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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 4
Gespräch
der ja auch bei der WM dabei ist,
sein Nachfolger als Deutschlands
neue Nummer Eins unter den
Unparteiischen gefunden?
Fandel:
Ja, Felix hat in der Vergan-
genheit schwierigste Partien auch
auf internationalem Terrain gepfif-
fen und dabei sehr gute, souveräne
Leistungen gezeigt. Das Europa-
League-Finale war ein Beweis sei-
ner internationalen Akzeptanz. Er
kann jedes Spiel auf der Welt leiten.
Deshalb ist er auch unsere Num-
mer Eins.
Beim DFB-Bundestag 2013 wurde
die Aufteilung des deutschen
Schiedsrichter-Wesens in einen
Elite- und Amateur-Bereich
beschlossen. Wie ist die Arbeit in
den neuen Kommissionen im
ersten halben Jahr angelaufen?
Fandel:
Sehr gut und problemlos –
aber das war auch zu erwarten.
Beim DFB-Bundestag wurde das
verankert, was zuvor schon in der
Praxis gelebt wurde. Die Zusam-
menarbeit zwischen beiden Kom-
missionen betrachte ich als sehr
offen, freundschaftlich und ziel-
führend. Wir kümmern uns um den
Profi-Bereich, die Kommission
Amateure um den Verbands-
Bereich.
Trotz dieser Aufteilung wurde stets
betont, dass die Kommunikation
zwischen Elite- und Amateur-Kom-
mission funktionieren muss. Wie
stellt sich das nun in der Praxis
dar?
Fandel:
Die Kommunikation stimmt.
Es sind auch entsprechende Perso-
nen und Schnittstellen in diese
Struktur installiert worden: Lutz
Wagner seitens der Schiedsrichter-
Kommission Amateure und Rainer
Werthmann im Bereich der Elite.
Jetzt gilt es, Nägel mit Köpfen zu
machen und gemeinsam ein mo-
dernes Konzept für die Nachwuchs-
und Talentförderung zu entwi-
ckeln, das den Weg in die Zukunft
zeigt.
Inwiefern stellt sich bei Ihrer Arbeit
eigentlich inzwischen eine Art Rou-
tine ein, wo Sie den Posten des
Schiedsrichter-Chefs vor mittler-
weile vier Jahren übernommen
haben?
Fandel:
Routine gibt es nicht, da
ist nach wie vor pure Leidenschaft
für diese komplexe Schiedsrichter-
Tätigkeit die entscheidende Trieb-
feder. Mit Hellmut Krug und Lutz
Michael Fröhlich habe ich in der
Schiedsrichter-Kommission erst-
klassige Fachleute an meiner Seite,
auf die zu 100 Prozent Verlass ist.
Darüber hinaus bearbeiten Eugen
Strigel und Rainer Werthmann wich-
tige Arbeitsfelder. An viele Abläufe
und Szenarien hat man sich im
Laufe der Jahre gewöhnt. Trotzdem
bleiben Jahr für Jahr am Ende
einer Saison schwierige Entschei-
dungen.
Welche „Baustellen“ beziehungs-
weise Herausforderungen wollen
Sie für die kommende Saison
anpacken?
Fandel:
Unser primäres Ziel ist es,
die Schiedsrichter und den
Schiedsrichter-Bereich in unserem
Land weiterzuentwickeln. Das ist
ein großes, aber auch sehr loh-
nendes Ziel, das uns und mich
ungemein motiviert. Schließlich
haben wir viele junge und kompe-
tente Schiedsrichter, die unseren
Weg mitgehen, zuhören und stän-
dig selbstkritisch an ihrer Leistung
arbeiten. Ich bin überzeugt davon,
Nach der Ablehnung der Torlinientechnologie wird es wohl auch kommende Saison wieder Diskus-
sionen darüber geben, ob der Ball im Tor ist oder nicht.
Sascha Stegemann aus Nie-
derkassel (Fußball-Verband
Mittelrhein) verstärkt in der
kommenden Saison das Team
der Bundesliga-Schiedsrichter.
Die Schiedsrichter und den Schiedsrichter-Bereich weiterzuent-
wickeln, ist ein großes und lohnendes Ziel.“
dass wir für die Zukunft bestens
aufgestellt sind.
Ein ehemaliger internationaler
Weltklasse-Schiedsrichter hat neu-
lich in einem Interview gesagt, er
könnte auch heute noch Spiele auf
höchstem Niveau pfeifen. Denken
Sie auch manchmal noch daran,
wie es wäre, selbst nochmal als
Schiedsrichter auf dem Platz zu
stehen?
Fandel:
Der Fußball und auch das
Schiedsrichter-Wesen entwickeln
sich ständig enorm weiter. Aus
meiner Sicht wäre es deshalb für
mich auch nicht mehr möglich,
aktiv einzugreifen. Dies ist Wunsch-
denken und geht an der Realität
völlig vorbei.