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Samstagnachmittag im Replay-Center in Köln: Schiedsrichter und Operatoren verfolgen jeweils ein Spiel der Fußball-Bundesliga.
Titelthema
Neue Perspektiven
Seit Beginn der Saison läuft die Testphase für den Video-Assistenten. DFB-Mitarbeiter Ronny
Zimmermann (nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen DFB-Vizepräsidenten) berichtet
aus dem Testzentrum in Köln.
„C
heck Handspiel“, „Check
Foul“, „Check Abseits“ –
blitzschnell kommt vom Video-
Assistenten das Kommando. Sofort
reagiert der technische Operator,
der neben ihm sitzt. Er sucht das
bestmögliche TV-Bild heraus. Der
Video-Assistent kann anhand des-
sen beurteilen, ob der Schiedsrich-
ter richtig entschieden hat – oder
nicht. Per Funk ist er direkt mit
ihm verbunden. Ein ideales Zusam-
menspiel, präzise und schnell.
An jedem Bundesliga-Spieltag seit
Beginn der Saison 2016/2017 tref-
fen sich im Cologne Broadcasting
Center (CBC) ausgewählte Schieds-
richter, die am Wochenende nicht
im Einsatz sind, um an den Arbeits-
stationen „offline“ zu testen und
Erfahrungen als Video-Assistent zu
sammeln.
Insgesamt vier Bundesliga-Schieds-
richter sind jedes Mal dabei. Erfah-
rung auf dem Platz haben sie über
Jahrzehnte gesammelt, doch der
Einsatz als Video-Assistent ist für
jeden von ihnen etwas Neues.
Bevor die fünf Samstagsspiele
angepfiffen werden, geht’s aber
erst einmal in den Seminarraum.
Ein großer Konferenztisch. Ein
Flipchart. Und ein Bildschirm.
Davor referiert Hellmut Krug,
Projekt-Mitarbeiter im Bereich
„Video-Assistent“ und ehemaliger
Schiedsrichter, über das heutige
Ziel. „War eine Entscheidung klar
falsch? Diese Frage steht über
allem“, sagt er. Es gehe darum,
eine zunehmende Einheitlichkeit
hereinzukriegen.
Daher sind die vier Auslösungs-
Momente, in denen der Video-
Assistent überhaupt eingreifen
darf, mittlerweile klar umrissen:
bei einer Regelwidrigkeit rund um
Tor-Entscheidungen, also Foul,
Handspiel und Abseits. Bei einer
Strafraum-Situation, wenn der
Schiedsrichter unberechtigt Elfme-
ter pfeift beziehungsweise nicht
pfeift. Bei Vergehen, die zur Roten
Karte führen oder führen sollten.
Und bei der Verwechslung eines
Spielers hinsichtlich der Vergabe
einer Gelben oder Roten Karte.
Der Spielfluss und die Dynamik
bleiben somit gewahrt. Der Assis-
tent agiert demnach keineswegs
bei jeder umstrittenen Gelben
Karte, sondern lediglich bei gravie-
renden Szenen.