangen spielen.
Das Leibchen am Hosenbund befestigen.
Welches Kind sammelt die meisten Leibchen?
Trainer als Leibchenfänger
Fangspiel mit Ball am Fuß
Hinweis
Als Trainer aktiv am Aufwärmprogramm teilnehmen. Dies sorgt für viel Motivation und einen hohen Aufforderungscharakter bei den Kindern.
Ein 32 x 28 Meter großes Feld mit 2 Jugendtoren und Torhütern und 4 Minitoren gemäß Abbildung markieren.
2 Sechser-Teams bilden und diese noch einmal in 2 Dreier-Teams aufteilen.
Ablauf
Zweimal 3 gegen 3 auf die Minitore bzw. Jugendtore.
Nach Ausball oder Torerfolg wird eingedribbelt oder eingepasst.
Die Dreier-Gruppen bleiben immer zusammen.
Ruft der Trainer „Wechsel“, spielen die Mannschaften nun mit einer neuen Spielrichtung: Die Teams, die eben noch auf die Jugendtore gespielt haben, greifen nun auf die Minitore an und umgekehrt.
Ruft der Trainer eine Farbe (zum Beispiel „Rot“), wechselt nur das genannte Team die Spielrichtung.
Spielzeit: 3 x 5 Minuten
Anschließend rechnen beide Dreier-Teams ihre Tore zusammen.
Wer gewinnt das Spiel?
Variationen
Eine Schusszone vor den Minitoren markieren.
Den Wechsel durch das Hochhalten eines Leibchens oder Hütchens anzeigen.
Fazit: Koordination im Fußball abwechslungsreich mit Ball trainieren
Verbesserungen im Bereich der Koordination können erreicht werden, indem gezielt Reize in den Bereichen Sensorik, Verarbeitung und Motorik gesetzt werden. Dies gelingt über abwechslungsreiche Übungen, die nahe am Spiel sind. Ein auf diese Art und Weise gestaltetes Koordinationstraining ist ein wichtiger Bestandteil unseres Fußballtrainings und bildet die Grundlage sowohl für den Technikerwerb als auch für die erfolgreiche Umsetzung verschiedener Taktiken.