Teil 6: Nicht in Schönheit sterben
Tore, wir brauchen Tore!
Hauptursächlich für den unbefriedigenden Ertrag ist unsere mangelnde Torausbeute. Im Schnitt knapp mehr als ein Treffer pro Spiel spiegelt weder die Kräfteverhältnisse in den vorangegangenen Partien adäquat wider, noch entspricht dieser Wert der individuellen Qualität unserer Spieler. Dabei könnte Fußball doch so schön (und wir erfolgreicher) sein, wenn Wertungsrichter mehr Einfluss auf den Ausgang eines Vergleichs hätten als die Anzahl der erzielten Treffer. Da es bis zu dieser Regeländerung noch ein sehr weiter Weg ist, gilt es, unsere Offensivbemühungen effizienter zu gestalten. Nur so können wir in absehbarer Zukunft mehr Zählbares mitnehmen.
Was tun?
Nun ist der Torabschluss noch gar nicht das vorrangige Problem. Weitaus größeren Anteil an der schlechten Bilanz hat die Vorbereitung der Abschlusshandlungen: In der Endabrechnung mangelt es uns trotz ausreichend großer Spielanteile an einer entsprechenden Anzahl qualitativ hochwertiger Torchancen. Dabei hat sich gezeigt, dass wir vor allem aus dem geordneten Spielaufbau Probleme haben, hinter die letzte Linie des Gegners zu gelangen. In diesem Zusammenhang mangelte es hauptsächlich an abgestimmten Läufen in den Rücken der gegnerischen Abwehr. So lag und liegt der Schwerpunkt aktuell auf diesen Tiefenläufen. Hier spielt die Bereitschaft, die Räume hinter der Kette des Gegners anzulaufen eine wichtige Rolle. Spieler, die auch anspruchsvolle Bälle durch oder über die Schnittstellen spielen können, haben wir eigentlich zur Genüge. Allerdings bieten wir ihnen zu wenige Optionen. Und letztlich geben die Angebote den Pass vor.
Die Basis im Training legen
Da wir hauptsächlich in Spielformen trainieren wollen, greifen wir häufig auf das Eishockeyabseits als Provokationsregel zurück. Dabei haben sich auch schnell erste Trainingserfolge eingestellt: Die Zahl der Spieler, die Laufwege in die Tiefe machen, konnten wir schnell vervielfachen. Das macht uns in Zukunft schwerer ausrechenbar. Darüber hinaus haben wir bereits viele weitere Aspekte aufgenommen: Das diagonale Einlaufen außerhalb des Blickfelds des Gegners und die Wichtigkeit der zentralen Räume für die Vorbereitung der Torchancen. So sind die Spieler theoretisch gut vorbereitet für die letzten Spiele der Qualifikationsrunde. Allerdings bleibt eine große Unbekannte: die eigentliche Torabschlusshandlung. Denn aufgrund des fehlenden Schlussmanns spielen wir im Training in erster Linie auf Minitore. Doch schon bald werden wir sehen, ob sich an den harten Fakten – den Toren und Punkten – etwas bessert oder wir weiter in Schönheit sterben.
In dieser Trainingsform thematisieren wir das Vertikalspiel durch das Zentrum. Insbesondere dem sogenannten „letzten Pass“ wird große Bedeutung zuteil. Um jedoch zunächst die erste „Abwehrkette“ zu knacken, gilt es für die Ballbesitzer, im Zusammenspiel den Neutralen freizuspielen und anschließend in Szene zu setzen. Spätestens dann, wenn die Ballbesitzer die Mittelzone bespielt haben, müssen die Angreifer des Teams dynamisch in die Zielzone starten, um somit dem Ballbesitzer möglichst viele Spieloptionen zu bieten. Um den Angriff erfolgreich abzuschließen, sind Timing, Passqualität und Zielstrebigkeit gefragt. Hierbei kann es hilfreich sein, die Endzone per Chip-Pass zu bespielen, damit die Verteidiger keinen Fuß mehr dazwischen kriegen. Dennoch sollten vorab nicht zu viele Vorgaben, Hinweise und Tipps erfolgen, damit sich die Teams auch in Eigenregie Lösungswege erschließen können und die Kreativität der Akteure gefragt ist! Es bietet sich an, die Positionen spielnah zu besetzen. Der neutrale Spieler, sowie die Torhüter (falls keine „festen“ Keeper vorhanden sind) sollten allerdings regelmäßig gewechselt werden.
Grundsätzlich erfordert das einfachste Prinzip des Spiels in die Schnittstellen die Abstimmung zwischen zwei Spielern – dem Ballführenden und dem sich in die Tiefe lösenden Angreifer. Voraussetzung ist, dass sich der Ballführende in die Spielrichtung aufdrehen konnte. Der Passempfänger muss diese Situation erkennen, sich von seiner Position lösen und mit Tempo in die Tiefe starten. In dieser Spielform, die als Vorbereitung für weitere Praxisinhalte diente, agierten die Spieler ohne Spielrichtung. Durch das mögliche Überspielen von Linien in allen Richtungen garantierten wir eine hohe Anzahl der gewünschten Spielsituation. Die vielen Möglichkeiten führten jedoch dazu, dass die Angriffe überhastet ausgespielt wurden. Daher haben wir nach kurzer Zeit eine weitere Regel eingeführt: Die Angreifer mussten zunächst drei Pässe spielen, ehe sie auf ein Minitor angreifen durften. In der Folge beruhigte sich das Spiel und die Pässe in die Tiefe wurden besser vorbereitet.