Der Assistent befindet sich wie vorgeschrieben auf
Höhe des vorletzten Abwehrspielers. Dass das aus-
gerechnet der Braunschweiger „Handspieler“ ist,
machtdieSachebesondersschwierig,weildemAssis-
tenten der Blick auf Valsvik durch den Flankengeber
verdeckt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass er ein
Handspiel nur ahnt, sich aber nicht sicher sein kann,
ob der Ball nicht von der Brust des Braunschweigers
abprallt, ist sehr groß (siehe Foto 2).
Der Schiedsrichter (links im Bild) befindet
sich ebenfalls in der richtigen Position zur Beurtei-
lung des Vorgangs. Aber auch für ihn ist es durchaus
nicht einfach zu erkennen, ob der Ball an den Ober-
arm oder die Brust fliegt.
Und nur einen Sekundenbruchteil später
(genaueineZwölftelsekunde!) prallt er schonauf den
Oberschenkel des Braunschweigers. Wir Nachbe-
trachter haben dank Zeitlupe und Standbild kein Pro-
blem, dies zu erkennen.
Um es nochmal deutlich auszudrücken: Es besteht kein
Zweifel an der Strafwürdigkeit dieses Handspiels. Aber
es ist ein gutes Beispiel dafür, einmal näher zu betrach-
ten, wie sehr uns unsere Fernseh-Gewohnheiten dazu
verleiten, Schiedsrichter-EntscheidungennachMaßstä-
ben zu beurteilen, die demKritisierten gar nicht zur Ver-
fügung stehen. Das Fernsehen verführt uns, einen Pfiff
als selbstverständlich zu erwarten. Dabei stellt es diese
Selbstverständlichkeit erst mit seinen technischen Mit-
teln her.
Deshalb sind die Versuche mit dem Video-Assistenten
sicher sinnvoll. Siegeben zumindest einemMitglieddes
Schiedsrichter-Teams die Möglichkeit, sich eine Szene
in der Wiederholung anzusehen. Also das zu tun, was
das Fernsehen allen Zuschauern (auch im Stadion) nur
Sekunden nach dem Geschehen anbietet.
Ganz sicher wäre das in diesem Fall hilfreich gewesen.
So musste der Schiedsrichter nach dem Spiel, als er die
Bilder der Szene im Fernsehen angeschaut hatte, ein-
räumen, dass er hier in einer sehr wichtigen Szene die
falsche Entscheidung getroffen hatte.
Was der Zuschauer schon wusste. Aber nicht, weil er der
bessere „Kapitän“ ist, um das Anfangsbild noch einmal
aufzunehmen. Sondern, weil ihm das Fernsehen zu die-
ser Erkenntnis verholfen hat.
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Die Szene jetzt auch als Video auf DFB-TV unter: http://bit.ly/2017_Handspiel15