S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 4 / 2 0 1 6
17
Fandel
: Insgesamt können wir
sehr zufrieden sein. Hier ist vor
allem Felix Brych hervorzuheben,
der auch international mit den
„Extrem-Spielen“ betraut wird –
unter anderem mit dem Viertel-
finale in der Champions League
zwischen Barcelona und Atlético
Madrid. Hinter Felix Brych gibt es
viele junge Schiedsrichter, die
bereits im Elite-Bereich Fuß ge-
fasst haben oder in unmittelbarer
Nähe agieren. Darüber hinaus
wurde Daniel Siebert als unser
jüngster internationaler Schieds-
richter im April beispielsweise für
das Finale der Youth League,
dem Wettbewerb der Junio-
ren-Mannschaften der Cham-
pions-League-Teilnehmer, zwi-
schen dem FC Chelsea und Paris
St. Germain nominiert. Solche
Ansetzungen sind ein eindeutiges
Signal der UEFA für unsere gute
Nachwuchs- und Talentarbeit in
den vergangenen Jahren.
Was sind die offenen Aufgaben für
Ihren Nachfolger?
Fandel
: Der Fußball entwickelt
sich ständig weiter – und des-
halb darf auch das Schiedsrich-
ter-Wesen nie stehenbleiben,
sondern muss weiter moderni-
siert werden. Manche Schritte,
die wir bisher gegangen sind,
müssen fortgeführt werden. Ich
denke, dass zum Beispiel der Be-
reich der Experten und Ansprech-
partner um die Schiedsrichter
herum erweitert werden sollte.
Unsere Schiedsrichter brauchen
mehr und mehr individuelle
Zuarbeit. Sie benötigen Perso-
nen, an die sie sich nach ihren
Spielen wenden können, um mit
ihnen ihre Leistungen fachlich zu
besprechen und zu analysieren.
In welcher Weise bleiben Sie
persönlich dem Schiedsrichter-
Wesen weiter verbunden?
Fandel
: Die Schiedsrichterei wird
immer ein Zentrum meines Le-
bens bleiben, auch wenn ich die
direkte Verantwortung für unsere
Spitzen-Schiedsrichter jetzt
abgebe. Ich bleibe Mitglied der
UEFA-Schiedsrichter-Kommission
und bis zum nächsten DFB-Bun-
destag weiterhin Vorsitzender
des DFB-Schiedsrichter-Ausschus-
ses, der die beiden Kommissionen
„Elite“ und „Amateure“ verbindet.
Auch wenn wir seit drei Jahren
diese Gremien mit ihren unter-
schiedlichen Aufgaben haben,
kann die Schiedsrichterei in
Deutschland am Ende nur als Ein-
heit funktionieren. Und ich habe
grundsätzlich meine Bereitschaft
erklärt, den Ausschuss-Vorsitz
auch über November 2016 hinaus
zu übernehmen. Aus dieser
Position heraus gibt es noch
vieles zu bewegen, nicht nur im
Profi-Bereich, sondern im
gesamten Schiedsrichter-Wesen
unseres Landes.
In unserem aktuellen Heft
berichten wir auch über das
„Danke Schiri.“-Wochenende in
Hannover. Welche Eindrücke
haben Sie von dort mitgenom-
men?
Fandel
: Es war eine fantastische
Veranstaltung, die sich in jedem
„Die Struktur der Schiedsrichter hat sich seit 2010 völlig verändert.“
Fall lohnt. Denn es ist der not-
wendige und wichtige Fingerzeig
auf die Schiedsrichter an der
Basis. Die Botschaft lautet: Was
ihr Woche für Woche leistet, ist
Ehrenamt pur, und ohne euch
könnte der Fußball gar nicht
existieren! In Hannover wurden
einige dieser Schiedsrichter
verdientermaßen einmal in den
Mittelpunkt gerückt, und es war
mir eine Freude, dort dabei zu
sein.
Was werden Sie den Bundesliga-
Schiedsrichtern bei Ihrem
Abschied mit auf den Weg geben?
Fandel
: Die Schiedsrichter
sollten mit einer gewissen
Gelassenheit und Unabhängig-
keit auf den Fußball schauen.
Ein Spitzen-Schiedsrichter
muss dabei eine innere Stärke
entwickeln und vor allem privat
gut aufgestellt sein, damit er sich
von den medialen Stürmen nicht
beeindrucken und erst recht
nicht umhauen lässt. Er muss
wissen, wo sein Heimathafen ist,
muss darüber hinaus vorleben,
dass er zuverlässig und vertrau-
enswürdig im Leben steht. Diese
Haltung und dieses Verhalten
strahlen auch auf die Spieler aus,
sodass sie dem Schiedsrichter
vertrauen. Und aus diesem
Wechselspiel entwickelt sich die
starke Persönlichkeit, die in der
Lage ist, auch die schwierigen
Top-Spiele im modernen Profi-
fußball zu leiten.
Im Gespräch mit SRZ-Reporter David Bittner blickt der
Schiedsrichter-Chef auf seine zwei Amtszeiten zurück.