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S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 2 / 2 0 1 7

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Titelthema

„Wir brauchen vor

Es ist momentan sein Haupt-Thema – und er arbeitet gerne daran. Hellmut Krug ist überzeugt:

Der Video-Assistent hilft dem Fußball im Allgemeinen und dem Schiedsrichter auf dem Platz im

Speziellen. Warum er das so sieht, erzählt er im Interview mit SRZ-Mitarbeiter Bernd Peters.

Die Testphase für den Video-Assis-

tenten läuft auf vollen Touren. Wie

geht es voran?

Hellmut Krug

: Wir sind voll im

Zeitplan und haben mittlerweile

alle Schiedsrichter mindestens

zweimal in Köln im Replay-Cen-

ter geschult. Am Anfang waren

es jeweils drei Schiedsrichter

pro Spieltag, nach einer kurzen

Auftaktphase dann vier.

Wie sieht so ein Schulungstag in

Köln aus?

Krug

: Wir treffen uns bereits am

Samstagvormittag und arbeiten

zunächst in zwei Schulungs-

einheiten à 90 Minuten an der

Umsetzung des Protokolls. Dazu

analysieren die Schiedsrichter an

den Arbeits-Stationen Einzel-Situa-

tionen. Sie kontrollieren Schieds-

richter-Entscheidungen, müssen

auf der Grundlage der Frage „War

die vom Schiedsrichter getrof-

fene Entscheidung KLAR falsch?“

definieren, ob und wie sie in der

Funktion des Video-Assistenten

eingegriffen hätten. Darüber

hinaus simulieren wir in dieser

Phase auch schon die Kommunika-

tion zwischen Video-Assistent und

Schiedsrichter.

Im Anschluss an diese beiden

Schulungseinheiten begleiten die

Schiedsrichter an den Arbeits-Sta-

tionen live vier Bundesliga-Spiele.

Was auf der Grundlage der Einzel-

Situationen erarbeitet wurde, muss

nun im Spiel umgesetzt werden,

sämtliche notwendigen Abläufe

werden geübt. Das einzige, was

zum Live-Betrieb des Video-Assis-

tenten noch fehlt, ist selbstver-

ständlich eine Funkverbindung

zwischen dem Video-Assistenten

in Köln und dem Schiedsrichter

auf dem Platz. Daher sprechen wir

hier auch von der Offline-Phase.

Zusätzlich zu den Schiedsrichtern

werden auch die sogenannten

Operatoren geschult. Was ist deren

Aufgabe?

Krug

: Sie versorgen den Video-

Assistenten mit den Bildern, die

für die Entscheidungsfindung

relevant sind. Diese Zusammenar-

beit muss optimal funktionieren,

damit der Video-Assistent auf der

Grundlage der bestmöglich aus-

gewählten Bilder so schnell wie

möglich zum richtigen Ergebnis

kommen kann. Wenn wir bei einer

Szene länger oder vielleicht sogar

zu lange für die Entscheidungs-

findung brauchen, kann das zwei

Gründe haben: Entweder ist die

Szene nicht klar genug – oder der

Operator hat zu lange gebraucht,

um die richtige Kamera-Perspek-

tive herauszufinden.

Alle Video-Assistenten sollen

also nach dem gleichen Gusto

vorgehen, oder?

Krug

: Ja, das ist das Ziel. Das

Protokoll gibt genau vor, welche

Einzel-Situationen relevant sind

und wie man mit ihnen umgehen

muss. Was wir bis jetzt nur offline

im Replay-Center geübt haben,

müssen wir nun in einer nächsten

Phase auf den Platz übertragen.

Dazu werden im Frühjahr extra

Spiele organisiert...

Krug

: Das ist richtig, in organisier-

ten Spielen werden wir sämtliche

relevanten Abläufe auf dem Platz

üben. Dazu gehört die Kommuni-

kation zwischen Video-Assistent

und Schiedsrichter, aber auch

der grundsätzliche Umgang mit

spielrelevanten Situationen.

Zum Beispiel: Wie verhält sich

der Schiedsrichter auf dem Platz,

wenn er einen Hinweis vom

Video-Assistenten bekommt?

„Wir sind voll im Zeitplan“, sagt Hellmut Krug, der das Projekt Video-Assistent intensiv begleitet.