Revolution im Kinderfußball: Tore und Spielregeln geändert!
Wettspielreform und Fair-Play
Mein erster Gesprächspartner erklärt mir, er und seine Freunde würden hier doch nur Fußball spielen. Das hat der Bambini-Kicker wohl auf den Punkt gebracht. Von seinem Trainer erfahre ich, dass es zu dieser Saison eine verpflichtende Wettspielreform seitens des DFB gab. Ab sofort wird am Wochenende bei den Bambini im 3 gegen 3 auf vier Minitore gespielt und das kommt gut an:
Außerdem erzählt er, dass er mit seiner Mannschaft auch regelmäßig in diesen kleinen Spielformen trainiert. Das Interview wird dann vorzeitig abgebrochen, weil der Trainer einem weinenden Kind aus der anderen Mannschaft hilft – Fair Play eben.
Apropos, in den Händen der Eltern sehe ich sogenannte „Fair-Play-Karten“: Sie sollen als kleine Erinnerung an einen fairen und respektvollen Umgang untereinander dienen.
Stolze Spielfeldbegleiter
Na, wie finden die Spielfeldbegleiter, also Mamas, Papas oder die Großeltern, denn diese neuen Wettspiele? Ich bahne mir einen Weg durch die Menschen am Spielfeldrand und wundere mich, warum kein Elternteil zwischen den Kleinspielfeldern wie üblich lautstark gestikuliert. Kommen Fair-Play und die individuelle Förderung der einzelnen Spieler tatsächlich auch bei den (Groß-)Eltern an? Ein Vater berichtet:
Die Entwicklung von allen Kindern ist bombastisch!
Einige Schritte weiter komme ich mit einem merklich beeindruckten Großvater ins Gespräch:
Die Trainer: Zwischen Bambini und Oberliga
Auch bei den Übungsleitern erkenne ich Fortschritte. Teilweise stehen diese auf derselben Spielfeldseite und klären Unstimmigkeiten untereinander in angemessener Lautstärke, anstatt unqualifizierte Kommentare in bester Stadionmanier über das gesamte Spielfeld zu brüllen.
Während ich gedankenverloren weiterschlendere, schrecke ich plötzlich auf: „Titus!“, tönt es von der Seite, „beweg‘ dich jetzt mal und spiel‘ richtigen Fußball!“ Na bitte, es gibt ihn noch, den Kindertrainer-Choleriker der seine Bambinis mit der Oberligamannschaft verwechselt. Ich erspare mir die Konversation mit ihm und frage mich stattdessen:
Was ist überhaupt 'richtiger Fußball'?
Landesweite Werbung an der Basis
Am Infostand des FVM wird mir von den engagierten Mitarbeitern erklärt, dass der „richtige Fußball“ in den untersten Altersklassen wieder mehr Bolzplatz-Charakter bekommen, und die kleineren Spielfelder und Mannschaftsgrößen für mehr Beteiligung und Aktionen bei jedem Kind sorgen sollen. Außerdem erfahre ich, was es mit diesem Event auf sich hat. Das Festival sei das letzte der seit März laufenden „DFB x Volkswagen Kinderfußball-Tour“. Gemeinsam mit den 21 Landesverbänden wurde in den vergangenen Monaten in ganz Deutschland die neue Wettspielreform der breiten Fußball-Basis vorgestellt. Konkret geht es dabei um Themen wie die Verkleinerung der Spielfelder auf 25 x 20 Meter, die Reduzierung der Spieleranzahl auf 3 gegen 3 bei den Bambini bis 5 gegen 5 bei den E-Junioren und die Einführung der vier Minitore bei einigen der neuen Formate.
Niemand kennt die Ergebnisse und Tabellen
So viele kleine Spielfelder, sieben Minuten Spielzeit, nur drei Minuten Pause, mehrere 100 Kinder gleichzeitig in Aktion. Wer weiß denn am Ende überhaupt noch, wie der Spielstand ist und wer das Turnier gewinnt? „Niemand! Und das ist genau das, was wir wollen“, schaltet sich Rudi Rheinstädler, Vorsitzender des Verbandsjugendausschusses und Mitorganisator des heutigen Events, ein. „Der Ehrgeiz der Kinder ist ganz natürlich und sie sollen auch jedes Spiel gewinnen wollen. Wir schreiben allerdings keine Resultate auf, haben also keine Tabelle am Ende. Im Champions-League-Modus steigt nach jeder Spielrunde das Gewinnerteam ein Feld auf, die andere Mannschaft entsprechend ab“, klärt mich Rudi über das Spielprinzip auf. Das Ziel und sein Fazit am Nachmittag:
Es werden keine Gänseblümchen mehr gepflückt.
Meine Erkenntnisse
- Kinder wollen nur Fußball spielen und tun das auch, wenn man sie denn lässt!
- Mit der Wettspielreform bekommt das Fußballspiel der Jüngsten am Wochenende wieder mehr Wusel- und Bolzplatzcharakter!
- Kleine Spielfelder und geringe Mannschaftsgrößen erhöhen die Aktionen für jeden Einzelnen!
- Die Spielfeldbegleiter (Eltern, Großeltern etc.) sind überwiegend positiv gestimmt!
- Es gibt sie noch: Die Trainer, die ihre Minikicker mit der Oberligamannschaft verwechseln!
- Der Fußball und die Entscheidungsträger haben eine produktive Richtung eingeschlagen – der Weg zur generellen Umgewöhnung und Akzeptanz der neuen Wettspiele!