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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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haben durch Johan Neeskens verwandelt. Später ver-
wandelte Breitner auch per Elfmeter zum 1:1. Die „Wun-
de“ an der Stelle, wo Bernd Hölzenbein getroffen wurde,
ist letztens nochmal versorgt worden, so „hart“ war das
Foul.
1976 –
ich war vor kurzem bei der UEFA und der serbi-
sche Generalsekretär ist mit mir nach Frankfurt geflo-
gen. Sie bauen in Belgrad jetzt ein neues Stadion. Ich ha-
be ihm gesagt, wenn bei den Arbeiten der Ball gefunden
werden sollte, den Uli Hoeneß damals über das Stadion
hinausgeschossen hat, wären wir sehr dankbar, wenn
wir diesen für unser Museum haben könnten. Das hat er
mir zugesagt.
Paul Breitner hat mal gesagt: „Ich verwandle einen
Elfmeter selbst, wenn neben mir eine Bombe explo-
diert.“ In der Folge haben wir in Stuttgart gegen Brasi-
lien gespielt und er hat zwei Elfmeter nicht verwandelt.
Der Schiedsrichter hat es nach dem ersten Versuch noch
gnädig gehandhabt, er hatte das wahrscheinlich auch
gelesen, und den Elfmeter wiederholen lassen. Auch im
zweiten Versuch scheiterte Breitner.
Es lässt sich fortsetzen: Dass wir gegen die Engländer
Elfmeterschießen gewinnen wie bei den letzten Titelge-
winnen 1990 und 1996 ist eine Selbstverständlichkeit.
Betrachten wir Andreas Brehmes damalige Situation:
Kann es einen größeren Stress für einen Spieler geben,
als beim Stande von 0:0 in der 87. Minute am 8. Juli
1990
einen Elfmeter auszuführen? Damals nach einem
ebenfalls „brutalen“ Foul an Rudi Völler. Andreas hat es
gemacht, weil er – ohne dass ich jetzt Psychologie
studiert hätte – „eiskalt“ war. Eigentlich war Lothar
Matthäus vorgesehen, aber der behauptet bis heute, ihm
sei die Schuhsohle abgefallen und mit den neuen Schuh-
en wollte er nicht schießen. Wir alle wussten dann nicht,
ob Brehme nun mit rechts oder links schießen wird. Denn
er war ein Spieler, der nie erklären konnte, ob er ein
Rechtsfuß“ oder ein „Linksfuß“ ist. Jedenfalls haute er
das Ding rein.
Es ist also ein wunderbares Thema. Schon beim Lesen
des Titels der Arbeit von Dr. Georg Froese hat es mich
fasziniert. Wenn man dann weiterdenkt, was sich alles im
Zusammenhang von Elfmetern ergeben hat, sage ich:
Das ist eine wunderbare Arbeit!“
Stadien, um rechtliche Aspekte wie die Vereinbarkeit un-
serer Verbandsstatuten mit dem EU-Recht oder das
klassische Thema der Fitness, d.h., die Aspekte der Kon-
dition, Athletik und Ausdauer werden neu beleuchtet.
Ich gebe gerne zu, dass mich die Arbeit des ersten
Preisträgers fasziniert hat, schon von der Themenstel-
lung her. Wir alle kennen den später verfilmten Roman
von Peter Handke: „Die Angst des Tormanns beim
Elfmeter“. Es handelt sich eigentlich nicht um ein
sportspezifisches Thema, sondern um einen psychologi-
schen Krimi, ein Drama. Und jetzt macht sich jemand an
die Arbeit – Dr. Georg Froese, der selber bei Union Berlin
gespielt hat – um in seiner Dissertation „Sportpsycholo-
gische Einflussfaktoren der Leistung von Elfmeterschüt-
zen“ zu untersuchen, wie denn idealerweise ein Elfme-
terschütze in seinen inneren Einstellungen, wie er psy-
chologisch strukturiert sein sollte, um anzutreten. Allei-
ne sich dieses Themas anzunehmen, finde ich großartig.
Ich habe allerdings meine Zweifel, ob Trainer wie Otto
Rehhagel sich davon leiten lassen. Ob er, bei ihm ist ja
ein neues Vertragsverhältnis nicht auszuschließen, ei-
nen Zettel aus der Tasche holt und sagen würde: “Heute
schießt du!“ Im Fußball wird ja üblicherweise einfach ge-
sagt, dass derjenige schießen soll, der sich am besten
fühlt.
Die Faszination dieses Themas ist jedenfalls bei mir und
vermutlich auch bei vielen anderen mit unglaublichen
Erinnerungen verbunden. Elfmeter in unserer Fußball-
historie – ganz kurz chronologisch: 1972 hat unsere Na-
tionalmannschaft erstmals in Wembley gewonnen. Beim
Stande von 1:1 hat Günter Netzer einen Elfmeter verwan-
delt. Er behauptet bis heute immer noch, dieser sei so
hart geschossen gewesen, dass der Torwart Gordon
Banks Gefahr gelaufen wäre, die rechte Hand zu bre-
chen. Das stimmt natürlich nicht. Banks hatte die Hand
am Ball und dieser trudelte über die Linie – das war die
Geburt des ersten Sieges in Wembley.
1974
pfeift ein englischer Metzger in der ersten Minute
einen Elfmeter gegen den WM-Gastgeber. Foul an
Cruyff. Bis heute wird behauptet, Berti Vogts sei es ge-
wesen. Das ist falsch. Es war Uli Hoeneß, der vermutlich
zum ersten Mal in seiner Karriere am eigenen Strafraum
aushelfen wollte und dabei Cruyff trifft. Die Holländer