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Coaching Trainer-Blog II Senioren

Teil 3: Das Derby vor der Brust

Felix Melchers
Felix Melchers

Die ersten beiden Partien sind gespielt: Nach einem ordentlichen Saisonstart beim 4:1-Sieg zuhause gegen Bökendorf, verpassten wir die Chance, uns frühzeitig in der Spitzengruppe festzusetzen und kamen ohne Punkte vom Auswärtsspiel in Ibbenbüren zurück. Nun steht am dritten Spieltag ein heißes Derby gegen die Damen vom BSV Ostbevern auf dem Plan.


Das Debüt

Im ersten Spiel der Westfalenliga-Saison 2021/22 erwarteten wir die Gäste vom SV Bökendorf an der „Festung Egelshove“. Die Mannschaft aus Höxter gab nach drei Jahren Regionalliga ihren Startplatz für diese Spielzeit freiwillig ab, um sich nach personellen Abgängen in der Verbandsliga neu zu formieren. Im Vorfeld war klar, dass trotz des Fehlens vermeintlicher Leistungsträgerinnen eine Mannschaft mit viel fußballerischer Substanz und dem nötigen Maß an Erfahrung aufschlagen würde. Um die Damen vom SVB besser einschätzen zu können, nutzten wir die Gelegenheit am Wochenende vor dem Saisonstart und sahen uns ihren Auftritt im Westfalenpokal im benachbarten Amelsbüren an.

Aufgrund der Erkenntnisse aus diesem Spiel erwarteten wir Bökendorf in einer Art 4-4-2 „flach“, wobei der Fokus im Aufbau auf dem schnellen Spiel durch die Mitte in die Spitze liegen würde. Beim 4:2-Erfolg gegen die Landesliga-Damen aus Amelsbüren griff Bökendorf nämlich immer wieder schnell durchs Zentrum an, spielte dabei flach vor die Kette und nutzte geschickt die dadurch enstandenen Lücken zwischen den beiden Innenverteidigerinnen oder zwischen der Innenverteidigerin und der Außenverteidigerin auf der Ballseite.

Übung 1
3 Trainingsformen

Das Zentrum beherrschen und zielstrebig umschalten

Das Zentrum beherrschen und zielstrebig umschalten

Übung 1
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ORGANISATION

  • Ein 20 x 20 Meter großes Spielfeld mit 4 Minitoren errichten.
  • Darin ein weiteres Feld von 10 x 15 Metern Größe markieren.
  • Ein Viererteam (Rot) und ein Fünferteam (Blau) einteilen.
  • 2 Spieler (Rot) postieren sich als Angreifer und Verteidiger im zentralen Bereich außerhalb des inneren Feldes.
  • 1 Spieler (Blau) postiert sich als Verteidiger hinter dem Angreifer (Rot).

ABLAUF

  • 4 gegen 2 im inneren Feld: Nach 8 erfolgreichen Pässen darf Blau in Richtung des roten Verteidigers angreifen.
  • Nach Ballgewinn Rot darf das gesamte Team in Richtung des blauen Verteidigers angreifen.
  • Nach „Ausbruch" aus der Mitte wird so lange gespielt, bis eine Mannschaft einen Treffer erzielte.
  • Nach 5 Minuten die Aufgaben tauschen.

COACHINGPUNKTE

  • Schnelles Gegenpressing auf der Ballseite, um direkte Torabschlüsse zu unterbinden.
  • Als Überzahlteam aussichtslose Angriffe erkennen und frühzeitig abbrechen, um neu aufzubauen.
  • Als Unterzahlteam zielstrebig die Angriffe ausspielen, bevor der Rest des Überzahlteams auf Verteidigung umschalten kann.

HINWEIS

  • Auch die Spieler, die nicht am direkten Geschehen im inneren Feld beteiligt sind, müssen ständig aufmerksam und in Bewegung sein, um (Konter-)Angriffe rechtzeitig unterbinden zu können.

 

Übung 2
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ORGANISATION

  • Ein 25 x 20 Meter großes Spielfeld mit 2 Minitoren errichten.
  • 2 Fünferteams einteilen und jedem Team 2 feste Anspieler zuweisen.
  • Die Anspieler links und rechts neben dem Minitor in Spielrichtung postieren.

