
Was ist eine Passübung beim Fußball?
Unter den Sammelbegriff „Passübung" fallen jedwede Trainingsformen, die darauf abzielen, die Passtechnik der Spieler zu verbessern. Diese können, müssen aber nicht isoliert (also ohne Gegnerdruck) durchgeführt werden, sondern lassen sich durchaus auch als Spielform mit den entsprechenden Druckvariablen gestalten.
Der Pass als Problemlöser
Idealerweise sollten Pässen vor allem der Lösung gegnerischer Herausforderungen bzw. der Umsetzung eigener Ideen dienen. Grundvoraussetzung ist dafür, dass die Spieler in der Lage sind, Pässe über verschiedene Distanzen technisch sauber auszuführen – vor allem unter Druck. Dementsprechend ist der Pass ein zentraler Bestandteil der fußballerischen Ausbildung, den es geschickt in den Trainingsalltag zu integrieren gilt.
Fünf Grundsätze für dein Passtraining
1. Beidfüßigkeit fördern
Es ist entscheidend, dass Fußballer von Anfang an lernen, mit beiden Füßen zu passen. Dies verhindert eine einseitige Entwicklung und macht die Spieler handlungsfähiger.
2. Kurze Passdistanzen bevorzugen
Da die meisten Pässe über kurze und mittlere Distanzen gespielt werden, sollten die Übungen darauf abzielen, die Präzision und Geschwindigkeit dieser Pässe zu verbessern. Kleine Spielfelder unterstützen diese Zielsetzung.
3. Spielnahes Training
Das Passen sollte in spielähnlichen Situationen akzentuiert werden, um die Entscheidungsfindung unter Druck zu fördern. So lernen die Spieler, die Fußballaktion zu automatisieren, während sie sich einen Überblick über die Spielsituation verschaffen und entsprechende Handlungen einleiten.
4. Spaß und Motivation
Das Training sollte Spaß machen und motivierend sein. Wettbewerbsorientierte Übungen und Spiele steigern die Freude und das Engagement der Spieler.
5. Individuelle Anpassung und Korrektur
Jeder Spieler sollte individuell gefördert werden. Trainer sollten methodisch-individuelle Korrekturen vornehmen, um die Technik jedes Spielers zu verbessern, ohne den Spaß zu beeinträchtigen.
Passen als taktisches Mittel
Wer die Passtechniken sauber beherrscht, kann sie nun als taktisches Mittel anwenden. Immer wieder erleben wir, wie unsere Spieler den Ball „ohne Not“ abgeben und ihre Mitspieler damit eher unter Druck setzen, statt sie in eine verbesserte Position zu bringen. Macht daher einmal klar, welche Spielrichtungen es gibt und welche Wirkung die zugehörigen Pässe tendenziell haben:
Horizontal: Spielverlagerung ohne Raumgewinn (klassischerweise beim „Kette durchspielen“), die den Gegner in Bewegung bringt und Lücken in dessen Abwehrketten vergrößern kann.
Vertikal: Spielbeschleunigung mit Raumgewinn (bspw. in der Spieleröffnung zum Brechen von Linien oder im Angriff beim Steckpass in die Tiefe) mit erhöhtem Risiko, wenn der Gegner geordnet ist.
Diagonal: Mischform aus Verlagerung und Beschleunigung mit Raumgewinn und Bewegung des gegnerischen Defensivverbundes.
Top 5 Passübungen
Organisation
- Ein 20 x 20 Meter großes Spielfeld markieren.
- 2 Teams à 8 Spieler einteilen.
- 4 Spieler pro Mannschaft abwechselnd um das Feld herum verteilen.
Ablauf
- 4 gegen 4 plus je 4 versetzte Anspieler.
- 6 x 2 Minuten Durchgänge.
- nach jedem Durchgang Rollentausch
Variationen
- Die Anspieler müssen direkt spielen.
- Ein und derselbe Anspieler darf nicht zweimal hintereinander eingebunden werden.
- 10 Pässe in Folge ergeben 1 Punkt.
Coachingpunkte
- Möglichst seitliche Angebote schaffen statt frontal-kurz.
- spielen und gehen
- Bälle in die Bewegung mitnehmen und nicht totstoppen.
Organisation
- Ein 20 x 10 Meter großes Spielfeld errichten und die Mittellinie markieren.
