Die Dissertation und deren persönliche
Geschichte
Der FC Internationale Berlin ist nicht nur wegen seiner
Verhaltensregeln ein außergewöhnlicher Verein, son-
dern er hat auch einen Trainer mit Doktortitel: Georg
Froese. Sein Thema: Der Elfmeter und sein Mythos!
Das Thema ‚Elfmeter‘ war immer etwas, das ausgespart
wurde, bei dem sozusagen mystische Vorstellungen vor-
handen waren. ‚Das richtet dann schon unser nerven-
stärkster Spieler‘, hieß es in der Regel, systematisch
trainiert wurde das nicht. Wenn überhaupt, haben sich
nach dem Training mal einige Spieler den Ball genom-
men und ein paar Elfmeter geschossen, aber es gab
keine systematische Vorbereitung darauf.“
Schon als Kind faszinierten ihn die Elfmeterschießen, so
war Georg Froese beeindruckt vom Sieg der Deutschen
bei der WM 1990 gegen England im Halbfinale. Das hat
ihn ebenso inspiriert wie die Entscheidung über den Auf-
stieg in die zweite Bundesliga im Jahr 2000, als der
Spieler Georg Froese von der Tribüne aus das Ausschei-
den seines Vereins Union Berlin im Elfmeterschießen
miterleben musste.
Der Spieler hat beim entscheidenden Elfmeter einfach
dem Druck nicht standgehalten und sich letztlich für die
einfachste Variante entschieden: Augen zu und durch,
anstatt einen Plan zu haben – der klassische Fall dessen,
wie es nicht laufen sollte.“
Ca. 4000 Strafstöße aus der Bundesliga hat er analy-
siert, dazu fast 300 Elfmeterschießen weltweit, und ein
Expertengespräch geführt. Zwei Typen von Elfmeter-
schützen lassen sich herauskristallisieren:
Nach den Erkenntnissen meiner Studien neigt eine Per-
son, die Ideale anstrebt, die sozusagen das fußballeri-
sche Ideal erreichen will, eher dazu, sich vorher eine
Ecke, einen Zielbereich des Tores ‚auszugucken‘“.
Die zweite große Strategie ist die des ‚Ausguckens‘, die
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VERLEIHUNG DFB-WISSENSCHAFTSPREIS 2013
Dankesrede des Preisträgers
Dr. phil. Georg Froese, Universität Heidelberg
Der wohl wichtigste erfolgreiche Elfmeter der jüngeren deutschen Fuß-
ballgeschichte: das 1:0 Andy Brehmes im WM-Finale 1990.