ABLAUF

  • 5 gegen 5 im Feld: Die Anspieler haben nur einen Kontakt.
  • Die Ballbesitzer kombinieren zielstrebig nach vorne und versuchen mit scharfen Vertikalpässen die Anspieler neben dem Tor zu erreichen.
  • Erst nach dem anschließenden Klatschball ist das Tor „freigeschaltet".
  • Kontertore dürfen ohne Einbezug der Anspieler erzielt werden.
  • Nach einem Kontertor erhält die erfolgreiche Mannschaft das Angriffsrecht.
  • Nach je 3 Minuten die Anspieler wechseln.

COACHINGPUNKTE

  • Passwinkel durch Bewegung ohne Ball optimieren .
  • Zielstrebig andribbeln.
  • Pässe unter Druck fordern.

HINWEIS

  • Das vertikale Spiel in die Tiefe verlangt ein Höchstmaß an Präzision und abgestimmtes Timing. Daher sollten die Ballbesitzer unter Dauerstress gesetzt werden, um erfolgreiche Kombinationen frühzeitig zu unterbinden.

ZIELE

  • Auch unter Druck den direkten Weg zum Tor finden.
  • Spiel in die Tiefe durch aggressives nach vorne Verteidigen verhindern.

 

Übung 3
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3 / 3

ORGANISATION

  • In einer Spielfeldhälfte einen Trichter gemäß Abbildung markieren.
  • 2 Tore mit Torhütern stehen auf den Grundlinien und 5 Meter hinter den schrägen ­Linien je 1 Minitor. 

ABLAUF

  • 7 gegen 7: Das Sparring-Team Rot spielt mit einem Sechser, 2 Achtern und 3 Spitzen auf das Tor. 
  • Es eröffnet jeweils aus dem Trichter, darf aber seinen Torwart nicht einbinden.
  • Die Spieler von Rot haben 3 Pflicht- bzw. Mindestkontakte, um dem Coaching-Team Blau das Doppeln zu erleichtern.
  • Blau verteidigt mit Viererkette und Doppel-Sechs und kontert auf das Tor mit Torwart und die Minitore.

 


Die Kapitänin bringt das Schiff auf Kurs

Dementsprechend legten wir viel Wert darauf, im Zentrum die Hoheit zu übernehmen. Wir wollten das vertikale Spiel zwischen die Ketten zwingend verhindern, was uns auch überwiegend gelang. Allerdings kam nun die zweite Stärke der Gäste deutlich zum Vorschein: Die Spielverlagerung aus der Breite in die Tiefe. Nach einer knappen Viertelstunde erwischte uns eine Halbfeldflanke eiskalt. Der Ball wurde perfekt hinter die Kette in den Lauf der Bökendorfer Stürmerin gespielt, die frei vor dem Tor die Ruhe behielt und den Ball in die Maschen drosch – 0:1. Nun galt es doch tatsächlich vor heimischer Kulisse den sich anbahnenden Fehlstart zu vermeiden. Und für solche Situationen gibt es Spielführerinnen. Menschen, die voran gehen und positiv auf die Mannschaft einwirken. So erholte sich das Team recht schnell von dem Schock und stabilisierte sich in der Folge. Wir kombinierten nun zielstrebiger nach vorne, bis wir etwa zehn Minuten nach dem Gegentreffer am rechten Flügel durchbrechen konnten. Im Strafraum fand der Ball seinen Weg zur Frau mit der Binde am Arm und nur einen Augenblick später schlug er unter der Latte ein – jetzt waren wir drin im Spiel. Mit Rückenwind ging es schließlich für uns in die Halbzeit, wo wir noch einmal auf die Halbfeldflanken und die zugehörigen Tiefenläufe der gegnerischen Stürmerin hinwiesen. Allerdings wollten wir von nun an noch aktiver sein und uns mehr auf die eigenen Stärken als auf die des Gegners besinnen. So erzielten wir nur fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff das 2:1. Mit der Führung schien der Knoten nun endgültig geplatzt. Wir übernahmen immer mehr Kontrolle über das Spiel und ließen eine Viertelstunde später das 3:1 folgen. Spannend wurde es noch einmal, als Bökendorf einen Strafstoß zugesprochen bekam, den unsere Torhüterin jedoch parieren konnte. Kurz darauf machten wir mit dem 4:1 den Deckel drauf, ehe der Schiedsrichter abpfiff.