- 2 Teams à 4 Spieler einteilen.
- 3 Neutrale bestimmen und gemäß Abbildung aufstellen.
- In jeder Spielfeldhälfte 2 Spieler pro Team positionieren.
Ablauf
- Die Ballbesitzer (Blau) spielen mit den 2 Neutralen in einer Spielfeldhälfte 4 gegen 2 mit dem Fokus auf Verlagerung in die Tiefe.
- Dazu darf nach 5 Pässen in den eigenen Reihen in die andere Hälfte verlagert werden.
- Der Neutrale auf der Mittellinie darf jederzeit aufdrehen und verlagern.
- Erobern die Verteidiger (Rot) den Ball, dürfen sie sofort in die andere Hälfte verlagern.
- Spielen sie den Ball ins Aus, geht es mit Ballbesitz Blau in der anderen Hälfte weiter und Rot erhält 1 „kleine" Eroberung.
- 3 kleine Eroberungen = Ballbesitzwechsel.
Variationen
- Mittellinie und Zonenbindung auflösen:
- 4 plus 3 gegen 4
- Die Anspieler vor Kopf haben nur 2 Kontakte.

Organisation
- Einen rautenförmigen doppelten Strafraum mit 2 Toren und einer 5 Meter tiefen Mittelzone markieren.
- 2 Fünferteams inklusive Torhüterin und 4 Neutrale bestimmen.
- Die Neutralen hinter den Diagonallinien postieren.
Ablauf
- 5 plus 4 gegen 5
- Beide Teams dürfen jederzeit alle 4 Neutralen, die sich jeweils entlang ihrer Linie bewegen dürfen, einbeziehen.
- Die Neutralen dürfen mit maximal 2 Kontakten agieren und sich nicht untereinander zuspielen.
- In Spielrichtung gilt ab der Mittelzone die Abseitsregel. Diese zählt auch für die Neutralen.
- Treffer nach Balleroberung in der gegnerischen Hälfte zählen doppelt.
- Nach jeweils 2 Minuten die Neutralen tauschen.
Coachingpunkte
- dynamisches Einlaufen in die Golden Zone 1
- Aus dem Rücken der Verteidigerin (= „den Rücken der Verteidigerin sehen“) vorstechen.
- Entscheidungsverhalten der Neutralen zwischen 2 Kontakten und early crosses (direkte Hereingabe)
- Abschlusstechnik (Präzision vor Kraft = Innenseite vor Vollspann)
Organisation
- Ein 30 x 30 Meter großes Feld markieren und mittig an jeder Seitenlinie 1 Minitor aufstellen.
- Jedes Minitor mit einem Hütchen eine Farbe zuweisen.
- 2 Spieler und Trainer stehen mit Bällen in den Ecken und 1 Spieler ohne Ball im Zentrum.
Ablauf
- Erhält der Zentrumsspieler einen Pass ohne Kommando, lässt er klatschen.
- Bei einem Zuspiel mit Farbkommando schließt er in das entsprechende Minitor ab (siehe Abbildung).
Coachingpunkte
- Auftaktbewegung
- Passgenauigkeit
- Orientierung
- Handlungsschnelligkeit

Organisation
- Einen Passparcours gemäß Abbildung markieren.
- A und D mit je 1 Ball doppelt, die übrigen Positionen einfach besetzen.
Ablauf
- A und D beginnen gleichzeitig.
- A/D passt zu B/E, der quer ablegt und in Richtung C/F läuft.
- A/D passt zu C/F.
- C/F drehen auf und passen in den Lauf vom hinterlaufenden B/E.
- B/E passt zum nächsten Spieler A/D.
- Alle rotieren eine Position weiter.
- Nach einiger Zeit gegen den Uhrzeigersinn spielen.
Fazit: Passübungen im Fußball als Schlüssel zum Erfolg
Effektive Passübungen im Fußball sind entscheidend, um die technischen und taktischen Fähigkeiten der Spieler zu verbessern. Durch gezielte Übungen, die sowohl Präzision als auch Entscheidungsfindung fördern, können Spieler ihre Passfähigkeiten optimieren und effektiver im Spiel agieren. Ein gut trainiertes Passspiel ist der Schlüssel zu erfolgreichem Fußball und sollte in keinem Trainingsplan fehlen.