INTEGRATION A–Z
INTEGRATIONSLOTS/IN
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Integrationslots/in
Definition:
Die Ausbildung und Förderung von Integrationslots/innen als Unterstützer/innen, Mediator/innen und
Multiplikator/innen der lokalen Integrationsarbeit sind Bestandteile kommunaler Integrationspolitik, die
zunehmend an Bedeutung gewinnen. Gemeinsames Ziel der vielfältigen Lotsenprogramme in
Deutschland ist es, ehrenamtliches Engagement und interkulturelle Kompetenzen von Menschen mit
Migrationshintergrund zu stärken und diese Fähigkeiten zu nutzen, um die Integration zu fördern.
Die Kosten für die Qualifizierung von Freiwilligen zu Integrationslots/innen (zum Beispiel in
Volkshochschulkursen) übernehmen zumeist die Kommunen. Für die absolvierten Kurse erhalten die qua-
lifizierten Lotsen ein Zertifikat. Die Programme richten sich vornehmlich – aber nicht ausschließlich – an
Menschen mit Migrationshintergrund, die als Lots/innen auch ihre persönlichen Erfahrungen an andere
weitergeben können. Insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund sollen dafür gewonnen werden.
Gesellschaftliche Bedeutung:
Integrationslots/innen können in vielfältigen Formen und in unterschiedlichen Bereichen wichtige
Hilfestellungen geben. Sie bieten individuelle Beratungsangebote und unterstützen Familien oder
Einzelpersonen vor Ort. Integrationslots/innen können Migrant/innen wichtige Unterstützung im
Alltag geben, beispielsweise bei Behördengängen, Arztterminen oder Elternabenden der Schulen. Da
Bildung ein zentraler Schlüssel der Integration ist, unterstützen Integrationslots/innen Jugendliche
und ihre Eltern zum Beispiel bei der Schul-, Ausbildungs- und Berufswahl sowie bei Bewerbungs-
verfahren. In Schulen, Nachbarschaftsinitiativen, Vereinen und Verbänden fördern Integrations-
lots/innen Empowerment und die Teilhabe der Menschen mit Migrationshintergrund. Sie sind
Kontaktpersonen und Multiplikatoren der lokalen Integrationsarbeit. Als Nachbarn kennen sie die
Probleme und Konflikte in ihrem Umfeld aus eigener Anschauung, können als Insider auftreten und
haben weniger Akzeptanzprobleme. Wichtiges Element ihrer Arbeit ist die Vernetzung mit den lokalen
Strukturen, den Integrationsbeauftragt/innen und Initiativen der Integrationsarbeit.
Bedeutung für den Fußball:
Die Integrationslots/innen im Bereich des Sports unterstützen und beraten Vereine, die einen hohen
Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund haben. Außerdem vermitteln sie interessierte
Menschen mit Migrationshintergrund an Sportvereine und stärken ihre Teilhabe. Integrations-
lots/innen können im familiären Umfeld von Kindern und Jugendlichen wichtige Überzeugungs- und
Vermittlungsarbeit leisten und helfen, dass von Seiten der Eltern der Eintritt in einen Verein gestattet
wird. Dies gilt insbesondere für den Bereich des Mädchen- und Frauenfußballs. Integrationslots/innen
können beim Einstieg in das Berufsleben unterstützen, indem sie mit Einverständnis des Vereins
Bescheinigungen über ehrenamtliches Engagement und dadurch erworbene Fähigkeiten ausstellen.
Die verschiedenen Lotsenprogramme sind konzeptionell sowie strukturell ausbaufähig und noch nicht
überall etabliert. Doch als Zukunftsmodell könnten die Integrationslots/innen auch im Sport von wach-
sender Bedeutung sein. Als eines der ersten hat das Land Niedersachsen zielgerichtet Mitgliedern des
Niedersächsischen Fußball-Verbandes eine Basisschulung zu Integrationslots/innen angeboten.
INTEGRATION A–Z
INTEGRATIONSBOTSCHAFTER/IN
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Integrationsbotschafter/in
Definition:
Als Botschafter/innen bezeichnet man in der internationalen Politik die Gesandten eines Staates. Sie
haben eine politische Mission und vertreten als Ansprechpartner/innen und Repräsentant/innen die
politischen Leitlinien ihres Landes im Ausland. Integrationsbotschafter/innen fällt diese Aufgabe für
das gesellschaftspolitische Thema Integration zu.
Bedeutung für den Fußball:
Im Jahr 2009 hat der DFB eigene Integrationsbotschafter/innen berufen. Ihre Aufgaben bestehen vor
allem in der öffentlichkeitswirksamen Repräsentation des Themas Integration beim DFB sowie in der
Übernahme einer Vorbildfunktion insbesondere für Jugendliche. Zu diesem Zweck treten sie in the-
menbezogenen Medienkampagnen und Veranstaltungen auf. Durch ihr Engagement leisten sie einen
Beitrag zur Integrationsförderung beim DFB und repräsentieren damit auch die erste zentrale
Botschaft des DFB im Bereich Integration „Integration fängt bei mir an! Ich mache mit.“.
Die DFB-Integrationsbotschafter/innen:
Fatmire „Lira“ Bajramaj
:
Die erste deutsche Nationalspielerin muslimischen Glaubens wurde im
Kosovo geboren und floh mit vier Jahren mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland. Sie
präsentiert als Integrationsbotschafterin insbesondere die erste zentrale Botschaft des DFB
Integration fängt bei mir an! Ich mache mit.“ und appelliert damit an jede/n Einzelne/n, unabhängig
von der Herkunft, einen Beitrag für die Integration zu leisten.
Célia Okoyino da Mbabi
:
Die Tochter einer Französin und eines Kameruners gab ihr Länderspieldebüt
in der deutschen Nationalmannschaft mit 16 Jahren. Sie besitzt einen deutschen und einen französi-
schen Pass und präsentiert als Integrationsbotschafterin insbesondere die zweite zentrale Botschaft
des DFB im Bereich Integration „Unterschiede verstehen und anerkennen!“. Sie wirbt damit besonders
für die Förderung der Verständigung zwischen Akteur/innen unterschiedlicher Herkunft im Fußball.
Sinem Turac
:
Die Berliner Schiedsrichterin mit türkischen Wurzeln leitet Spiele der 2. Frauen-
Bundesliga sowie der Berlinliga der Männer. Sie präsentiert als Integrationsbotschafterin insbesonde-
re die dritte zentrale Botschaft des DFB „Ohne Regeln kein Spiel!“ und setzt sich damit besonders für
gegenseitigen Respekt und die Einhaltung der Regeln auf und außerhalb des Spielfeldes ein.
Cacau
:
Der gebürtige Brasilianer und mittlerweile deutsche Nationalspieler präsentiert als
Integrationsbotschafter insbesondere die vierte zentrale Botschaft des DFB „Vielfalt im Fußball!“ und
wirbt damit besonders für die Anerkennung und Wertschätzung kultureller Vielfalt sowie für das
Nutzen der Chancen, die daraus entstehen.
Serdar Tasci
:
Der deutsche Nationalspieler mit türkischen Wurzeln präsentiert als Integrations-
botschafter insbesondere die fünfte zentrale Botschaft des DFB „Einsatz und Spaß im Fußball“ und
wirbt damit besonders für die Förderung des ehrenamtlichen Engagements der Menschen mit
Migrationshintergrund innerhalb der Vereins- und Verbandsstrukturen des organisierten Fußballs.