S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 4 / 2 0 1 6
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Gespräch
Schiedsrichter der Bundesliga ei-
nen langen, steinigen Weg hinter
sich gebracht, unentbehrliche
Erfahrungen gesammelt, bevor
sie für die entscheidenden Spiele
bereit sind. Das sind am Ende nur
ganz wenige, die letztlich auf-
grund ihrer Kompetenz, Persön-
lichkeit und ihrer Akzeptanz im
Fußball dafür geeignet sind.
Im Sommer beenden Knut Kircher,
Florian Meyer, Peter Sippel und
Michael Weiner ihre Karriere. Wel-
che Auswirkungen hat das auf den
Kader der Spitzen-Schiedsrichter?
Fandel
: Nachdem zur Rückrunde
bereits Patrick Ittrich in den Kreis
der Bundesliga-Schiedsrichter
aufgerückt ist, kommen nun vier
weitere Aufsteiger hinzu: Benjamin
Cortus (Röthenbach an der Peg-
nitz), Dr. Robert Kampka (Mainz),
Harm Osmers (Hannover) und
Frank Willenborg (Osnabrück). Alle
vier haben nicht nur in der vergan-
genen Saison, sondern über einen
langen Zeitraum Top-Leistungen
in der 2. Bundesliga gezeigt und
damit nachgewiesen, dass sie den
Anforderungen der Bundesliga ge-
Fandel
: Das wird auch in
Zukunft so sein. So lange der
weit überwiegende Teil der
Entscheidungen auf dem Feld
einem Menschen überlassen
bleibt, müssen wir auch mit
Fehlern leben. Wünschenswert
wäre allerdings, dass der Fehler
eines Schiedsrichters von der
Öffentlichkeit in einer vergleich-
bar toleranten Art und Weise
behandelt würde wie der Fehler
eines Spielers während einer
Begegnung.
Zur kommenden Saison star-
tet nun die Testphase für den
Videobeweis – ein Thema, das
zu Beginn Ihrer Amtszeit noch
in weiter Ferne schien. Warum
zählen Sie inzwischen selbst zu
denjenigen, die die Einführung
technischer Hilfsmittel intensiv
vorantreiben?
Fandel
: Der Videobeweis ist die
logische Konsequenz der Ent-
wicklung im Fußball in den ver-
gangenen Jahren. Und ich denke,
dass wir unsere Schiedsrichter
dadurch ein Stück weit schüt-
zen. Der Druck von Medien und
Vereinen wurde zuletzt immer
stärker, die Entscheidungen der
Schiedsrichter wurden mehr und
mehr in den Mittelpunkt gezogen,
und deshalb ist es notwendig,
dass wir den Schiedsrichtern die
Möglichkeit einräumen, sich in
besonderen Situationen mit Hilfe
der Technik abzusichern.
Gerade im Abstiegskampf der
vergangenen Bundesliga-Saison
standen die Unparteiischen
einmal wieder im medialen
Fokus. Wie unterstützt die
Kommission die Schiedsrichter,
um ihnen etwas von dieser Last
abzunehmen?
Fandel
: Wir sind Anlaufstelle für
unsere Schiedsrichter, sind im-
mer für sie da, wenn es Probleme
gibt, tauschen uns regelmäßig
mit ihnen aus und haben einen
intensiven Kontakt. Der Job des
Schiedsrichters ist grundsätz-
lich schwierig. Und gerade
dann, wenn es in die entschei-
denden Spiele am Saisonende
geht, braucht man ganz starke
Persönlichkeiten, die dem Druck
standhalten. Um diese Aufgabe
erfüllen zu können, haben die
recht werden können. Als Schieds-
richter in die 2. Bundesliga steigen
zur neuen Saison Florian Bad-
stübner, Christof Günsch, Matthias
Jöllenbeck, Benedikt Kempkes,
Lasse Koslowski, Alexander Sather
und Daniel Schlager auf.
In Ihrer Amtszeit haben zuvor
schon zehn weitere Schiedsrichter
den Sprung in die Bundesliga
geschafft. Halten Sie den lau-
fenden Generationswechsel für
gelungen?
Fandel
: Dieser notwendige Gene-
rationswechsel auf der interna-
tionalen und nationalen Liste
war eine der schwierigsten und
dringendsten Aufgaben zu Beginn
meiner Amtszeit im Jahr 2010
– und bisher ist er geräuschlos
verlaufen. Wir sind auch in die-
sem wichtigen Bereich Schritt für
Schritt den Weg gegangen, der
notwendig war. Und obwohl zahl-
reiche Schiedsrichter neu in die
Bundesliga gekommen sind, hat
es aus meiner Sicht leistungs-
mäßig keinen Einbruch gegeben.
Im Übrigen ist die 2. Bundesliga
personell komplett in dieser Zeit
erneuert worden. Hier ist das
Reservoir für die Zukunft.
Einige der jungen Bundesliga-
Schiedsrichter haben es sogar
schon in kurzer Zeit auf die FIFA-
Liste geschafft. Wie viel Potenzial
steckt da für die kommenden
Jahre?
Fandel
: Ich meine, es ist das
große Pfund der deutschen
Schiedsrichterei, dass wir gerade
auf der FIFA-Liste viele junge
Unparteiische mit richtig großem
Zukunfts-Potenzial haben. Sie
sind in einem Alter, in dem sie
über Jahre hinweg weiter zu
internationalen Top-Schieds-
richtern reifen können. Ich bin
überzeugt, dass wir bereits in
wenigen Jahren mit unseren
Schiedsrichtern europaweit
führend sein werden.
Beim Blick in den internationalen
Bereich: Wie erfolgreich haben
sich die deutschen Unparteiischen
dort in den vergangenen zwölf
Monaten geschlagen?
Fandels Blick in die Zukunft: „In wenigen Jahren werden wir mit unseren Schiedsrichtern
europaweit führend sein.“