Trainieren nach dem GAG-Modell: Die Übungsphase
Ganzheitlich - Analytisch - Ganzheitlich
Methodische Reihen wie „vom Leichten zum Schweren" und „vom Einfachen zum Komplexen" sind seit jeher fester Bestandteil der Trainingslehre. Die Anforderungen sollen Stück für Stück anspruchsvoller werden, um am Ende der Einheit möglichst etwas Neues erlernt zu haben. Auch das Fußballtraining bedient sich gerne solcher Reihen: Erst Passen ohne Gegner, dann mit leichtem Gegnerdruck durch passive oder teilaktive Gegner in Richtung Tor und zum Abschluss dann ein Spiel mit aktiven Gegnern.
Wer sich die aktuellsten Empfehlungen des DFB anschaut, wird solche Begriffe jedoch kaum noch finden. Dort dominiert inzwischen der Ansatz „Spielen - Üben - Spielen". Und dieser lässt sich hervorragend mit dem GAG-Modell kombinieren, denn: „Spielen" meint das Fußballspiel im ganzheitlichen Sinne. Alle technisch-taktischen sowie konditionellen Facetten werden darin berücksichtigt. Situationen müssen erkannt, Entscheidungen getroffen, und Techniken unter Raum-, Zeit- und Gegnerdruck bestmöglich angewandt werden.
Aus diesem ganzheitlichen Fußballspiel lässt sich wiederum ein bestimmter Schwerpunkt isolieren, der anschließend analytisch betrachtet wird. In einem Spiel auf Dribbeltore geht es in der Regel um das Lösen von 1-gegen-1-Situationen. Die Spieler müssen Fintieren, Rhythmuswechsel nutzen und den richtigen Moment finden, um den Gegner schließlich zu überwinden. Solche technischen Fertigkeiten und individualtaktische Verhaltensweisen werden im analytischen Trainingsteil aufgegriffen und verstärkt herausgearbeitet, um sie schließlich in der zweiten Spielphase wieder im ganzheitlichen Fußballspiel anzuwenden.
Detailliertes Coaching in der Übungsphase
Während wir in den Spielphasen vor allem dafür sorgen wollen, dass die Mannschaft auf möglichst viel Nettospielzeit kommt, darf das Coaching im analytischen Trainingsteil ruhig etwas detaillierter ausfallen. Während der Spiele gilt es, vor allem begleitend zu coachen, schnell neue Bälle einzuspielen und motivierend zu agieren, um das Tempo in den Durchgängen hochzuhalten. Zwischen den Durchgängen kann nachjustiert und mit kurzen, prägnanten Hinweisen in Richtung des Lernziels gesteuert werden.
In den Übungsphasen geht es dafür an den Feinschliff. Tipps, Hilfestellungen und Technikdemonstrationen finden hier ihren Platz. Hebt besonders positive Aktionen hervor und lasst eure Spieler diese vor der Gruppe reproduzieren. Achtet jedoch darauf, in einem verhältnismäßig kleinen Zeitfenster allen Spielern trotzdem viele Wiederholungen zu ermöglichen. Denn während die Spielphasen für ca. 30 Minuten angesetzt werden, ist die vorgesehene Übungszeit auf 15 Minuten begrenzt.
Was heißt eigentlich „üben"?
Unter „Übungsformen" verstehen wir gemeinhin solche Trainingsformen, bei denen immer am gleichen Punkt gestartet wird. Die wohl klassischste Form des Übens ist die „isolierte Technikübung". Darunter fällt z.B. ein Slalomdribbling durch Hütchen, das Passen mit dem Partner oder der Torabschluss nach kurzem Doppelpass.
In den letzten Jahren haben sich aber immer mehr Mischformen entwickelt, die sehr viel spielnäher sind und trotzdem im analytischen Übungsteil ihren Platz finden können. Raum-, Zeit- und Gegnerdruck lassen sich nämlich genauso gut in Übungsformen einbauen, ohne den Ausgangspunkt der Übung zu verändern. Außerdem ist es durchaus möglich, auf eine bestimmte Anzahl an Durchgängen in der „Übung" einen Durchgang im (freien) „Spiel" folgen zu lassen. So gestaltet ihr den Übungsteil nicht nur abwechslungsreich, sondern könnt auch die Intensität hochschrauben.
Besondere Berücksichtung im analytischen Teil des Trainings finden positionsspezifische Techniken. In dieser Phase könnt ihr also vor allem in den höheren Altersklassen aus Positionen trainieren und den Außenverteidiger vorwiegend Flanken lassen, während die Sechser die diagonale Spielverlagerung per Flugball üben und die Mittelstürmer ihre Erstkontakt-Abschlüsse im Strafraum verbessern.