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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 4
Porträt
Eine Karriere auf Sa
Sein Problem: Das ist für ihn im
Feldfußball – wie bei so vielen Kol-
legen auch – ab einer gewissen
Stufe und einem gewissen Alter
nicht mehr realistisch. Er sieht
kaum mehr Perspektiven. „Irgend-
wann bin ich an einem Punkt
angekommen, an dem es nicht
mehr weiterging. Also habe ich
meine neue Herausforderung im
Futsal gesucht und gefunden.“
Als hierfür eine DFB-Liste aufgestellt
wird, ist Torsten Günther dabei.
Schon hier hat er die Chance auf
internationale Einsätze, als mit Ste-
fan Weber einer der beiden amtie-
renden FIFA-Futsal-Schiedsrichter
Ende 2008 aus Altersgründen von
der FIFA-Liste ausscheidet. „Das
wurde auch scherzhaft innerhalb
der Gruppe der DFB-Futsal-Schieds-
richter immer wieder thematisiert.“
Während einer solch lockeren
Gesprächsrunde unter Kollegen
sagt Schiri-Kollege Ricardo
Munoz-Nunez aus Frankfurt
beiläufig einen Satz, der für
Torsten Günther ungeahnte Folgen
haben soll. „Er sagte: ‚Wenn es
für mich nicht für einen FIFA-Platz
im Futsal reicht, dann probiere
ich es eben im Beachsoccer‘ “,
erzählt Torsten schmunzelnd.
Da gibt es nämlich noch keinen
FIFA-Schiedsrichter aus Deutsch-
land.“
Torsten hört genau zu – und lässt
den Scherz ernst werden, als
Kollege Swen Eichler aus Erfurt
den FIFA-Futsal-Platz bekommt.
Ich war also wieder an einem
Punkt angekommen, an dem es
aus Karrieresicht nicht mehr
weiterging. Das allgemeine Inter-
esse an Futsal stieg, die Schieds-
richter wurden immer jünger,
sodass ich schon bei diesem
Lehrgang den Entschluss gefasst
habe, nochmal etwas anderes
anzufangen.“
Anfang des Jahres erhielt der 37-Jährige das offizielle FIFA-
Emblem von DFB-Lehrwart Lutz Wagner (links) und Andreas
Thiemann (Mitglied DFB-Schiedsrichter-Kommission Amateure).
Wir Schiedsrichter gelten schon an sich als „besondere Spezies“ – und sind darauf ja auch oft ein bisschen sto
derer Exot. Nach einer durchaus vorzeigbaren Laufbahn als Fußball- und Futsal-Referee ist der Rheinländer jet
der FIFA-Liste. SRZ-Mitarbeiter Bernd Peters porträtiert diesen neuesten deutschen FIFA-Schiedsrichter.
T
orsten Günther ist Personal-
Sachbearbeiter bei der Bundes-
anstalt für Straßenwesen in Ber-
gisch Gladbach. „Dieser Job ist
interessanter als er sich anhört“,
sagt der Regierungsoberinspektor –
und lacht.
Sie sollten trotzdem weiterlesen –
denn sein Bürojob mit viel sit-
zender Tätigkeit ist einer der
Gründe, warum sich Torsten
Günther ein sportliches
Hobby suchte, in das er
sich reinstürzen, rein-
wühlen, reinfühlen
kann. Mit Haut und Haa-
ren. „Und manchmal viel zu sehr
und viel zu lange“, wie Torstens
Frau schmunzelnd hinzufügt. Das
hat sich aber gelohnt, weil der
Regierungsoberinspektor auf sport-
lichem Terrain für Furore sorgt.
Aber von vorn: Was jetzt in interna-
tionalen Ehren gipfelt, nämlich der
Berufung als Beachsoccer-Referee
auf der FIFA-Liste, beginnt 1993 ganz
klein – und ganz normal. Torsten
Günther startet als Schiedsrichter
für den SV Bergisch Gladbach 09 im
regulären Fußball. Er steigt im hei-
mischen Fußball-Verband Mittel-
rhein schnell auf, bis in die Amateur-
oberliga (damals 4. Liga), leitet
dort 50 Spiele. Danach ist er auf
Verbands- und DFB-Ebene auch im
Futsal aktiv.
Der Reiz des „Neuen“ hat auf
Torsten Günther eine besondere
Anziehungskraft. Denn der packt
ihn auch, als er erstmals vom
Beachsoccer erfährt. „Wie bei vie-
len Schiedsrichtern war mir eine
gewisse sportliche Entwicklung
immer besonders wichtig“, sagt er.
Mein persönlicher Anreiz war
daher immer, eine Stufe weiterzu-
kommen und eine neue Herausfor-
derung anzunehmen.“
Torsten Günther ist Deutschlands erster FIFA-Schiedsrichter beim Trendsport Beachsoccer.