Wer Treffer erzielen will, muss im Strafraum präsent sein. Das ist mit zwei Stürmern deutlich einfacher, auch wenn es nicht ausreicht, sie einfach nur ins Rennen zu schicken. Mit typischen Phrasen wie „Lasst euch da vorne etwas einfallen!” oder „Ihr müsst euch mehr bewegen!” können Spieler nur wenig anfangen. Sie benötigen klare Abläufe und Prinzipien, an denen sie sich orientieren können. Sie sollen aufeinander abgestimmt agieren und der eine muss wissen, was der andere tut. Dafür bedarf es eines detaillierten taktischen Coachings.
Egal in welcher der europäischen Top-Ligen man sich umschaut, die wenigsten Spitzenteams wählen eine Grundordnung mit zwei Stürmern. Atlético Madrids Diego Simeone, RB Leipzigs Julian Nagelsmann und Inter Mailands Antonio Conte setzen hingegen auf Systeme mit einer Doppelspitze – und das sehr erfolgreich. Vor allem Conte hat seinen Konkurrenten ein taktisches Detail voraus: Er versteht es wie kein anderer, sein Stürmerduo aufeinander abzustimmen, sodass der Eindruck entsteht, sie würden sich blind verstehen und seien nahezu perfekt synchronisiert. Dabei machen sie von klar definierten Abläufen und Prinzipien Gebrauch, die Orientierung schaffen und das Zusammenspiel erleichtern:
Freihalten des Raums zwischen Abwehr und Mittelfeld
Tiefenstaffelung, aber geringe Abstände zueinander
ballnah kommt entgegen, ballfern bleibt in der Tiefe
Steil-Klatsch-Steil-Abläufe
„Durchlaufen” lassen
Zusammenspiel der zwei Spitzen
Raum vor der Abwehr groß halten, Tiefenstaffelung mit engen Abständen
Das Zentrum zwischen Abwehr- und Mittelfeldreihe so groß wie möglich halten, indem die Außenspieler Breite schaffen und die Reihen auseinanderziehen.
Die zentralen Mittelfeldspieler bewegen sich zwischen Angriffs- und Mittelfeldreihe, insbesondere der ballnahe Raum zwischen den Linien bleibt unbesetzt.
Die Spitzen stehen tiefengestaffelt mit engen Abständen zueinander.
Das ist die Grundvoraussetzung, um die Spitzen anzuspielen und die Abläufe zu initiieren.
Ballnah kommt, ballfern geht
Die ballnahe Spitze kommt entgegen, um den Innenverteidiger aus der Viererkette herauszuziehen. So öffnet sich der Raum in seinem Rücken.
Die ballferne Spitze läuft in den freigewordenen Raum.
Steil-klatsch-steil
Die ballnahe Spitze kommt entgegen, um den Innenverteidiger aus der Viererkette herauszuziehen. So öffnet sich der Raum in seinem Rücken.
Mit dem Zuspiel bietet sich der ballnahe Zentrumspieler an.
Die Spitze lässt klatschen.
Die ballferne Spitze läuft in den freigewordenen Raum und erhält das Zuspiel in den Lauf.
Durchlaufen lassen
Befindet sich der Ball auf der Außenbahn, positionieren sich sowohl der ballnahe als auch ballferne Stürmer so, dass beide anspielbar sind.
Nun wird der ballferne Stürmer angespielt.
Wird der ballnahe Stürmer überspielt, läuft er umgehend in die Tiefe und erhält den Direktpass in den Lauf.
Aller Anfang ist schwer
In meiner Trainerarbeit orientiere ich mich am Spitzenfußball – wohl wissend, dass er aufgrund der Spielerqualität und Trainingszeit nicht eins zu eins auf den Amateurbereich übertragbar ist. Dennoch ist es mein Ziel, Aspekte, die ich dort gesehen und analysiert habe, bestmöglich umzusetzen: Auch bezüglich des Verhaltens der Doppelspitze und deren Einbindung ins Spielsystem.
Mit meiner B-Jugend stellten wir im Saisonverlauf von 4-3-3 auf 3-5-2 um, sodass unser Spiel in die Spitze maßgeblicher Bestandteil des Angriffsspiels wurde. Zu Beginn lief es eher schleppend, was bei einer neuen Grundordnung und Spielidee normal ist. Die Probleme waren vielfältig: Die Stürmer achteten nur auf sich selbst und standen zu breit auseinander. Das führte dazu, dass sie identische Laufwege wählten, sodass sie für den gegnerischen Defensivverbund leicht zu verteidigen waren.
