Teil 5: Wir müssen uns belohnen!
Die Ausgangslage
Ein Blick auf den Spielplan genügte: Nach zwei Niederlagen zum Auftakt der Pflichtspielsaison erwartete uns mit Westfalia Kinderhaus ein Team, das keineswegs als Aufbaugegner einzuschätzen war. An jenem Samstag konnten wir auf 13 Spieler zurückgreifen – das Fehlen wichtiger Führungs– und Schlüsselspieler erschwerte die Ausgangssituation zusätzlich. Entgegen aller rationaler Einschätzung der Kräfteverhältnisse entschlossen wir uns dennoch, die bevorstehende Aufgabe mutig und selbstbewusst anzugehen. So sollte der Gegner hoch angelaufen und frühzeitig unter Druck gesetzt werden. Denn uns war klar, dass ein konsequenter "Matchplan" herhalten musste, um an diesem Tag zu bestehen.
Eine geschlossene Teamleistung
Wir starteten gut in die Partie: Taktische Ideen und Vorgaben wurden von den Jungs gut angenommen und folglich zielgerichtet in die Tat umgesetzt. Dies verschaffte uns von Beginn an eine allgemeine Sicherheit und Struktur in unserem Spiel. Nach einer über weite Strecken ausgeglichenen ersten Halbzeit waren es deshalb überraschenderweise auch wir, die mit dem 0:0 haderten. Viele „Hochkaräter“ wurden teils leichtfertig vergeben. Unsere kräftezehrende Spielweise gegen den Ball deutete in der Pause nun auch schon mögliche Wechselkandidaten an. Trotz fehlender Torausbeute und schwindender Kräften fokussierten wir uns dennoch auf die überwiegend positiven Erkenntnisse aus der ersten Halbzeit und hielten weiter an unserem Matchplan fest.
Die zweite Halbzeit begann zerfahren. Viele schnelle Ballverluste auf beiden Seiten sorgten kurzzeitig für ein „Flipperspiel“, welches unsere Mannschaft jedoch für sich entschied und fortlaufend wieder mit mehr Spielkontrolle den Takt angab. In der 55. Spielminute war es dann endlich soweit: Nach einer lang geschlagenen Ecke und erneuten Hineingabe vom zweiten Pfosten netzte unser etatmäßiger Stürmer – nach vielen zuvor vergebenen Großchancen – zum verdienten 1:0 ein. Spätestens jetzt war es um die Offensivbemühungen der Gäste ruhig geworden. Umso ärgerlicher, dass wir knapp eine Viertelstunde nach dem Führungstreffer – ebenfalls nach einer Standartsituation – den Gegner wieder leichtfertig ins Spiel zurückkommen ließen. Auch wenn wir im Anschluss weiter auf den Siegtreffer drängten, fehlten in den Schlussminuten schlicht die nötigen „Körner“, um Angriffe konsequent zu Ende zu spielen und erfolgreich abzuschließen. Zu diesem Zeitpunkt saßen zudem schon zwei Verletzte auf der Bank und somit verblieb auch keine Wechselmöglichkeit mehr.
Durchschlagskraft entwickeln
Mit diesem Spiel hat die Mannschaft endgültig bewiesen, dass mehr in ihr steckt, als nur mittelmäßiger „Freizeitkick“. Ein spielerisch ansprechender Vortrag, bereichert durch Einsatzbereitschaft und taktische Disziplin, macht Hoffnung auf mehr. Doch gekrönt durch drei Punkte wurde diese aufopfernde Leistung leider nicht. Der Auftrag an uns Trainer ist daher klar: Wir müssen die Durchschlagskraft im letzten Drittel erhöhen und die Angreifer auch im Torabschluss bestärken. Leichter gesagt als getan, bestreiten wir das Training doch weiterhin ohne festen Torhüter. Auch aus diesem Grund setzten wir in der Trainingswoche einen Schritt vorher an. Denn um überhaupt möglichst häufig im gefährlichen Raum vor dem gegnerischen Tor in Erscheinung zu treten, braucht es zunächst Spieler, die in die Tiefe starten!
Mithilfe der dargestellten Spielform, verdeutlichen wir den Spielern die Bedeutung von Tiefenläufen innerhalb unseres Spielsystems und feilen gleichzeitig an der Qualität. Um eine Aktion erfolgreich abzuschließen, sind vielfältige Erfolgsfaktoren zu berücksichtigen, die es zu trainieren gilt: Die Spieler müssen im Zusammenspiel Freiräume kreieren, diese in der Folge erkennen, mit dem richtigen Timing belaufen und anschließend präzise bespielen. Was zunächst holprig startete, konnte schon durch kleine Hinweise fortlaufend verbessert werden. Da die Tore in diesem Spielfeldaufbau konträr zur Lauf– und Passrichtung ausgerichtet sind, muss ebenfalls zielstrebig nachgestartet werden, um den Passempfänger schnellstmöglich zu unterstützen. Die Jungs merkten hierbei rasch, dass auch eine gute teaminterne Kommunikation vonnöten ist, um erfolgreich zu sein. Verhältnismäßig lautstark ging es daher auch auf dem Kunstrasen zur Sache!