Zusammenhang zwischen Aktivitätsumfang
und Leistungsniveau im Fußball
Es ist unstrittig, dass Training für die sportliche Leis-
tungsentwicklung wichtig ist. Wir wissen jedoch nicht, in-
wieweit zwischen dem Umfang des Trainings und der
Leistungsfähigkeit ein Zusammenhang besteht, wie viel
Training auf dem Weg zum Top-Niveau nötig ist.
Es ist aber zu konstatieren, dass Spitzenspieler im bio-
grafischen Verlauf ihrer Fußballkarriere faktisch zuneh-
mend mehr fußballpraktische Stunden als Spieler unter-
halb des Eliteniveaus aufsummieren. Entsprechende bio-
grafische Entwicklungsprofile von Ligaspielern sind im
Rahmen einiger Erhebungen anhand schriftlicher Befra-
gungen, halbstandardisierter Interviews und Trainings-
protokollen ermittelt worden.
In den letzten fünf Jahren erhobene Daten über Akade-
mie-Spieler der Premiere-League-Clubs aus dem Nord-
westen Englands zeigen, dass bis zum Alter von 16 Jah-
ren die Differenz zwischen dem Elite-Nachwuchs (ca.
7.500
Praxisstunden) und gleichaltrigen Spielern unter-
klassiger Ligen (ca. 4.000 Praxisstunden) enorm ange-
wachsen ist. Für die Spitzenspieler in dem Alter kann seit
etwa dem 6. Lebensjahr ein jährlicher Durchschnittswert
von ca. 850 Stunden Fußballpraxis angenommen wer-
den, was ungefähr 18 wöchentlichen Stunden entspricht
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PSYCHOLOGISCHE LEISTUNGSVORAUSSETZUNGEN
Dass ein Spieler zur Elite des Fußballs gehört, während ein anderer es nicht nach oben schafft, ist
nicht genetisch zu begründen. Angesichts der vielen Facetten des Fußballs gibt es auch nicht den einen
messbaren Faktor, der eine Topkarriere vorherbestimmt. Diese ist vielmehr das Ergebnis von Adaptionen
der Spieler im Kontext eines bestimmten Leistungsumfeldes. Anhand der Spielintelligenz lässt sich zeigen,
dass im Karriereverlauf ein kontinuierlich akkumulierter und möglichst großer Umfang fußballpraktischer
Erfahrung relevant ist. Freie Spielaktivitäten im Sinne des „Straßenfußballs“ scheinen hierbei von Vorteil.
Daran anknüpfend besteht Diskussionsbedarf hinsichtlich effektiver Strategien systematischer Talent-
entwicklung.
Kognitive Aspekte
Prof. Dr. Mark Williams, Brunel Universität London
Nicht das Training per se ist für die Leistungsentwicklung entschei-
dend, sondern die (kognitiven) Adaptionen des Spielers.