Torabschluss

Willkommen in der Realität

Für das zweite Spiel der Saison ging es für uns zur DJK Arminia Ibbenbüren. Eine Mannschaft, die in der Vergangenheit immer oben in der Westfalenliga mitgemischt hat und von einer hervorragenden Jugendarbeit profitiert. Der Saisonstart der Arminen verlief mit einer 2:0-Niederlage bei Berghofens Zweitvertretung jedoch nicht wie erhofft und so bekamen wir früh zu spüren, dass man in Ibbenbüren einiges wieder gut zu machen hatte. Die Spielanlage versprach zumindest in meinen Gedanken ein technisch sauberes und kontrolliertes Fußballspiel zweier Mannschaften, die sich nichts schenken würden. Zwei Mannschaften, die sich auf die eigenen Stärken besinnen und den Anspruch haben mit dem Ball kreativ zu werden. Auf dem Platz offenbarte sich dann jedoch gegenteiliges: Die einzelnen Spielphasen waren kaum zu identifizieren, weil es von einer Umschaltsituation in die nächste ging. Deutliche Ballbesitzzeiten gab es kaum und somit auch wenig Raum für Positionsspiel und gezielte Angriffe. Somit war der 0:0-Halbzeitstand folgerichtig. In der Pause mussten wir jedoch eingestehen, dass die Gegnerinnen uns phasenweise deutlich stärker unter Druck gesetzt hatten und somit zu mehr potenziell gefährlichen Situationen kamen. Wir wussten zwar, wie wir angelaufen werden und welche Räume wir dadurch bespielen können, hatten allerdings selten konkrete Lösungen, um überhaupt in diese Räume zu kommen. Für die zweite Hälfte nahmen wir uns also vor, weiter vorne Druck auf den Ball zu kriegen, damit wir den Gegner von unserem Tor fern halten und die Abwehr dadurch zusätzlich entlasten können.

Das Glück der Tüchtigen

Doch nach 45 kräftezehrenden Minuten ist das eine enorm schwierige Aufgabe. Zwar hatten wir hin und wieder Balleroberungen in vielversprechenden Räumen, allerdings verteidigte Ibbenbüren nach Ballverlust sehr aufmerksam und wusste unsere Umschaltaktionen frühzeitig zu unterbinden. Nach etwa 75 Minuten kam dann doch ein Steckpass direkt nach Ballgewinn von uns hinter die gegnerische Kette. Unsere Außenstürmerin lief perfekt ein, umkurvte die Torhüterin und entschied sich dann jedoch abzubrechen, um mit dem stärkeren Rechten abschließen zu können – leider die falsche Entscheidung. Eine Ibbenbürener Abwehrspielerin rettete im letzten Moment. Rund zehn Minuten später wurde es vor unserem Strafraum nochmal gefährlich: Etwa 20 Meter vor dem Tor kam es zu einer Art Press-Schlag. Ein Klärungsversuch unsererseits landete unmittelbar in der Schussbewegung der gegnerischen Angreiferin und schlug schlussendlich unhaltbar unten rechts ein. So ein Tor hatte ich bis dato noch nie gesehen. So ein später Gegentreffer tut besonders weh, aber ehrlicherweise war es in Summe auch kein unverdienter. Ibbenbüren hat über 90 Minuten mehr investiert, intensiver gegen den Ball gearbeitet und den Sieg so erzwungen. Eine Lehre, die gerade mit Blick auf das anstehende Derby gegen Ostbevern zum richtigen Zeitpunkt kommt.


Schon gewusst?

Die vielen Umschaltmomente sind besonders charakteristisch für Frauenfußball. In einer spanischen Studie von 2019 wurde herausgestellt, dass Frauen eine grundsätzlich höhere Anzahl an Angriffen pro Spiel fahren, was vor allem mit den vielen Kontermomenten und geringen Ballbesitzzeiten zu tun hat. Die Forscher erklären dies wiederum mit der Tendenz zu langen Bällen im Frauenfußball, welche im Verhältnis gesehen einerseits einfacher zu verteidigen und andererseits schwieriger zu spielen sind als Kurzpässe.

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