Sportpsychologische Diagnostik im Fußball -
Grundlagen
Ziel einer sportpsychologischen Diagnostik im Fußball
ist die Erfassung fußballspezifischer und leistungsrele-
vanter psychologischer Parameter mit wissenschaftlich
anerkannten Verfahren. Nicht zu vernachlässigen ist
hierbei die Praxisorientierung. Sportpsychologische Dia-
gnostik ist keine Diagnostik zum Selbstzweck, sondern
sie muss sowohl dem Sportler als auch dem Trainer et-
was nützen. Letztendlich soll auch die sportpsychologi-
sche Diagnostik im Fußball dazu beitragen, aus den er-
fassten Parametern Potentiale zur Leistungsverbesse-
rung und Ansätze für psychologische Interventionen ab-
zuleiten.
Die psychologische Diagnostik gliedert sich in fünf the-
matische Schwerpunkte, von denen die ersten vier im
vorliegenden Artikel näher besprochen werden:
psychologische Leistungsdiagnostik
Beanspruchungsmonitoring
Persönlichkeitsdiagnostik
Tests zur mentalen Stärke
(
klinische Tests)
Zur psychologischen Diagnostik gehören nicht nur psy-
chologische Testverfahren (Leistungstests und Frage-
bogenverfahren), sondern auch vielfältige weitere Me-
thoden wie Interviews und Beobachtungen. Der vorlie-
gende Artikel konzentriert sich auf psychologische Test-
verfahren, sogenannte psychometrische Tests, deren
Nutzen für die Sportpsychologie im Fußball beleuchtet
werden soll.
Psychologische Tests müssen ihre Qualität in den be-
kannten Gütekriterien der Testtheorie nachweisen. Man
unterscheidet die Objektivität, Reliabilität und Validität
eines Tests.
Die Objektivität ist bei psychologischen Tests im Gegen-
satz zum Interview oder zur Beobachtung prinzipiell zu-
friedenstellend und mit physiologischen Tests vergleich-
bar. Bezüglich der Reliabilität (Zuverlässigkeit des
Tests) erhält man im Vergleich zu Tests der Leistungs-
physiologie oft nur annähernd zufriedenstellende Ergeb-
nisse. In der Regel gilt ein Reliabilitätskoeffizient von .80
als zufriedenstellend.
Bezüglich der Validität (Gültigkeit des Tests) sind große
Unterschiede bei den psychologischen Testverfahren
festzustellen. Es stellt sich auch die Frage, welche Form
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WORKSHOPS
Die sportpsychologische Betreuung hat im deutschen Spitzensport in den letzten 10 Jahren deutlich an
Bedeutung gewonnen. Nahezu jeder olympische Spitzenverband arbeitet mit Sportpsychologen zusammen
und bei den letzten Olympischen Spielen in Peking und London waren mehrere Sportpsychologen akkredi-
tiert (Mayer, J. 2013. Leistungssport, 1, 43, 30-32.). Auch im Fußball gehört eine sportpsychologische
Betreuung der Mannschaften mittlerweile zum Standard (vgl. z.B. Lizenzierungskriterien von footpass
Deutschland), insbesondere dank der systematischen und kontinuierlichen Zusammenarbeit des DFB mit
Sportpsychologen (A-Nationalmannschaft und in den U-Nationalmannschaften).
Um die Richtung, Passung und den Erfolg einer Intervention, so auch der sportpsychologischen Betreuung,
aufzuzeigen und ggf. zu prüfen, bedarf es jedoch adäquater diagnostischer Verfahren. Im folgenden Artikel
werden etablierte und in der Praxis des Leistungsfußballs bewährte diagnostische Verfahren vorgestellt
und entsprechende Folgerungen aus den Befunden angesprochen.
Sportpsychologische Diagnostik
Prof. Dr. phil. Jan Mayer,
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement