Spiel- und Trainingsphilosophie: Prinzipien für das offensive Umschaltspiel
Strukturen bedenken und gemeinsam Ideen entwickeln
Bevor Trainer ihre Ideen und Vorstellungen offenkundig formulieren, sollte der Ist-Zustand überprüft und definiert werden:
- Wie sehen die Trainingsbedingungen aus?
- Auf welchem technisch-taktischen Niveau befinden sich die Spieler?
- Welche Voraussetzungen bringen sie mit, um die Spielphilosophie umsetzen zu können?
- Wie lauten die Ambitionen von Mannschaft und Verein?
Basierend auf dieser Analyse lassen sich Prinzipien formulieren, die sowohl zu den Vorstellungen des Trainers als auch zu den Fähigkeiten der Mannschaft passen. Im Idealfall wird das Team dabei mit ins Boot geholt und soll auch an der Entwicklung des eigenen Stils mitwirken. Somit werden die Spieler angeregt, sich noch tiefgreifender mit dem Spiel auseinander zu setzen und selbst Lösungen zu suchen, anstatt sich „nur“ auf die Vorgaben des Trainers zu verlassen.
Im Beitrag von Felix Melchers wurden bereits einige defensive Prinzipien bei gegnerischem Ballbesitz vorgestellt. Dabei geht es nicht nur darum, den Gegner am Tore schießen zu hindern, sondern auch eigene Balleroberungen zu generieren. Doch was tun, sobald der Ball wieder in den eigenen Reihen ist? Vorgestellt werden diesmal fünf Prinzipien für das offensive Umschaltspiel:
5 Prinzipien für das Umschalten nach Ballgewinn
- Raus aus der Ballgewinnzone!
Dieses Prinzip bildet die Grundlage unseres Umschaltmoments. Egal wo Bälle erobert werden, das Spiel soll bestmöglich aus dieser Zone verlagert werden, um ein Gegenpressing der anderen Mannschaft zu verhindern und zu agieren statt zu reagieren. - Erster Blick „tief“ – Dribbling nach vorne – Pass aus dem Druck - Klärender Ball!
Dieses Prinzip knüpft unmittelbar an das vorige an und legt die Reihenfolge fest, wie wir aus der Ballgewinnzone herauskommen wollen. Wichtig ist, nach Ballgewinn den Kopf zu heben und dann zu entscheiden, ob gedribbelt, gepasst, oder doch besser ein Exit-Ball gespielt wird. - Offensive Spielfortsetzung forcieren!
Jeder Umschaltmoment birgt neben Risiken auch Chancen. Durch eine offensive Spielfortsetzung können wir schnell torgefährlich werden. - Auf dem schnellstmöglichen Weg zur bestmöglichen Abschlussposition!
Haben wir eine offensive Spielfortsetzung wählen können, ist es wichtig, Offensivaktionen schnellstmöglich und bestmöglich zum Abschluss zu bringen. Je länger der Angriff dauert, desto mehr Zeit bleibt dem Gegner, sich wieder hinter dem Ball zu formieren und zu sammeln. - Aus mehreren Spuren offensiv einschalten (Ballferne Aktivität)!
Nach Ballverlust erwischt man den Gegner häufig in ungeordneter Formation. Diese Situation kann ausgenutzt werden, indem sich viele Spieler in die Umschaltaktion einschalten und möglichst Überzahl herstellen – eine profitable Situation, die davon abhängig ist, dass auch die ballfernen Akteure „auf dem Sprung“ in den Angriff sind. Nicht integrierte Spieler sollten indes der Möglichkeit eines erneuten Ballverlustes vorbeugen und sich gegnerorientiert gegen einen Konter aufstellen.