Zum runden Jubiläum und begleitend zum Beitrag in der aktuellen Ausgabe Fußballtraining Junior haben wir mit den Initiatoren Jochen Hochartz und Jörg Roth über die Anfänge das Förderkonzepts, die vielfältigen Aufgaben, die mit dem Projekt einhergehen und die nächsten Ziele gesprochen. Außerdem stellen beide ausgewählte Trainingsformen aus den letzten 20 Jahren vor.
FTJ 05/22 Ergänzung: Zwei Jahrzehnte für den Kinderfußball
Was hat Sie dazu bewogen, das Förderkonzept für Jugendtrainer zu entwickeln?
Jochen Hochartz: Im Jahr 2001 hatte der damalige Kreislehrwart des NFV-Kreises Cloppenburg in der Broschüre zum Kreistag die fehlende Motivation der Trainer zur Weiterbildung beklagt. Als frischgebackener Kreisjugendobmann hatte mich diese Aussage dazu bewogen, über Lösungen nachzudenken. Mit Jörg Roth, dem damaligen Leiter der Sportschule Lastrup, fand ich jemanden, der sofort auf derselben „Wellenlänge“ lag. Wir wollten den Jugendobleuten und vor allem den Trainern, Betreuern und Eltern in den Vereinen etwas auf Augenhöhe an die Hand geben, damit sie für die tägliche Trainingsarbeit gerüstet sind. Unser Ziel war es, Anregungen zu geben, damit sie in der Trainingsgestaltung selber aktiv und kreativ werden können.
Wie sahen die ersten Rückmeldungen auf ihre Idee aus?
Jörg Roth: Die Jugendobleute, Trainer und Eltern waren „hell auf begeistert“ und haben uns ermutigt, das Konzept unbedingt zu forcieren. Wir haben damit quasi voll ins Schwarze getroffen. Auch unsere potenziellen Mitstreiter, die wir gezielt angesprochen hatten, waren von unserer Idee begeistert und sind mit ihrem Engagement bis heute maßgeblich für den Erfolg des Förderkonzepts verantwortlich. Und auch wenn wir in den vergangenen 20 Jahren unheimlich viel Arbeit in das Projekt gesteckt haben, stehen unsere Familien voll und ganz hinter uns und halten uns den Rücken frei. Sie sind stolz darauf, dass wir beide den Mut gehabt hatten, so ein Konzept zu gestalten und umzusetzen. Von den sogenannten Fußballexperten, auch aus unserem Kreis, sind wir zwar zunächst skeptisch betrachtet worden und auch der eigene Verband ist zunächst eher zurückhaltend gewesen, letztlich haben sie aber erkannt, wie wertvoll das Konzept für unsere Vereine ist.
Wie ging es nach der Entwicklung des Konzeptes weiter?
Jochen Hochartz: Zunächst machten wir uns an die Gewinnung gleichgesinnter Referenten, darunter ehemalige Spieler und Trainer mit einem Faible für Jugendfußball. Im Anschluss führten wir im Rahmen der jährlich stattfindenden Jugendleitertagung eine zentrale Auftaktveranstaltung in der Sportschule Lastrup durch. Hier führten wir eine Demotrainingseinheit mit den E-Junioren von Hansa Rostock, die zum damaligen Zeitpunkt in der Sportschule weilten, durch und präsentierten unser Konzept im Rahmen des anschließenden Theorieteils. Zu dieser Veranstaltung luden wir auch die Presse ein, die danach umfangreich berichtete.
Lief alles reibungslos oder gab es größere Hürden zu überwinden?
Jörg Roth: Das Konzept wurde von den Jugendobleuten und Trainern sowie Eltern und Betreuern in den Vereinen sofort positiv aufgenommen worden. Bei den Vorständen der Vereine hat es dagegen etwas länger gedauert. Auch der Verband interessierte sich erst nach und nach dafür. Es gab aber niemals Momente, an denen das Konzept zu scheitern drohte.
Mittlerweile hat sich sicher eine gewisse Routine eingestellt. Können Sie kurz skizzieren, wie die Vorbereitung einer Trainingsanregung gegenwärtig aussehen?
Jochen Hochartz: Zu Beginn des Jahres legen wir eine Zeitschiene mit den Terminen für die geplanten Veranstaltungen fest. Diese stimmen wir dann mit dem Kreisjugendausschuss und den Koordinatoren vor Ort (an den Standorten in Ramsloh, Lindern und Cappeln) ab. Anschließend veröffentlichen wir sie über die Presse, per E-Mail, auf Instagram und
Facebook sowie unserer Homepage. Gemeinsam mit unseren Referenten stellen wir dann Überlegungen an, welche Themen wir behandeln wollen. Dabei berücksichtigen wir gemäß dem Motto unseres Konzeptes „Wir für Euch – Ihr mit uns!“ auch Ideen und Anregungen, die von den Teilnehmern unserer Trainingsanregungen kommen. Im nächsten Schritt erstellen zwei bis drei Referenten einen Entwurf für die vorgesehene Trainingsanregung. Diese erproben sie mit einer Demogruppe, bevor alle Details noch einmal besprochen und etwaige Korrekturen eingearbeitet werden. Anschließend erhalten die Medien eine Pressemitteilung, in der über die anstehende Trainingsanregung berichtet wird. Gleichzeitig wird die Online-Anmeldemöglichkeit auf der Homepage freigeschaltet. Wenn die Teilnehmerzahl feststeht, bestellen wir Kartoffelsalat und Würstchen für das traditionelle Mittagessen bei unserem Sponsor Edeka Rubow aus Lastrup. Das AOK-Servicezentrum Cloppenburg unterstützt uns durch die Vervielfältigung der Materialien, die wir den Teilnehmern bei der Veranstaltung aushändigen. Beide Partner unterstützen uns unentgeltlich, wofür wir sehr dankbar sind. Unsere Referenten nehmen dann das Essen und die Kopien mit zu den Veranstaltungsorten und unsere Koordinatoren kümmern sich an den Standorten um das Organisatorische. Derzeit sind zwölf Referenten und drei Koordinatoren vor Ort involviert, wobei unsere Referenten für den fachlichen und unsere Koordinatoren für den organisatorischen Teil (unter anderem die Bereitstellung der Fußballplätze, der Unterrichtsräume und der Verpflegung) zuständig sind. Das gute Teamwork ist dabei ein Faustpfand für das Gelingen der Trainingsanregungen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem NFV-Kreis Cloppenburg?
Jörg Roth: Die Zusammenarbeit mit dem NFV-Kreis klappt sehr gut. Wir haben von dort die nötige Rückendeckung und Unterstützung für unser Konzept. Fast 6000 Trainer haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten vom Förderkonzept
profitiert.
Wagen wir einen Ausblick: Was halten die nächsten 20 Jahre für das Förderkonzept Jugendtrainer bereit?
Jörg Roth: Unser Ziel ist es, weiterhin die Trainer, Jugendobleute, Eltern und Betreuer zu unterstützen. Dabei wollen wir nicht nur aktuelle Themen aufnehmen, sondern versuchen, Lösungen für Probleme in den Vereinen anzubieten. Da gerade im Kinder- und Jugendfußball immer wieder neue Trainer dazukommen, dürfte unser Konzept auch in den nächsten Jahren interessant bleiben. Das Motto unseres Konzeptes „Wir für Euch – Ihr mit uns!“ soll dabei weiterhin gelebt werden.
Vielen Dank für das Interview!