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S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 2 / 2 0 1 7

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Samstagnachmittag im Replay-Center in Köln: Schiedsrichter und Operatoren verfolgen jeweils ein Spiel der Fußball-Bundesliga.

Titelthema

Neue Perspektiven

Seit Beginn der Saison läuft die Testphase für den Video-Assistenten. DFB-Mitarbeiter Ronny

Zimmermann (nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen DFB-Vizepräsidenten) berichtet

aus dem Testzentrum in Köln.

„C

heck Handspiel“, „Check

Foul“, „Check Abseits“ –

blitzschnell kommt vom Video-

Assistenten das Kommando. Sofort

reagiert der technische Operator,

der neben ihm sitzt. Er sucht das

bestmögliche TV-Bild heraus. Der

Video-Assistent kann anhand des-

sen beurteilen, ob der Schiedsrich-

ter richtig entschieden hat – oder

nicht. Per Funk ist er direkt mit

ihm verbunden. Ein ideales Zusam-

menspiel, präzise und schnell.

An jedem Bundesliga-Spieltag seit

Beginn der Saison 2016/2017 tref-

fen sich im Cologne Broadcasting

Center (CBC) ausgewählte Schieds-

richter, die am Wochenende nicht

im Einsatz sind, um an den Arbeits-

stationen „offline“ zu testen und

Erfahrungen als Video-Assistent zu

sammeln.

Insgesamt vier Bundesliga-Schieds-

richter sind jedes Mal dabei. Erfah-

rung auf dem Platz haben sie über

Jahrzehnte gesammelt, doch der

Einsatz als Video-Assistent ist für

jeden von ihnen etwas Neues.

Bevor die fünf Samstagsspiele

angepfiffen werden, geht’s aber

erst einmal in den Seminarraum.

Ein großer Konferenztisch. Ein

Flipchart. Und ein Bildschirm.

Davor referiert Hellmut Krug,

Projekt-Mitarbeiter im Bereich

„Video-Assistent“ und ehemaliger

Schiedsrichter, über das heutige

Ziel. „War eine Entscheidung klar

falsch? Diese Frage steht über

allem“, sagt er. Es gehe darum,

eine zunehmende Einheitlichkeit

hereinzukriegen.

Daher sind die vier Auslösungs-

Momente, in denen der Video-

Assistent überhaupt eingreifen

darf, mittlerweile klar umrissen:

bei einer Regelwidrigkeit rund um

Tor-Entscheidungen, also Foul,

Handspiel und Abseits. Bei einer

Strafraum-Situation, wenn der

Schiedsrichter unberechtigt Elfme-

ter pfeift beziehungsweise nicht

pfeift. Bei Vergehen, die zur Roten

Karte führen oder führen sollten.

Und bei der Verwechslung eines

Spielers hinsichtlich der Vergabe

einer Gelben oder Roten Karte.

Der Spielfluss und die Dynamik

bleiben somit gewahrt. Der Assis-

tent agiert demnach keineswegs

bei jeder umstrittenen Gelben

Karte, sondern lediglich bei gravie-

renden Szenen.