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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 2
Geschehen auf dem Spielfeld
atmosphärisch kaum beeinflussen
können.
Denn eines muss jedem klar sein:
Man kann nicht
nicht
kommuni-
zieren“, wie es der Kommunika-
tions-Wissenschaftler Paul Watzla-
wick einmal formuliert hat. Das
bedeutet, dass man grundsätzlich
über sein Verhalten und seinen
Auftritt kommuniziert. Auf die
Schiedsrichterei übertragen, lässt
sich sagen: Jede – auch unbewusste –
Bewegung, die der Schiedsrichter
auf dem Platz macht, jede Geste, ja
sogar jeder Gesichtsausdruck
besitzen eine Botschaft, die von
den Spielern und Zuschauern
wahrgenommen wird.
Und diese Wahrnehmung des
Schiedsrichters beginnt bereits
mit der Ankunft am Spielort: Schon
dort wird er von den Offiziellen
und Trainern „begutachtet“. Der
Spruch „You never have the chance
to change the first impression“
kommt hier zum Tragen. Der erste
Eindruck hat also immer eine
besondere Bedeutung.
Bereits bei der Begrüßung am
Spielort sollte der Schiedsrichter
die Rollenerwartung, dass er der
unparteiische Leiter des Spiels
sein wird, in der Kommunikation
erfüllen. Geht das Schiedsrichter-
Team sicher und offen auf die
ihnen gegenüberstehenden Perso-
nen zu, so zeigen die drei Unpar-
teiischen schon mit ihrer Körper-
sprache: „Wir sind ebenso Sportler
wie ihr und werden unsere best-
mögliche Leistung abrufen. Habt
Vertrauen zu uns.“
Eine solche Grundhaltung wird auf
Trainer und Spieler übertragen
und hat somit Einfluss auf das
Spiel. Meistens bleibt für das
Schiedsrichter-Team auch nach
dem Abpfiff noch Zeit für ein kur-
zes Gespräch mit den Spielern und
Offiziellen. Der Schiedsrichter sollte
diese Gelegenheit zur konstrukti-
ven Kommunikation nutzen, denn
auf diesem Weg schafft er ein
positives Klima für seine nächsten
Spielaufträge. Man sieht sich ja
immer zweimal.
Durch eine dialogorientierte
Spielführung wird man weniger
Konflikte haben – aber eine Garan-
tie für eine völlig unproblemati-
sche Spielleitung hat man natür-
lich nie“, sagt Lutz Michael Fröh-
lich. Da spielt auch die Qualität der
Entscheidungen eine große Rolle.
Insbesondere, wenn ein Spiel auf-
grund mehrerer strittiger Einzel-
situationen hochkoche oder die
Zahl der emotionalisierten Spieler
auf dem Platz überdurchschnittlich
groß sei, steigen die Anforderun-
gen an den Schiedsrichter, das
Spiel zu managen und in der
Balance zu halten.
Weil die Kommunikation für jeden
Schiedsrichter – von der Bundes-
liga bis zur Kreisliga – von Bedeu-
tung ist, hat der aktuelle DFB-Lehr-
brief dieses Thema zum Inhalt. Die-
ser Lehrbrief steht allen Gruppen-
Lehrwarten zur Verfügung. Die
Redakteure haben eine Reihe von
Übungen zur Rhetorik und
Die Ermahnung durch den Schiedsrichter kann verbindlich
und dennoch auf Augenhöhe erfolgen.
Schon als aktiver Schiedsrichter hatte Lutz Michael Fröhlich
ein offenes Ohr für die Spieler.
Lutz Michael Fröhlich ist
heute Abteilungsleiter
Schiedsrichter beim DFB.
Indem der Schiedsrichter die Situation aus seiner Sicht
erklärt, schafft er Akzeptanz für seine Entscheidung.
Körpersprache ausgearbeitet. Sie
bieten acht handlungsorientierte
Übungen an, die von der soforti-
gen Reaktion auf einen Vorwurf bis
zum Vortrag und Rollenspiel rei-
chen. In ihren methodisch-didakti-
schen Überlegungen stellen sie
unmissverständlich klar, dass bei
solchen Lehreinheiten die Teilneh-
mer an den Lehrabenden und
Lehrgängen unmittelbar gefordert
sind. Es heißt dort: Sprache trai-
nieren bedeutet „aktiv kommuni-
zieren“.
Zur Verbesserung und Verfesti-
gung ihrer Kommunikations-Kom-
petenz sollen die Schiedsrichter in
den Übungen unter Einsatz einer
qualifizierten Körpersprache des-
halb „Sprechen üben, sprachlich
agieren und reagieren“. Wenn
ihnen dann einmal ein Spieler wie
Ente“ Lippens mit einem augen-
zwinkernden Spruch begegnet,
werden sie hoffentlich über sich
selbst lachen können, statt direkt
zur Verwarnungskarte zu greifen.