Die Förderungswürdigkeit der dualen Karriere
Der Profifußball wird in der Öffentlichkeit als höchst ein-
trägliches Geschäft der Spieler wahrgenommen. Es wird
dabei übersehen, dass selbst in dieser hochkommerziali-
sierten Sportart nur wenige Spieler so viel Geld verdie-
nen können, dass sie auf Lebenszeit abgesichert sind.
Und auch im Fußball können nicht alle Spieler nach ihrer
aktiven Laufbahn im System verbleiben, also Trainer
oder Manager werden – nicht zuletzt deshalb, weil nicht
alle dafür geeignet sind.
Für die Mehrzahl der Spieler – und vor allem für die Spie-
lerinnen – gilt: Sie müssen von Beginn ihrer Fußballkar-
riere an immer auch ihre nachsportliche Karriere im
Blick haben. Und diese nachsportliche Karriere beginnt
schon mit der Schule, denn die Schule hält mit ihren Se-
lektionen ein Stück Karriere in der Hand: Studium und
Ausbildung und damit auch jeweilige spätere Berufe sind
gekoppelt an bestimmte Schulabschlüsse und einherge-
hend ggf. möglichst gute Zensuren.
Und umgekehrt gilt: Wer in der Schule scheitert, dem
stehen nur noch solche Karrieren offen, die von diesem
Scheitern nicht tangiert werden. Und dies heißt: Man
kann Berufstätigkeiten auf unterstem Niveau anstreben
oder muss sich auf ein soziales Unterstützungsnetzwerk
verlassen können.
Reflektiert man diese Überlegungen zur Selektionsfunk-
tion von Schule, dann besteht für den Fußball – sprich:
Vereine und Verbände – die normative Verpflichtung, ei-
ne erfolgreiche Schulkarriere ihrer Nachwuchsspieler
und -spielerinnen zu fördern. Neben dieser normativen
Verpflichtung gibt es aber auch rein funktionale Gründe:
Da ja auch die Spieler (und die Eltern) um die Bedeutung
der Schule in einer modernen Gesellschaft wissen, ist die
Rekrutierung von Talenten in ausreichender Zahl we-
sentlich davon abhängig, dass die duale Karriere mög-
lich ist.
Deshalb gilt es, das Problem der dualen Karriere – also
die von den Nachwuchsspielern und -spielerinnen zu ver-
einbarenden Systeme Fußball und Schule – genauer zu
betrachten.
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NACHWUCHSFÖRDERUNG
Nur wenige Profis haben durch ihre Sportkarriere
für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Sie sind
also aufgefordert und müssen hierin durch Vereine
und Verbände gefördert werden, neben der sport-
lichen Laufbahn auch jene Bildungsvoraussetzun-
gen zu erfüllen, die anschließende berufliche
Optionen bedeuten. Die duale Karriere erfordert
eine konzeptionelle Zusammenarbeit von Sport-
organisationen und Schule. Dabei stellt sich auch
die Frage der bundesweiten Vereinheitlichung eines
regionalen Modells in Brandenburg: die Trans-
formation von Training in Sportunterricht.
Vereinbarkeit von Spitzenfußball
und Schule
Prof. Dr. Carmen Borggrefe, Universität Stuttgart
Nachwuchsspieler müssen von Beginn ihrer Fußballkarriere an immer
auch ihre nachsportliche Karriere im Blick haben.