Mit konzentrierter Trainingsarbeit zum Erfolg
So stand ich vor der Aufgabe, das Spiel in die Spitze und die Laufwege der Stürmer mit geduldiger und fleißiger Trainingsarbeit zu verbessern. Ich entwickelte Trainingsformen, die das gewünschte Verhalten vermitteln. Der Prozess benötigte einige Mühen und die Erfolge stellten sich erst mit der Zeit ein. Das Zusammen- und Anspiel der Stürmer wurde aber immer besser und wir spielten uns deutlich mehr Torchancen heraus.
Trainingsform
Abgestimmtes Stürmerverhalten I
Organisation
Vor dem Strafraum zwei 10 x 5 Meter große Felder im Abstand von 5 Metern zueinander markieren.
1 Torhüter ins Tor stellen.
2 Hütchentore (Breite: 3 Meter) 10 Meter vor der Mittellinie auf Höhe des verlängerten Strafraums aufstellen.
3 Innenverteidiger an die Mittellinie und je 1 Stürmer ins Feld stellen.
Die übrigen Stürmer warten neben den Feldern.
Ein Balldepot im Mittelkreis errichten.
Ablauf
Die Innenverteidiger passen sich frei untereinander zu.
Mit dem Andribbeln eines Halbverteidigers durch das Hütchentor kommt der ballnahe Stürmer entgegen und verlässt sein Feld.
Der ballferne Stürmer sprintet diagonal ins andere Feld, erhält das Zuspiel und schließt im 1 gegen Torhüter ab.
Coachingpunkte
Das Timing ist entscheidend: Mit dem Durchdribbeln des Hütchentores beginnt der Ablauf „Einer kommt, der andere geht“.
Die ballnahe Spitze kommt so entgegen, dass der Passweg durch sein Feld zum ballfernen Stürmer möglich – also leicht diagonal ins Zentrum.
Den Pass in die Tiefe möglichst flach spielen. Das ermöglicht eine vereinfachte Ballkontrolle. Aber: Im Spiel kann häufig der hohe Ball eine Option sein.
Ziele
Die beiden Spitzen sollen unter vereinfachten Bedingungen ein Gefühl dafür bekommen, dass sie im Freilaufen und Anbieten aufeinander achten müssen und welche Laufwege von ihnen gefordert werden.
Vor dem Strafraum zwei 10 x 5 Meter große Felder im Abstand von 5 Metern zueinander markieren.
1 Torhüter ins Tor stellen.
2 Hütchentore (Breite: 3 Meter) 10 Meter vor der Mittellinie auf Höhe des verlängerten Strafraums aufstellen.
3 Innenverteidiger an die Mittellinie und je 1 Stürmer ins Feld stellen.
Die übrigen Stürmer warten neben den Feldern.
Die Verteidiger neben das Tor verteilen.
Ein Balldepot im Mittelkreis errichten.
Ablauf
Die Innenverteidiger passen sich frei untereinander zu.
Mit dem Andribbeln eines Halbverteidigers durch das Hütchentor kommt der ballnahe Stürmer entgegen und verlässt sein Feld.
Der ballferne Stürmer sprintet diagonal ins andere Feld, erhält das Zuspiel.
Ein ballnaher Verteidiger rückt zum 2 gegen 1 ins Feld nach.
Coachingpunkte
Das Timing ist entscheidend: Mit dem Durchdribbeln des Hütchentores beginnt der Ablauf „Einer kommt, der andere geht“.
Die ballnahe Spitze kommt so entgegen, dass der Passweg durch sein Feld zum ballfernen Stürmer möglich – also leicht diagonal ins Zentrum.
Den Pass in die Tiefe möglichst flach spielen. Das ermöglicht eine vereinfachte Ballkontrolle. Aber: Im Spiel kann häufig der hohe Ball eine Option sein.
Hinweis
Durch den Gegnerdruck wird nicht nur der Abschluss erschwert, sondern der ballnahe Stürmer lernt, dass er seinen Partner wieder unterstützen kann und selbst auch torgefährlich werden kann, wenn er in den Strafraum läuft.