2.
DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
1 9 7
rung angewandt. Man unterscheidet zwischen variablen
psychischen Leistungskriterien, deren Erfassung letzt-
lich auch konkrete Trainingsempfehlungen zur Optimie-
rung nach sich ziehen müssen, und relativ stabilen Leis-
tungskriterien, die nur schwer und längerfristig modifi-
zierbar sind und eher für die Talentsichtung und die
Mannschaftszusammenstellung (Scouting) relevant
sind. Im Folgenden wird die Diagnostik variabler, fußball-
spezifisch relevanter und trainierbarer psychologischer
Leistungskriterien vorgestellt:
I. Mentale Belastbarkeit
Die mentale Belastbarkeit ist die Fähigkeit des Spielers,
auch in einer Überforderungssituation handlungsfähig
zu sein. Ein geeignetes Testverfahren hierzu ist der De-
terminationstest des Wiener Testsystems, welcher die
reaktive Belastbarkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und
-
genauigkeit unter Stress erfasst. Beim Determinations-
test sind möglichst schnell und möglichst korrekt opti-
sche und akustische Signale mit vorgegebenen einfa-
chen motorischen Aktionen (Tasten- oder Pedal-Betäti-
gung) zu beantworten. Die Vorgabegeschwindigkeit
passt sich der Reaktionsgeschwindigkeit des Probanden
an bzw. übersteigt diese leicht. Dadurch kann jeder Spie-
ler in eine Überforderungssituation gebracht werden.
Personen, die im Test eine eingeschränkte Leistungs-
fähigkeit unter Stress zeigen, sind entweder aktuell
überlastet, oder unter Stress nicht in der Lage adäquate
Bewegungen abzurufen.
Um die mentale Belastbarkeit zu trainieren, eignen sich
Formen der Mehrfachbelastungen (Kombination von
kognitiven und motorischen Aufgaben), Drilltraining und
das Training automatisierter Fertigkeiten unter Stress
und Druckbedingungen.
II. Aufmerksamkeit: Konzentration und Interferenzneigung
(
Störanfälligkeit)
Wichtig im Leistungssport ist die Frage, inwieweit der
Spieler seine Aufmerksamkeit fokussieren und Informa-
tionen wahrnehmen und verarbeiten kann. Ein geeigne-
tes Testinstrument hierzu ist der d2-Test, welcher die
Konzentrationsleistung des Spielers (Tempo & Genauig-
keit) erfasst. Beim d2-Test sind unter Zeitdruck
des Gültigkeitsnachweises für den Test herangezogen
wird. Für die Anwendung und auch Akzeptanz eines psy-
chologischen Tests im Fußball ist die Kriteriumsvalidität
von besonderer Bedeutung. Sie beschreibt den Zusam-
menhang des Testergebnisses mit äußeren Kriterien,
z.B. die Beobachtung oder Einschätzung des Trainers.
In der Praxis ist es äußerst relevant, dass Spieler, Trai-
ner und auch der diagnostizierende Psychologe einen
praxisrelevanten Zusammenhang zwischen Test bzw.
Testergebnis und fußballspezifischen Anforderungen
herstellen können.
Psychologische Leistungsdiagnostik im Fußball
Psychologische Leistungsdiagnostik wird im Fußball im
professionellen Bereich und im Rahmen der Talentförde-
Sportpsychologische Diagnostik ist keine Diagnostik zum Selbstzweck,
sondern sie muss dem Sportler wie auch dem Trainer etwas nützen.