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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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ist in der Regel die Fossa intercondylaris (Intercondylar
Notch) etwas schmaler und entsprechend A-förmiger
ausgeprägt als bei Männern und aufgrund dieser anato-
mischen Besonderheit wird eine Begünstigung von
Kreuzbandrupturen angenommen. Als weiterer Grund
für das erhöhte Risiko bei Frauen wird der diesbezüglich
ungünstigere Winkel des Quadriceps (Q-Angel) ange-
führt.
Und schließlich ist die Dysbalance zwischen den Knie-
extensoren und -flexoren bei Frauen größer.
Neben diesen belegten Unterschieden hinsichtlich des
geschlechtsspezifischen Verletzungsrisikos wird über
weitere (hormonelle) Risikofaktoren spekuliert, wobei
die Erkenntnisse mitunter widersprüchlich sind bzw. als
nicht gesichert gelten.
So wird intensiv über den Einfluss des Menstruations-
zyklusses diskutiert. Studien aus dem Handball und Fuß-
ball machen dabei jeweils unterschiedliche Risikophasen
aus (präovulatiorische Phase vs. Menstruationsphase).
Diskutabel ist auch, ob es sich um ein rein biologisches
Phänomen handelt, ob es also in erster Linie um den
Hormoneinfluss auf die Rezeptoren geht, die hinsichtlich
der Festigkeit von Bandstrukturen eine Rolle spielen.
Möglicherweise fallen aber auch psychologische Fak-
toren ins Gewicht, die sich während des Menstruations-
zyklusses verändern und hierin ggf. eine aggressivere
Spielweise bedingen. In dieser Hinsicht besteht weiterer
Forschungsbedarf. Ebenfalls ungesichert ist die Bedeu-
tung der Stärke des Kreuzbandes. Tendenziell wird dies
bei Frauen als weniger stark beurteilt.
sind, stellen sie im Geschlechtervergleich ein erhöhtes
Risiko bei Frauen dar.
Folgende anatomische, biomechanische, neurophysiolo-
gische und externe Gründe bzw. Ursachen können für ei-
ne Kreuzbandruptur im Allgemeinen angeführt werden:
plötzliches Abbremsen von Laufbewegungen
plötzliche Richtungswechsel
Sprunglandungen mit geringen Gelenkflexionen
Sprunglandungen mit unilateraler Gewichtsverteilung
geringe Kraft in der ischiocruralen Muskulatur
geringe Kraft in der Rumpfmuskulatur
haftungsstarke Untergründe
Auch eine eher geringe Kraft in der ischiocruralen
Muskulatur oder der Rumpfmuskulatur betrifft häufiger
Frauen.
In Kombination mit externen Faktoren, z.B. Haft- oder
Reibungseffekten auf trockenen Böden, entstehen
besondere Risikozusammenhänge für Frauen, die sich
anhand der physiologischen und anatomischen Unter-
schiede zwischen Männern und Frauen erklären (Abb. 1).
Ein amerikanischer Kollege hat mit Blick auf den Basket-
ball den Ausdruck „Kissing Knees“ geprägt, gemeint ist
das frauentypische breitbeinige Landen in X-Bein-Stel-
lung als Risikofaktor für Kreuzbandrupturen.
Mädchen und Frauen zeichnet zudem bei Landesitua-
tionen im Vergleich zu Männern eine zu geringe Kniefle-
xion aus, was die Verletzungsanfälligkeit weiter erhöht.
Auch anatomische Ursachen werden hervorgehoben, so
ABB. 1
PHYSIOLOGISCHE UND ANATOMISCHE UNTERSCHIEDE
Bildnachweise:
(links),
(Mitte),
(rechts) – Stand: 1.7.2013