Auf dem weitläufigen, rund 50 Kilometer nördlich von London gelegenen und im Jahr 2000 von der englischen Sportministerin eröffneten Trainingscamp waren 10 Großfelder untergebracht. Alle wiesen neben den üblichen Markierungen auch Linien für kleinere Spielformen oder Laufübungen auf. Die Außenanlagen und der gesamte Gebäudekomplex für Verwaltung, Profi- und Nachwuchsabteilung waren nach Arsène Wengers Vorschlägen konzipiert.
Wenger hatte klare Vorstellungen bezüglich Spielphilosophie, Trainingsprinzipien und Trainingspraxis. Im Fachgespräch wie auch bei den Trainingseinheiten vermittelte er mit großem Engagement seine Ideen zur Verbesserung der Handlungsschnelligkeit und gedanklicher Kreativität, wovon neben der Profimannschaft besonders die Nachwuchstrainer profitierten, mit denen er in ständigem Austausch stand. Er strukturierte nämlich auch die Talentförderung neu und beobachtete die Entwicklung der talentiertesten Jugendspieler im Training wie in Wettspielen.
Arsenal praktizierte ein 4-4-2 mit Raute oder Viererkette und ein Mittelfeldpressing bei gegnerischem Ballbesitz. Das Offensivspiel war in die Tiefe angelegt, wobei Läufe parallel zur Grundlinie und Querpässe auf dem Index standen. Anders als damals für englische Klubs typisch baute Arsenal vornehmlich mit Kurzpässen auf. Wenger ermutigte seine Spieler jedoch, in Tornähe den riskanten und zielstrebigen Abschluss zu suchen.
Ein Hauptaugenmerk legte Wenger auf die Kommunikation. Lautstarke, je nach Situation auch aggressive Rufe und Kommandos begleiteten jede Trainingsform ebenso wie anerkennender Beifall und Jubel nach erfolgreichen Aktionen. Die Spieler sollten Freude, Spaß und Motivation für diese Spielweise entwickeln. Diese Begeisterung demonstrierte er im Training selbst. Bei aller Konzentration herrschte dort eine positive, heitere Stimmung.
Das Mittagessen und die anschließende Pause mit Massage etc. verbrachten die Spieler gemeinsam. Erst danach durften sie das Camp verlassen und hielten sich somit täglich etwa fünf Stunden dort auf.
Jede Einheit war etwa wie folgt strukturiert:
Wenger gab jedem Spieler klare Anweisungen, Kommandos und Korrekturhinweise. Dabei vermittelte er stets seine Zuversicht, dass der Fehler beim nächsten Versuch nicht mehr auftreten werde.
Die U17- bis U19-Trainer mussten zwar keinem strikt vorgegebenen Ausbildungskonzept folgen, sich aber bezüglich System und Taktik an Wengers Vorgaben orientieren. Vor jeder Einheit wurde besprochen, welche Nachwuchsspieler am Training der Profimannschaft teilnehmen sollen. Arsène Wenger präsentierte sich als ‘Primus inter Pares’, der zwar die letzte Entscheidungskompetenz besaß, jedoch im ständigem Austausch mit den Jugendtrainern stand.
In enger Absprache mit dem Chefscout war er für die Verpflichtung vielversprechender Talente verantwortlich. Bei den jüngeren Jahrgängen übernahm diese Aufgaben ein Jugendkoordinator.
Quelle: Dieser Beitrag erschien in der Dezember-Ausgabe 2019 der Fachzeitschrift Fußballtraining.
„Es stand in Fußballtraining" ist unsere Artikelserie, in der wir einen Blick zurück in 40 Jahre unserer Fachzeitschrift "Fußballtraining" wagen. Hier zeigen wir interessesante Inhalte, die auch heute aktuell sind, oder Taktiken und Trainingsformen, die einen "Meilenstein" des Fußballtrainings darstellen. Machmal sind die Inhalte aber auch "nur "wissenswert, unterhaltsam oder geben einen Einblick in die Ideen und Vorgehensweise damaliger Top-Trainer.
